Thyssenkrupp-Aktie: Da fliegen die Fetzen

Ärger im Aufsichtsrat

Vor genau einer Woche fiel die Thyssenkrupp-Aktie (WKN: 750000) auf ein neues 3-Jahrestief bei 4 €. Doch in den letzten fünf Handelstagen konnte das Papier des Stahl- und Technologiekonzerns um fast +7% zulegen. Zeichnet sich nun endlich eine Trendwende ab?

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Mächtig Ärger im Aufsichtsrat

Um an eine Trendwende bei Thyssenkrupp zu glauben, müssen Anleger schon sehr viel Optimismus mitbringen. Bei keinem anderen deutschen Großkonzern fliegen derzeit so stark die Fetzen wie beim Essener Konzern.

Der Hintergrund: Die Arbeitnehmerseite fühlt sich vom Management und vom Aufsichtsrat beim Einstieg des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský in die Stahlsparte völlig übergangen. Der Aufsichtsratsvorsitzende hatte den Deal mit seinem doppelten Stimmrecht gegen den Willen der Arbeitnehmer durchgedrückt. Für die Gewerkschaft war das eine Kriegserklärung.

Die Zusammenarbeit im Kontrollgremium von Thyssenkrupp könnte in Zukunft noch schwieriger werden. Medienberichten zufolge überlegt nun die Bundesregierung, einen Vertreter in den Aufsichtsrat zu entsenden. Ob sie dazu überhaupt die Möglichkeit hat, hängt an der Höhe der Subventionen für den Stahlkonzern.

Aber auch Křetínský selbst beansprucht für seine Industrieholding einen Sitz im Aufsichtsrat. Neuer Ärger zwischen der Arbeitgeber- und der Arbeitnehmerseite ist damit absehbar.

Fragen rund um den Stahl-Deal

Gleichzeitig werden auch die Transaktionsdetails rund um die Beteiligung von Křetínskýs Investmentgesellschaft EPCG hinterfragt. Vereinzelte Stimmen kritisieren eine zu niedrige Bewertung der Stahlsparte.

Auch hinter möglichen Stromlieferungen an Thyssenkrupp durch den Energieversorger Leag, der ebenfalls zur EPCG gehört, steht ein großes Fragezeichen. Ob Thyssenkrupp sich durch den neuen Partner einen Vorteil gesichert hat, ist mehr als fraglich.

Restrukturierung kommt nicht voran

Gleichzeitig gibt es auch keine guten Nachrichten hinsichtlich der weiteren Restrukturierung von Thyssenkrupp. Der schon länger zur Disposition stehende Verkauf der Marinesparte kommt nicht voran und die inzwischen an die Börse gebrachte Wasserstofftochter Nucera lieferte bislang eine sehr schwache Kurs-Performance.

Thyssenkrupp ist für die Finanzierung kostspieliger Zukunftsinvestitionen dringend auf frisches Kapital angewiesen. Dieses könnte durch einen Verkauf der Marinesparte oder weitere Aktienverkäufe an Nucera generiert werden.

Ein verheerendes Chartbild

Das Chartbild der Thyssenkrupp-Aktie ist nach wie vor verheerend. Seit über einem halben Jahr befindet sich der MDAX-Wert in einem steilen Abwärtskanal, den er bislang nicht nach oben durchbrechen konnte.

In den letzten vier Monaten sackte die Aktie mehrfach auf ein neues Mehrjahrestief ab. Eine Bodenbildung zeichnet sich nach wie vor nicht ab.

Nicht auf einen Turnaround setzen

Ich sehe angesichts der Vielzahl der Probleme keine nachhaltige Trendwende für die Thyssenkrupp-Aktie. Auch die britische Bank Barclays sieht keinen Grund für Optimismus. Sie korrigierte zur Wochenmitte ihr Kursziel von 5 auf 4,40 € nach unten und glaubt demnach nicht an eine weitere Kurserholung.

Anleger sollten weiterhin die Finger von der Thyssenkrupp-Aktie lassen. Wer sich gerne an Unternehmen in Turnaround-Situationen beteiligt, findet an der Börse deutlich interessantere Kandidaten.

ℹ️ Thyssenkrupp vorgestellt

  • Thyssenkrupp mit Hauptsitz in Essen ist ein diversifizierter Industrie- und Technologiekonzern mit Schwerpunkt in der Stahlherstellung.
  • Der Konzern ging 1999 aus der Fusion der beiden Traditionsunternehmen Friedrich Krupp AG und Thyssen AG hervor.
  • Thyssenkrupp ist im Nebenwerteindex MDAX notiert und ist aktuell ca. 2,60 Milliarden € wert.

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