ThyssenKrupp: Marinedeal geplatzt – und nun?
Die Aktie von ThyssenKrupp (WKN: 750000) bewegt sich weiterhin seitwärts und notiert am Montag aktuell bei knapp 3,40 €. Damit halbierte sie sich rund seit Jahresanfang, gegenüber dem Tief vom September mit 2,80 € bedeutet das eine leichte Erholung. Jetzt bereitet die Ausgliederung der Marinesparte Probleme, was bedeutet das für die weitere Kursentwicklung?
Finanzinvestor springt ab
Am 22. Oktober meldete der Essener Konzern, dass der Finanzinvestor Carlyle die Gespräche über eine Beteiligung an der Marinesparte (TKSM) für beendet erklärt. Über die Hintergründe für den Ausstieg wurden keine Angaben gemacht.
Die Ausgliederung bzw. der Einstieg von Investoren der Marinetochter ist ein wesentlicher Bestandteil der Restrukturierung des Gesamtkonzerns. Zukünftig sollen die Stahlsparte sowie die Marinetochter als eigenständige Gesellschaften geführt werden. Die Beendigung der Gespräche mit Carlyle bedeutet ein weiterer Rückschlag bei der Restrukturierung.
Verbleibende Optionen
Zuletzt waren Gerüchte um eine Staatsbeteiligung aufgekommen. Deutschland als wichtiger Auftraggeber von Kriegsschiffen ist sehr daran interessiert, dass die TKMS als eigenständige nationale Gesellschaft erhalten bleibt. Besonders in der jetzigen angespannten militärischen Situation ist ein nationaler Bootshersteller wichtig. Der Bund erteilte vor kurzem einen Auftrag über den Bau von fünf Fregatten. Ob der Bund als Investor einsteigt und mit welchem Anteil ist derzeit ungewiss.
Eine weitere Option ist der Einstieg der Lürssen-Beteiligungsgesellschaft. Deren Marine-Tochter NVL würde ideal zu TKMS passen. Sie ist zwar deutlich kleiner als TKMS, zusammen würden sie jedoch eine schlagkräftige Einheit darstellen. Auch hier wäre eine zusätzliche Staatsbeteiligung vorstellbar.
Die dritte Option ist die Ausgliederung mit anschließendem Börsengang. ThyssenKrupp könnte dabei Mehrheitsgesellschafter bleiben und somit die Geschicke von TKMS weiter bestimmen. Die Blaupause hierfür ist die Ausgliederung von ThyssenKrupp Nucera. Damit der Börsengang ein Erfolg wird, müsste vorher jedoch noch eine stärkere Restrukturierung erfolgen.
Die Absage von Carlyle bedeutet nicht das Ende der Ausgliederungsbestrebungen, jedoch ist damit eine vielversprechende Option weggefallen.
Wirtschaftliche Bedeutung von TKMS
Die Marine-Tochter ist die kleinste Sparte im Konzernverbund. Im Vergleich zur Stahlsparte arbeitet sie jedoch profitabel und konnte die Erträge zuletzt weiter ausbauen. Der Umsatz in den ersten neun Monate lag mit 1,4 Milliarden nur geringfügig unter dem Vorjahreswert. Bei der Ertragslage trat jedoch eine erhebliche Ertragsverbesserung ein. Das operative EBIT erhöhte sich von 46 auf 72 Millionen €. Hierfür verantwortlich waren höher Margen sowie niedrigere Gesamtkosten. Positiv entwickelte sich auch der Auftragseingang. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte er sich von 380 auf 810 Millionen €. Der Großauftrag der Fregatten für die Bundeswehr kommt erst im nächsten Jahr zum Tragen.
Insgesamt sind die Finanzkennzahlen positiv zu bewerten. Die Auftragslage im maritimen Schiffbau unterliegt jedoch höheren Schwankungen. Vor dem Ukraine-Krieg war der Auftragseingang eher als mau zu bezeichnen. In Bau von Handelsschiffen spielten die deutschen Werften keine wesentliche Rolle mehr.
Was bedeutet das für die weitere Kursentwicklung?
Die Auslagerung von TKMS aus dem Konzernverbund wäre ein wichtiges Signal für den Erfolg der Restrukturierung gewesen. Mit der Absage von Carlyle geht die Suche weiter und eine Abspaltung dürfte sich verzögern.
Wichtiger ist jedoch eine Lösung bei der Stahlsparte. Im Gegensatz zu ThyssenKrupp Steel ist die Marinesparte deutlich profitabler. Zuletzt wurde die Stahlsparte personell neu aufgestellt. Wie die Ausgliederung der Stahlsparte weitergeht ist jedoch noch ungewiss.
Momentan ist das Potenzial der Aktie begrenzt, die Aktie ist aus meiner Sicht momentan fair bewertet. Erst wenn sich bei TKMS und Stahl positive Lösungen abzeichnen, ist mit weiteren Kurssteigerungen zu rechnen.
Mein Fazit: Anleger sollten weiterhin die Aktie meiden.
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ℹ️ Thyssenkrupp in Kürze
- Thyssenkrupp mit Hauptsitz in Essen ist ein diversifizierter Industrie- und Technologiekonzern mit Schwerpunkt in der Stahlherstellung.
- Der Konzern ging 1999 aus der Fusion der beiden Traditionsunternehmen Friedrich Krupp AG und Thyssen AG hervor.
- Thyssenkrupp ist im Nebenwerteindex MDAX notiert und ist aktuell 2,1 Milliarden € wert.
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