Suse: Was die gesenkte Prognose für die Aktie bedeutet
Die Geschäfte laufen nicht so wie sie sollten, dies schlägt sich in der Kursentwicklung der Suse-Aktie (WKN: SUSE5A) nieder. Sie hat sich aktuell wieder etwas stabilisiert, der Kursrückgang seit der Prognosesenkung am 11. Mai beträgt -29%. Damit setzt sich der langfristige Abwärtstrend weiter fort. Jetzt stellen Anleger und Aktionäre sich die Frage, was von der Aktie noch zu erwarten ist.
Suse mit Sitz in Nürnberg bietet Open-Source-Anwendungen auf Basis des Betriebssystems Linux. Die Software steckt unter anderem in autonomen Fahrsystemen, Satelliten, Zügen und Flugzeugen. Das Unternehmen, das seit Mai 2021 an der Börse ist, feierte kürzlich sein 30-jähriges Jubiläum. Chefin Melissa Di Donato war damals die erste Frau, der ein Milliarden-IPO gelungen ist. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 2,05 Milliarden €.
Geschäftsentwicklung verschlechtert
Das laufende Quartal entwickelt sich bei Suse nicht wie ursprünglich geplant. Das Unternehmen hat seine Erwartungen für den Quartalsumsatz auf 162,5 Millionen € reduziert, hinsichtlich des voraussichtlichen Gewinns wurden keine Angaben gemacht.
Als Gründe für Guidance-Anpassung nannten die Nürnberger die Verschiebung geplanter Investitionen seitens der Kunden. Ein weiterer Aspekt ist, dass die vorgenommene Neustrukturierung des Vertriebs noch nicht die volle Schlagkraft erreicht.
Dabei sah es nach dem ersten Quartalsbericht gar nicht über aus, alle Finanzkennzahlen hatten sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum verbessert. Insbesondere das operative Ergebnis verbesserte sich um 28% auf 67,1 Millionen €, die operative Marge verbesserte sich um 6 Prozentpunkte auf 40%. Auch wenn die Analysten einen deutlich höheren Gewinn erwartet hatten, ist die Ertragslage im ersten Quartal dennoch als gut zu bezeichnen.
Prognose gesenkt
Vor knapp zwei Wochen sah sich Suse aber veranlasst, die bisherige Jahresprognose zu senken. Dies zeigt auch, dass sich die Ertragslage im laufenden Quartal nicht wie geplant entwickelt.
Das Umsatzwachstum soll jetzt im mittleren einstelligen Prozentbereich liegen, vorher wurden 11 bis 13% Wachstum erwartet. Die operative Marge soll im mittleren 30%-Bereich liegen statt bei 37%.
Vorstandswechsel vorgenommen
Die bisherige Vorstandsvorsitzende Melissa Di Donato schied auf eigenen Wunsch Ende April aus dem Unternehmen aus, neuer CEO ist seither Dirk Peter van Leeuwen.
Dadurch, dass diese Stelle extern besetzt wurde, kann vermutet werden, dass der Großaktionär EQT Partners AB mit der bisherigen Entwicklung nicht zufrieden ist. Seit dem Höchststand Anfang 2022 hat sich der Aktienkurs von Suse schließlich mehr als gedrittelt. Hier dürfte seitens des Anteilseigners große Unzufriedenheit bestanden haben.
Kursentwicklung ungewiss
Insgesamt zeigt der Chartverlauf, dass der Ausgabekurs zu hoch war; die Markterwartungen konnte das Unternehmen nicht erfüllen. Wie es nach diesem Kursabsturz weitergeht, ist schwer zu sagen. Kurz- und mittelfristig dürfte keine Erholung eintreten, dafür ist die bisherige Geschäftsentwicklung zu miserabel.
Zudem hat sich das wirtschaftliche Umfeld wenig verbessert, was zu weiteren Verschiebungen von Kundenaufträgen führen kann.
Bodenbildung abwarten
Obwohl der Kurs recht günstig scheint, würde ich momentan nicht in die Suse-Aktie investieren. Bevor sich die Ertragslage nicht verbessert, ist aus meiner Sicht mit keiner nachhaltigen Kurserholung zu rechnen.
Mittel- und langfristig sehe ich jedoch nicht so schwarz. Das neue Management wird alles daransetzen, die Profitabilität deutlich zu verbessern. Das braucht allerdings seine Zeit. Wenn dies gelingt, sind Kurse von 16 € und mehr wieder realistisch.
Die Analysten haben ihre Einschätzungen mehrheitlich nach unten angepasst, allerdings liegt deren mittlerer Zielkurs noch bei 20 €. Vorerst halte ich diese Kurse für zu hoch.
Eine Sondersituation kann entstehen, wenn die Übernahmegerüchte sich konkretisieren. Es werden immer wieder potenzielle Kandidaten genannt, die Interesse an Suse haben. Sollte eine Übernahme kommen, ist mit einem Kursaufschlag zu rechnen.
Mein Fazit: Vorerst abwarten, erst wenn die Ertragslage sich verbessert, wird die Aktie wieder interessant.
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