The Platform Group: Warum die Aktie wohl bald jeder kennt
Eine erfrischende Präsentation hat Dr. Dominik Benner, CEO von The Platform Group (WKN: A2QEFA), am heutige Dienstagvormittag auf dem Equity Forum gehalten. Die Aktie, die seit Anfang 2024 bereits über +40% zulegen konnte, dürfte nun verstärkt in den Fokus von Anlegern geraten, die das Potenzial dieses aufstrebenden deutschen E-Commerce-Unternehmens erkennen. Hier gibt' s alle Highlights seines Vortrags:
Frischer Wind statt dröger Routine
Dr. Dominik Benner ist bekannt dafür, Dinge spontan umzuentscheiden.
Das habe ich persönlich erlebt, als wir nach den Halbjahreszahlen ein Interview vereinbart hatten. Der Videograf hatte das Setting bereits eingerichtet, als Benner spontan entschied, das Gespräch in einem anderen Raum und im Stehen statt im Sitzen zu führen. Die Umsetzung war zunächst hektisch, doch am Ende waren sich alle einig, dass es eine gute Entscheidung war.
Diese Kurzentschlossenheit zeigte Benner erneut auf dem heutigen Equity Forum, einer renommierten Plattform für den Austausch zwischen börsennotierten Unternehmen und Investoren. Kurz vor seinem Auftritt entschied er sich, die geplante Präsentation über den Haufen zu werfen und stattdessen fast ausschließlich auf häufig gestellte Fragen (FAQs) einzugehen, die er in den letzten Monaten von Anlegern, Partnern und Journalisten erhalten hatte.
Die spontane Änderung brachte frischen Wind in das sonst oft trockene Format solcher Veranstaltungen. Benner hat begriffen, dass es entscheidend ist, immer wieder direkt auf die Anliegen der Anleger einzugehen, da viele Aspekte des Geschäftsmodells von The Platform Group (TPG) auf den ersten Blick nicht offensichtlich sind.
Vom Schuhhandel zur Software-Company
Um zu verstehen, wie es zu dieser nun sehr agilen Unternehmensführung der TPG kam, ist ein Blick in die Geschichte der Gruppe notwendig. Die Wurzeln des Unternehmens reichen 142 Jahre zurück, als die Firma ursprünglich im Schuhhandel tätig war. Doch heute, so Benner, „programmieren wir nur noch Software und betreiben Plattformen.“ Diese Plattformen werden kontinuierlich in neue Branchen ausgerollt, wobei das Unternehmen sowohl organisch als auch durch Akquisitionen wächst. Pro Jahr tätigt The Platform Group 8 bis 9 Übernahmen und investiert erheblich in die Weiterentwicklung ihrer Software, die als Rückgrat des Geschäftsmodells fungiert.
Ein wesentliches Ziel ist es, die geografische Reichweite über die DACH-Region hinaus auszudehnen. Aktuell sei dies noch ein Nachteil, den das Unternehmen in Zukunft abbauen möchte.
Starke Zahlen und optimistische Prognose
Die bisherige Entwicklung der TPG-Aktie, die noch unter dem Radar der meisten Anleger verlief, ist beachtlich.
Seit dem Einstieg bei Fashionette im Dezember 2021 und der Umfirmierung in The Platform Group hat sich die Aktie um beeindruckende 124% gesteigert. Der Market Cap liegt inzwischen bei rund 180 Millionen €. Für das Jahr 2024 erwartet das Unternehmen einen Umsatz von 480 bis 500 Millionen €, ein adjustiertes EBITDA von 26 bis 30 Millionen € und ein Bruttowarenvolumen (GMV) von 840 bis 870 Millionen €. Ein Jahr später soll die 1-Milliarde-€-Marke beim GMV geknackt werden.
Laut Benner sei das Unternehmen in den letzten zehn Jahren jährlich um 20-25% gewachsen. Besonders häufig werde er gefragt, ob das aggressive M&A-Wachstum auch nachhaltig funktionieren könne. Seine Antwort: „Wenn man selektiv und gezielt vorgeht, dann ja.“ Beispiele wie Siemens, Bosch oder auch Constellation Software Inc., die mit ähnlichen Strategien erfolgreich sind, würden dies bestätigen. „Wir handeln antizyklisch“, betont Benner, was bedeutet, dass The Platform Group jetzt Akquisitionen tätigt, wo die Kaufpreise im E-Commerce im Vergleich zu 2019 um ein Vielfaches gesunken sind. Während vor einigen Jahren Kaufpreise im E-Commerce noch bei 8-12-mal dem EBITDA lagen, sind diese laut Benner auf 3-5-mal gesunken.
Übernahmestrategie: Nur die Besten schaffen es
Bei der Auswahl von Übernahmeobjekten ist Benner hingegen alles andere als schnellentschlossen. Das TPG-Management legt demnach klare Kriterien an: Die Zielunternehmen müssen mindestens 3 Millionen € Umsatz machen, profitabel sein und sich gut in die bestehende Struktur einfügen lassen.
Von den rund 1.600 Unternehmen, die jährlich geprüft werden, schaffen es etwa 22 in die finale Due Diligence, und im Schnitt werden acht Unternehmen übernommen. 8 Übernahmen sollen es auch 2024 werden. In diesem Jahr hat The Platform Group bereits fünf Zukäufe getätigt, und weitere drei Akquisitionen stehen laut Benner kurz bevor, darunter ein B2B-E-Commerce-Player aus Südeuropa mit 60 Millionen € Jahresumsatz.
TPG, ein „Gemischtwarenladen“?
