Thyssenkrupp-Aktie: Das war’s mit der Kurserholung
Anleger, die zum Allzeittief der Thyssenkrupp-Aktie (WKN: 750000) Mitte September einstiegen, durften sich bis Ende vergangener Woche über ein Kursplus von über 20% freuen. Doch mit einem Minus von fast 5% scheint die Erholungsrallye des Stahl- und Technologiekonzerns zum Wochenbeginn zu Ende zu gehen. Gibt es mal wieder schlechte Nachrichten aus Essen?
Grüner Stahl steht infrage
Die Kursreaktion der Thyssenkrupp-Aktie deutet daraufhin, dass die Nachrichten nicht gut sind. Der angeschlagene Stahlkonzern stellt seine Pläne zur Erzeugung von grünem Stahl infrage.
Konkret geht es um den Bau einer Direktreduktionsanlage für die umweltfreundliche Produktion von Stahl. Die Kosten dieser Anlage wurden bislang auf ca. 3 Milliarden € beziffert. Der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen übernehmen davon einen Anteil von 2 Milliarden €, den Rest muss Thyssenkrupp selbst tragen.
Doch nun scheinen sich die Kosten zu erhöhen. Laut Unternehmensangaben drohen Mehrkosten im dreistelligen Millionenbereich. Die Konzernführung verlautbarte deshalb, dass derzeit geprüft werde, was die besten und wirtschaftlich tragfähigsten Lösungen sind, um den Stahlbereich von Thyssenkrupp langfristig klimaneutral aufzustellen.
Den Pokereinsatz erhöht
Meiner Meinung nach handelt es sich dabei nur um eine weitere Runde in einem Pokerspiel. Thyssenkrupp-Konzernchef Lopez erhöht mit dieser Aussage den Spieleinsatz.
Im Grund genommen geht es bei der Verselbständigung der Stahlsparte um die Frage, wie groß die Mitgift der Konzernmutter ausfällt. Indem Lopez das zentrale Projekt der Sparte infrage stellt, treibt er den Preis für den Staat und Daniel Křetínsky in die Höhe.
Der tschechische Milliardär hat sich mit 20% an der Thyssenkrupp-Stahlsparte beteiligt und möchte seinen Anteil auf 50% aufstocken. Thyssenkrupp-Chef Lopez gibt Křetínsky damit zu verstehen, dass er mehr Geld in die Stahlsparte einbringen muss.
Wird das Allzeittief getestet?
Die kurze Erholungsrallye ist mit dem heutigen Kursrückgang bereits wieder unterbrochen. Es ist meiner Meinung nach gut möglich, dass die Thyssenkrupp-Aktie in den kommenden Tagen wieder ihr Allzeittief bei 2,80 € testet.
Keine Einigung in Sicht
Das Pokerspiel um die Eigenständigkeit der Thyssenkrupp-Stahlsparte ist noch lange nicht zu Ende. Ich gehe davon aus, dass es auch in den kommenden Wochen noch zu keiner Einigung zwischen den beteiligten Parteien kommt.
Die Thyssenkrupp-Aktie ist für mich bis auf Weiteres kein Kauf. Die Unsicherheiten rund um den Konzern sind gewaltig. Erst wenn Klarheit darüber herrscht, wie es mittel- bis langfristig mit der Stahlsparte und mit dem Konzern insgesamt weitergeht, könnte die deutsche Traditionsaktie wieder ein Kauf sein. Bis dahin bleibt sie ein hochspekulatives Papier.
ℹ️ Thyssenkrupp in Kürze
- Thyssenkrupp mit Hauptsitz in Essen ist ein diversifizierter Industrie- und Technologiekonzern mit Schwerpunkt in der Stahlherstellung.
- Der Konzern ging 1999 aus der Fusion der beiden Traditionsunternehmen Friedrich Krupp AG und Thyssen AG hervor.
- Thyssenkrupp ist im Nebenwerteindex MDAX notiert und ist aktuell ca. 2 Milliarden € wert.
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