Thyssenkrupp-Aktie: Das reinste Chaos
Die Thyssenkrupp-Aktie (WKN: 750000) konnte sich in den beiden letzten Wochen nach einem monatelangen Kursverfall endlich bei knapp über 3 € stabilisieren. Doch nun brennt es wieder lichterloh im Stahlkonzern. Was ist da schon wieder passiert?
Ein beispielloser Massenrücktritt
Wenn es Thyssenkrupp in die Tagesschau-Abendnachrichten schafft, dann gibt es meist keine guten Meldungen vom deutschen Traditionskonzern. Die gestrige Meldung war dann auch ein echter Paukenschlag.
Die Spitzen des Aufsichtsrats und des Vorstands der Stahlsparte von Thyssenkrupp gaben ihren Rücktritt bekannt. Der Chef des Aufsichtsrats der Stahltochter, der ehemalige SPD-Chef Sigmar Gabriel, gab als Begründung an, dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Thyssenkrupp-Konzernchef Lopez nicht mehr möglich sei.
Neben Gabriel reichten drei weitere Mitglieder des Aufsichtsrats sowie Bernhard Osburg, Chef der Stahlsparte, und zwei weitere Vorstände der Sparte ihren Rücktritt ein. Gabriel ergänzte, dass es schwere Differenzen mit Lopez gebe und dieser in den vergangenen Wochen eine beispiellose Kampagne gegen Osburg betrieben habe. Der Aufsichtsratschef der Stahlsparte sprach von einem schweren Vertrauensbruch.
Was ist der Hintergrund des Streits?
Hintergrund des Streits zwischen dem Konzern-Management um Lopez und der Führungsmannschaft der Stahlsparte ist die grundlegende Neuaufstellung der Sparte. Lopez will die Sparte verselbständigen und in diesem Zusammenhang die Produktionskapazitäten und die Zahl der Mitarbeiter deutlich reduzieren.
Der Konzernchef von Thyssenkrupp hat kein Interesse mehr an der seit langem kränkelnden Stahlsparte und will ihr im Zuge der Verselbstständigung nicht mehr viel Geld zur Verfügung stellen. Lieber will sich Lopez auf wachstumsstärkere und profitablere Geschäftsbereiche konzentrieren.
Vorstand und Aufsichtsrat der Stahlsparte haben dazu eine ganz andere Meinung. Sie sehen einen erheblich höheren Kapitalbedarf für den Start in das „eigene Leben“. Unterstützt wird die Führung der Stahlsparte durch die Arbeitnehmervertreter. Sie kämpfen vehement gegen den geplanten Personalabbau in der Sparte.
Eine brandgefährliche Situation
Die Thyssenkrupp-Aktie hat Mitte August bei einem Kurs von 3,10 € vorerst einen Boden gefunden. Seitdem dümpelt der MDAX-Wert nur hauchdünn über dieser Kursmarke.
Das macht die aktuelle Chartsituation auch so gefährlich. Bereits der kleinste Kursrückgang kann zu einem neuen Allzeittief führen.
Das letzte Vertrauen verspielt
Der gestrige Massenrücktritt von Führungspersonal ist beispiellos in der Geschichte von Thyssenkrupp. Beispiellose Vorgänge sorgen an der Börse meist für große Verunsicherung und so dürfte es auch im aktuellen Fall sein.
Anleger werden nun den letzten Funken Vertrauen in die Thyssenkrupp-Aktie verloren haben. Einer derart zerstrittenen Führungsmannschaft ist keine erfolgreiche Neuausrichtung des Konzerns zuzutrauen.
Ich rate Anlegern deshalb bereits seit vielen Monaten, die Finger von der Thyssenkrupp-Aktie zu lassen. Sie hat meiner Meinung nach noch keinen Boden gefunden.
ℹ️ Thyssenkrupp in Kürze
- Thyssenkrupp mit Hauptsitz in Essen ist ein diversifizierter Industrie- und Technologiekonzern mit Schwerpunkt in der Stahlherstellung.
- Der Konzern ging 1999 aus der Fusion der beiden Traditionsunternehmen Friedrich Krupp AG und Thyssen AG hervor.
- Thyssenkrupp ist im Nebenwerteindex MDAX notiert und ist aktuell ca. 2,0 Milliarden € wert.
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