Tesla-Aktie: Hat diese Kursexplosion Substanz?

Zwei neue Zukunftsmärkte
Gestern, 12:31 Uhr

Die Tesla-Aktie zündete in den letzten Wochen den Turbo. Innerhalb von nur zwei Monaten hat sich der Kurs von Elon Musks Elektroautobauer mehr als verdoppelt und die Aktie stellte in den letzten Tagen reihenweise neue Allzeithochs auf. Was steckt hinter der gewaltigen Kursrallye? Und noch wichtiger: Kann sie weitergehen?

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Keine Wachstumsgeschichte mehr

Um diese Fragen zu beantworten, hilft wie immer ein Blick auf die Fakten. Am derzeitigen Kerngeschäft von Tesla, dem Verkauf von Elektroautos, kann die Kursexplosion kaum liegen.

Die Wachstumsgeschichte von Tesla ist zu Ende gegangen. Im dritten Quartal stieg der Umsatz nur noch um maue 8% und der Nettogewinn erhöhte sich um 9%. Beim Marktanteil verloren die Amerikaner drei Prozentpunkte. Eine erfolgreiche Growth Story sieht anders aus.

Elon Musk ist zwar guter Dinge, dass der Absatz im kommenden Jahr um 20 bis 30% steigen kann. Aber der Tesla-Chef ist bekanntermaßen immer guter Dinge, um im Nachhinein seine selbst gesteckten Ziele zu verfehlen.

Vielleicht kann Tesla ja mit einem neuen Automodell das Ruder herumreißen. Medienberichten zufolge soll im kommenden Jahr nun doch ein neues günstiges Einstiegsmodell namens Model Q auf den Markt kommen. Bei diesem Modell handelt es sich um eine abgespeckte Version des Model Y, das angeblich für einen Preis unter 30.000 € verkauft werden soll.

Die Robotaxis kommen

Für den eigentlichen Autoverkauf scheinen sich bei Tesla sowieso nur noch wenige Analysten und Anleger zu interessieren. Vielmehr stehen inzwischen die Zukunftsbereiche Robotaxis und Roboter im Fokus der Investoren.

Im kommenden Jahr soll es dann endlich so weit sein: Tesla will seinen Robotaxi-Service starten. Nach jahrelangen Ankündigungen ist die Full Self-Driving Technologie des Unternehmens nun wohl so fortgeschritten, um autonom fahrende Taxis auf die Straße zu bringen. Elon Musk behauptete kürzlich, die FSD-Technologie sei Anfang 2025 bereits besser als menschliche Fahrer.

Diese Entwicklung würde Tesla zum Second Mover nach der Alphabet-Tochter Waymo im Robotaxi-Markt machen. Wie groß der Markt für Robotaxis einmal sein wird, lässt sich derzeit kaum einschätzen. Expertenschätzungen gehen davon aus, dass alleine der Verkauf von Robotaxis im Jahr 2030 ein Volumen von über 200 Milliarden US$ ausmachen wird.

Hinzu kommt, dass sich die Zahl der Wettbewerber in diesem Markt langsam verringert. Vor wenigen Tagen hat General Motors bekanntgegeben, aus dem Robotaxi-Markt auszusteigen. Für viele Marktbeobachter kam dieser Schritt überraschend. Ich gehe jedoch davon aus, dass neben den Pionieren Tesla und Waymo noch einige weitere Player auf diesem Markt mitmischen werden.

Zukunftsmarkt Robotik

Neben den Robotaxi-Services genießt auch der Tesla-Roboter Optimus immer größere Aufmerksamkeit. Kein Wunder, schließlich gehen Marktprognosen davon aus, dass der globale Robotikmarkt im Jahr 2050 ein Volumen von 7 Billionen US$ haben wird.

Bei der Präsentation der letzten Quartalszahlen meinte Elon Musk, dass er guten Gewissens sagen könne, dass Tesla den mit Abstand am weitesten entwickelten humanoiden Roboter besitze. Ein klassisches Musk-Statement, dessen Wahrheitsgehalt sich nur schwer verifizieren lässt.

