Tesla: Ein Satz mit X, das war leider nix!
Gestern Abend, nachbörslich, legte auch der US-Elektroauto-Spezialist Tesla (WKN: A1CX3T) seine aktuellen Quartalszahlen vor. Diese konnten sich zum Teil wirklich sehen lassen, dennoch ging die Aktie schon im nachbörslichen Handel auf Tauchstation und fällt zur Stunde noch weiter. Wo aber liegt das Problem genau? Lassen Sie uns, um dies zu eruieren, zunächst einmal gemeinsam einen Blick auf das vorgelegte Zahlenwerk werfen.
So berichtete Tesla zunächst von einem neuen Rekordumsatz, denn im abgelaufenen zweiten Quartal 2019 gingen sage und schreibe 6,35 Mrd. US-Dollar (+57,5% gegenüber Q2/2018) durch die Bücher. Das Problem dabei war halt nur, dass trotz des Rekordumsatz weiterhin horrende Verluste geschrieben wurden. So bezifferte Tesla den Quartalsverlust auf 408 Mio. US-Dollar respektive 2,31 US-Dollar je Aktie nach 718 Mio. US-Dollar respektive 4,22 US-Dollar je Aktie im Vorjahr.
Der bereinigte Verlust je Aktie betrug 1,12 US-Dollar, verglichen mit 3,06 US-Dollar im Vorjahr. Allerdings hatten Analysten im Vorfeld zwar durchaus mit Rekordumsätzen, allerdings nicht mehr mit so hohen Verlusten kalkuliert. Ja, manch ein Experte hatte sogar mit schwarzen Zahlen auf Quartalsbasis geliebäugelt, so dass die vorgelegten Quartalszahlen für den ein oder anderen Analysten ein kleiner Schock waren.
Weitere wichtige Entwicklungen...
Nachdem bereits zu Jahresbeginn 2019 Finanzchef (CFO) Deepak Ahuja seinen Hut genommen hatte, überraschte Tesla mit einer weiteren Personalie. So hat Chefentwickler (CTO) J.B. Straubel nämlich nun ebenfalls seinen Job niedergelegt, bleibt dem Unternehmen jedoch zumindest als Berater („Advisor“) treu. Doch letztlich war es wieder einmal dem exzentrischen CEO Elon Musk vorbehalten Kopfschütteln bei den Analysten zu verursachen.
Denn im Brief an die Aktionäre verkniff es sich das Management noch die Auslieferungsziele für 2019 explizit zu bestätigen. Dies wird allgemein als Werk des neuen CFO Zach Kirkhorn angesehen, der es wohl zunächst geschafft hatte seinen Boss Elon Musk etwas zu zähmen. So spricht Tesla im Brief an die Aktionäre nur davon, dass die Kundennachfrage groß genug sei, so dass man hart daran arbeite die gesetzten Ziele zu erfüllen.
Im Conference Call ist Elon Musk jedoch schon wieder ganz der Alte!
Im Conference Call mit Analysten legte Musk diese Zurückhaltung jedoch umgehend wieder ab. So bestätigte er explizit das Ziel in 2019 zwischen 360.000 und 400.000 Fahrzeuge an die Kunden ausliefern zu wollen. Zur Erinnerung: Im ersten Quartal 2019 hatte man gerade einmal 63.000 Fahrzeuge geschafft, im zweiten Quartal waren es dann immerhin schon 95.200. Alles in allem wurden damit im ersten Halbjahr 2019 insgesamt 158.200 Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert.
Damit muss Tesla nun im weiteren Jahresverlauf noch mindestens 201.800 weitere Auslieferungen schaffen, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Dies halten jedoch viele Analysten für deutlich zu ambitioniert. Vielmehr kalkulieren selbst optimistische Analysen nur mit ca. 340.000 Auslieferungen in 2019. Doch in der Vergangenheit war Elon Musk ja schon öfter für sowohl positive als auch negative Überraschungen gut. Warten wir daher einfach mal ab, was passiert.
Fazit: An Tesla scheiden sich weiterhin die Geister
Alles in allem gilt somit weiterhin, dass sich an Tesla die Geister scheiden. Einerseits schreibt Musk aktuell eine der vielleicht beeindruckendsten Wachstumsstories, selbst für das Silicon Valley. So hat der Konzern zwischen 2015 und 2018 seinen Jahresumsatz von knapp 4,05 Mrd. US-Dollar auf gut 21,46 Mrd. US-Dollar mehr als verfünffacht, was einem durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstum um sage und schreibe ca. +74,4% entspricht. Allerdings belief sich der kumulierte Nettoverlust im gleichen Zeitraum auch auf fast fünf Mrd. US-Dollar.
Alleine im laufenden Geschäftsjahr 2019 kamen bisher noch einmal gut 1,11 Mrd. US-Dollar an Verlusten oben drauf. Womit wir beim großen Problem vieler Analysten und Anleger sind: Elon Musk ist zwar ein großer Visionär, hat es bis dato aber nicht geschafft den Investoren einen Pfad zur nachhaltigen Erreichung der Profitabilität aufzuzeigen. Heute sind daher die Bären mal wieder im Vorteil. Nachdem die Bullen die Aktie zuletzt in der Hoffnung auf möglicherweise sogar schwarze Zahlen nach oben gekauft hatten, wurden diese hoch gesteckten Erwartungen jetzt bitter enttäuscht.
Dies führt dazu, dass jetzt eine kleine Spekulationsblase platzt. Meines Erachtens werden die Bären auch noch einige Zeit im Vorteil bleiben. Denn die von Elon Musk geschürten Erwartungen sind einfach zu hoch, was jetzt manch einem Anleger schmerzlich bewusst wird. Ein nochmaliger Rücksetzer deutlich unter 200 US-Dollar ist daher allemal drin. Auf lange Sicht aber dürfte Elon Musk mit Tesla ein Gewinner sein, so dass ich an meinem langfristigen Kursziel von 1.000 US-Dollar bisher nicht rüttele. Kurzfristig setze ich persönlich jedoch eher auf Nio...