Thyssenkrupp-Aktie: Jetzt geht’s ums große Ganze
Die dreitägige Aufwärtsbewegung der Thyssenkrupp-Aktie (WKN: 750000) Mitte/Ende vergangener Woche ist zum Wochenbeginn schon wieder jäh zu Ende gegangen. Das Papier des Stahl- und Technologiekonzerns verliert am Montagvormittag über 2% an Wert. Erwarten sich Anleger vom heutigen Stahlgipfel keine positiven Impulse?
Ein Gipfel wird zum Krisengipfel
Der am Montag in Duisburg stattfindende Stahlgipfel sollte eigentlich ein Branchentreff werden, auf dem Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über die Zukunft der Branche debattieren. Angesichts der gewaltigen Probleme von Thyssenkrupp ist die Veranstaltung allerdings zu einem Krisengipfel für den deutschen Traditionskonzern geworden.
Das machten bereits 1.500 wütende Stahlarbeiter klar, die aus verschiedenen Städten nach Duisburg anreisten, um dort ihren Unmut kundzutun. Neben Bundeswirtschaftsminister Habeck sind auch NRW-Ministerpräsident Wüst und Bundestagspräsidentin Bas zu Gast.
Welche Optionen sind auf dem Tisch?
Die Kernfrage, der sich die Politik stellen muss, ist, welche strategische Bedeutung die Stahlproduktion in Deutschland noch genießt. Man kann Bund und Ländern nicht vorwerfen, dass sie nichts für die Branche tun würden. Insgesamt 6,9 Milliarden € an Fördergeldern wurden Thyssenkrupp, Salzgitter, der Stahl-Holding-Saar und Arcelor Mittal bereits zugesagt. Doch das Geld reicht wohl vorne und hinten nicht, um die Transformation der Industrie zu einer klimaneutralen Branche zu vollenden.
Gleichzeitig sind die Stahlpreise in den letzten Monaten stark unter Druck geraten. Thyssenkrupp & Co kämpfen somit mit sinkenden Stahlumsätzen bei gleichzeitig hohen Investitionserfordernissen.
Inwiefern die Politik der Branche weiter unter die Arme greift, ist unklar. Seit Monaten steht in Deutschland ein niedrigerer Industriestrompreis zur Debatte, der aber offenbar nicht mehrheitsfähig ist.
Hinzu kommt, dass angesichts knapper Kassen der Bund und die Länder keine gesteigerte Lust daran haben dürften, die Branche weiter mit Milliardenbeträgen zu fördern. Ein Einstieg des Bundes bei Thyssenkrupp in Form einer direkten Beteiligung scheint ebenfalls mit bestimmten Parteien der Regierung nicht machbar zu sein.
Bleibt als Option noch eine Fusion von Thyssenkrupp mit Salzbitter, um einen nationalen Stahl-Champion zu schaffen. Ob damit jedoch die Probleme von Thyssenkrupp aus der Welt wären, möchte ich ganz offen bezweifeln.
Kein sicherer Boden
Die Thyssenkrupp-Aktie notiert gegenwärtig nur 4% über ihrem erst letzte Woche aufgestellten Allzeittief. Ob der MDAX-Titel bei knapp unter 3 € einen Boden gefunden hat, ist längst nicht sicher.
Und kein politischer Rückenwind
Vor diesem Hintergrund rate ich Anlegern, auch weiterhin nicht in die Thyssenkrupp-Aktie einzusteigen. Der MDAX-Konzern genießt derzeit kaum Rückenwind, auch keinen politischen. Die Zusicherungen aus Berlin und Düsseldorf, sich um die Anliegen des Konzerns und seiner Beschäftigten zu kümmern, waren bislang nur Lippenbekenntnisse.
Für die Verselbständigung der Stahlsparte wird der Thyssenkrupp-Konzern meiner Meinung nach sehr viel Geld mehr in die Hand nehmen müssen als bislang bekannt. Dem Kurs der Thyssenkrupp-Aktie wird das nicht guttun.
ℹ️ Thyssenkrupp in Kürze
- Thyssenkrupp mit Hauptsitz in Essen ist ein diversifizierter Industrie- und Technologiekonzern mit Schwerpunkt in der Stahlherstellung.
- Der Konzern ging 1999 aus der Fusion der beiden Traditionsunternehmen Friedrich Krupp AG und Thyssen AG hervor.
- Thyssenkrupp ist im Nebenwerteindex MDAX notiert und ist aktuell ca. 1,8 Milliarden € wert.
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