Ein oft geäußerter Einwand sei, dass das Geschäft von The Platform Group wie ein „Gemischtwarenladen“ wirke. Benner widerspricht entschieden: „Wir suchen gezielt nach Branchen, in denen wir unsere Softwarelösungen einsetzen können.“
The Platform Group ist demnach in vier klar definierten Branchen tätig: Konsumgüter, Industrieprodukte, Frachtgüter sowie Dienstleistungen und Einzelhandelswaren. Der größte Bereich ist der Konsumgütersektor, der über die Hälfte des Umsatzes ausmacht und Plattformen von Mode bis Haushaltsgeräte umfasst. Industrieprodukte und Frachtgüter decken spezialisierte Marktplätze für Maschinen, Werkzeuge und Logistik ab. Im Bereich Dienstleistungen und Einzelhandelswaren betreibt TPG Plattformen, die sowohl B2B- als auch B2C-Services bieten. Diese Struktur ermöglicht es dem Unternehmen, unabhängig von der Entwicklung einzelner Branchen zu wachsen, Synergien zu nutzen und durch gezielte Akquisitionen neue Märkte zu erschließen.
Wachsen, wenn der Markt stagniert?
Dabei geht es, wie Benner betont, nicht um das Wachstum der jeweiligen Branchen, sondern um das Wachstum an Partnern. Diese Frage, wie man wachsen kann, wenn die Branche stagniert, höre er oft. Doch die Antwort sei klar: „Wenn wir mehr Partner haben, machen wir mehr Umsatz.“ Mit der Übernahme von Plattformen wie Hood.de und der Avocado-Plattform habe The Platform Group im Jahr 2024 etwa Tausende neue Partner und über 3 Millionen neue Produkte gewonnen.
Benners Strategie scheint aufzugehen: In den letzten vier Jahren hat das Unternehmen 24 Übernahmen erfolgreich abgeschlossen, keine wurde den Angaben nach verkauft oder geschlossen. Auch schwierige Fälle wie die Maschinen-Plattform Gindumac, dessen Umsatz von 6 auf 30 Millionen € gesteigert wurde, seien am Ende erfolgreich gewesen.
Aktie weiter unterbewertet?
Trotz des beeindruckenden Wachstums sieht Benner die Aktie von The Platform Group weiterhin als unterbewertet an. Die Besonderheit des „Badwill“ (PPA), der bei Übernahmen unter dem Preis der Vermögenswerte entsteht und in der Bilanz als Gewinn verbucht wird, ist bei der Bewertung allerdings stets zu beachten.
So kann der Gewinn pro Aktie (EPS) einmal mit und einmal ohne diesen erheblichen Effekt ausgewiesen werden. Ohne Berücksichtigung des Badwill ist die Aktie mit einem KGV von rund 6 bewertet. Wenn man die Effekte einberechnet, sinkt die Gewinnbewertung auf 3. Die Tatsache, dass The Platform Group – vor allem im Ausland – noch wenig bekannt ist, dürfte laut Benner ein Grund für die niedrige Bewertung sein.
Doch mit dem stetigen Wachstum und der zunehmenden (auch internationalen) Expansion könnte sich dies sehr bald ändern. Die jüngsten Halbjahreszahlen und Prognosen stimmen jedenfalls optimistisch: Das Unternehmen wächst weiter rasant, während Zalando und Co. stagnieren.
Angeregter Applaus für Benners Vortrag
Dr. Dominik Benner hat mit seiner spontanen Entscheidung, auf dem Equity Forum die Präsentation zu ändern, einmal mehr gezeigt, wie schnell und flexibel er agiert – eine Eigenschaft, die sich nicht nur in seinen Vorträgen, sondern auch in der Unternehmensführung auszahlen kann.
Sein CFO, Reinhard Hetkamp, der laut Benner häufig in solchen Situationen wenig begeistert reagiert, dürfte durch die spontane Änderung der Präsentation erst nervös, am Ende jedoch auch der Meinung gewesen sein, dass es ein sehr gelungener und erfrischender Vortrag war. Dies spiegelte sich auch im angeregten Applaus wider, der bei dem Event normalerweise deutlich verhaltener ausfällt.
ℹ️ The Platform Group vorgestellt
- The Platform Group AG ist ein Software-Unternehmen, welches in zahlreichen Branchen Plattformlösungen betreibt.
- Über 11.800 Partner sind, stand März 2024, auf den Plattformen aktiv.
- Die Umsatzprognose für 2024 liegt derzeit bei 480 bis 500 Millionen €., für 2025 bei 550 Millionen €
- Ursprünglich im stationären Schuhhandel gestartet, bietet die TPG ihren Partnern mittlerweile softwarebasierte Plattformlösungen, insbesondere für Händler, an, für die sich ein umfangreicher und aufwendiger eigener Online-Shop nicht lohnen würde.
- Der Hauptsitz des Konzerns ist im Schloss Elbroich in Düsseldorf.
- Die Aktie des Unternehmens ist an der Börse aktuell mit rund 180 Millionen € bewertet.
- Der Enterprise Value liegt aktuell bei rund 235 Millionen €.
💬 The Platform Group: Exklusivinterview zu H1-Zahlen
Wer an der Aktie von The Platform Group interessiert ist, sollte sich auch das exklusive sharedeals-Videointerview mit CEO Dr. Dominik Benner und Vorstandsmitglied Laura Vogelsang ansehen, in dem sie spannende Einblicke in die zukünftigen Pläne und Strategien des Unternehmens geben.
Interessenkonflikt: Ein Interessenkonflikt besteht darin, dass der Herausgeber für seine Berichterstattung über The Platform Group vom Unternehmen vergütet wurde.
Mitarbeiter des Herausgebers sowie der Herausgeber können selbst Aktien des besprochenen Unternehmens The Platform Group halten, diese jederzeit veräußern und dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags keine Aktien des besprochenen Unternehmens.