Fakt ist, dass Tesla mit dem Markteintritt in den Robotikmarkt seinen Fuß in einen der wettbewerbsintensivsten Märkte der Welt setzt. Zahlreiche etablierte Großkonzerne aus Europa und Japan dominieren diesen Markt seit Jahrzehnten. Ob sich Optimus hier durchsetzen kann, werden erst die kommenden Jahre zeigen.

Auf charttechnischem Neuland

Das Chartbild der Tesla-Aktie könnte nicht besser sein. Seit zwei Monaten steckt der Nasdaq-Titel in einem steilen Aufwärtstrend, in dessen Zuge alle historischen Widerstände pulverisiert wurden. Die Tesla-Aktie befindet sich derzeit auf charttechnischem Neuland.

Ein Kassandraruf

Einzelne Analysten haben das Kursziel für die Tesla-Aktie in den letzten Tagen auf über 500 US$ angehoben. Doch der Marktkonsens liegt weit darunter. Der Median aller aktuellen Analystenschätzungen liegt bei 275 US$. Das bedeutet ein Downside-Risiko für die Tesla-Aktie von satten -40%.

Mit einem TTM-KGV (also auf Basis der Gewinne der letzten zwölf Monate) von 135 ist die Tesla-Aktie in meinen Augen absurd hoch bewertet. Wir sprechen hier über einen Autobauer, der in den letzten Monaten nicht sonderlich erfolgreich auf dem Markt war. Vor allem die Entwicklung des Tesla-Absatzes in China sollte Anleger zu denken geben. Dort wurde Elon Musks Autofirma in den letzten Monaten links und rechts von heimischen Herstellern überholt.

Die verrückt hohe Bewertung der Tesla-Aktie basiert auf der reinen Hoffnung, dass Tesla einen Großteil des Robotaxi-Marktes kontrollieren und ein wichtiger Player im Robotikmarkt werden wird. Diese Annahmen sind in meinen Augen viel zu optimistisch.

Ja, auch ich gehe davon aus, dass Tesla im Robotaxi-Markt einer der wichtigsten Player sein wird. Aber ich glaube, dass sich dieser Markt in den kommenden Jahren zu einem Oligopol mit mehr als fünf wichtigen Mitspielern entwickeln wird.

Im Robotikmarkt sehe ich derzeit noch überhaupt nicht, dass Tesla eines Tages eine größere Rolle spielen kann. Hier konkurriert Elon Musks mit einer ganzen Reihe an Konzernen, die seit Jahrzehnten Erfahrung im Roboterbau haben und ebenfalls bereits humanoide Roboter auf den Markt gebracht haben.

Mein Kassandraruf, dass die Tesla-Aktie deutlich mehr Downside als Upside hat, verhallt ziemlich sicher ungehört auf dem Markt. Einst waren Elon Musks Autos die heißesten Produkte auf dem Markt. Diese Zeiten gehören längst der Vergangenheit an. Genauso wird es in einigen Jahren bei Robotaxis und Robotern sein.

Ein Blick in unseren neuen Auto-Report offenbart im Übrigen, bei welchen Aktien sich ein Investment jetzt auszahlen könnte.

ℹ️ Tesla in Kürze

  • Der 2003 gegründete US-Autohersteller mit Hauptsitz in Austin im US-Bundesstaat Texas ist derzeit der weltweit zweitgrößte Hersteller von Elektroautos. Neben Fahrzeugen stellt Tesla (WKN: A1CX3T) auch Batteriespeicher und Photovoltaikanlagen her.
  • Die Fahrzeuge und teilweise auch die Batterien werden in Gigafactories genannten Großfabriken produziert. Derzeit betreibt Tesla Gigafactories in den USA, Deutschland und China.
  • Tesla ist Mitglied in den US-Leitindizes Nasdaq 100 und S&P 500 und ist ca. 1,45 Billionen US$ wert.

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