Thyssenkrupp: Darum könnte die Aktie interessant sein
Die Aktie von ThyssenKrupp (WKN: 750000) bleibt weiterhin schwach und fiel am Freitag erstmalig unter die Grenze von 3 €. Am Montag notiert sie uneinheitlich und steht aktuell bei 3 €. Seit Juni kam der Kurs total unter die Räder und verlor rund -35%. Allerdings stellt sich jetzt auch die Frage, ob die Aktie damit wieder interessant wird.
Lösung bei Stahlsparte muss kommen
ThyssenKrupp erlebte schon viele Manager, die meisten scheiterten an einer Lösung für die Stahlsparte. Zuletzt musste die glücklose Martina Merz den Konzern verlassen; sie bat um eine Auflösung ihres Mandates.
Unter diesem Hintergrund wurde der jetzige CEO Miguel Lopez als neuer Hoffnungsträger angeheuert. Die Anteilseigner wollen endlich eine Lösung für die Stahlsparte sehen. Daher ist es verständlich, dass es zu einem Konflikt mit dem Vorstand der Stahlsparte um den zurückgetretenen Manager Bernharde Osburg kam. Der Aufsichtsratsvorsitzende Siegfried Russwurm verteidigte die Haltung von Lopez.
Neues Führungspersonal bestellt
Da auch die Aufsichtsräte der Steel-Sparte um Sigmar Gabriel zurücktraten, bedarf es einer neuen Führungsmannschaft. Eine erste Personalie ist die Ernennung von Ilse Hennen als Vorsitzende des Aufsichtsrates. Sie ist im Gesamtvorstand der Muttergesellschaft ThyssenKrupp. Für die Arbeitnehmerseite wurden seitens der IG Metall sowie des Betriebsrates zwei neue Aufsichtsratsmitglieder ernannt.
Für die restlichen Positionen, insbesondere für den Vorstand, sollten demnächst ebenfalls Personen benannt werden. Diese dürften ein klares Mandat erhalten, mit dem Ziel, die Ablösung der Stahlsparte zu erreichen.
Restrukturierung des Konzerns als Chance
Im letzten Geschäftsbericht wurden über die Neuaufstellung des Konzerns klare Vorgaben gemacht. Demnach stehen die Stahlsparte sowie die Marinesparte zur Disposition. Das gesamte Portfolio wird zu den drei Kernfeldern Automotive Technolgy, Decarbon Technologies und Material Services zugeordnet. ThyssenKrupp Nucera wurde 2023 als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht. Mehrheitsgesellschafter bleibt die TyssenKrupp AG.
Zusätzlich zu den bisherigen Restrukturierungsprogrammen kommt das neue APEX-Programm. Hier steht die Optimierung der Profitabilität und Wertschöpfung im Vordergrund. Dieser Aufgabe dürfte sich das neue Management unter Lopez verpflichten.
Viele Optionen bleiben dem einstigen Traditionskonzern nicht mehr. Ein weiter so darf es nicht mehr geben. Dies gilt hauptsächlich für die Stahlsparte. Hier müssen Kapazitätsanpassungen erfolgen; dies wird auch mit einem Stellenabbau einhergehen. Diese sollte jedoch sozialverträglich erfolgen.
Was bedeutet das für die Aktie?
Mittlerweile wird der Konzern nur nach mit knapp 2 Milliarden € bewertet. Ohne den Beteiligungswert von rund 0,5 Milliarden € an Nucera beträgt der Wert aller Bereiche 1,5 Milliarden €. Das ist für einen Technologiekonzern ein äußerst geringer Wert.
Gerade hier liegt die Chance für risikoorientierte Anleger. Ohne die Problemsparten dürfte der Restkonzern deutlich mehr wert sein. Die Abspaltung der Marinetochter dürfte leichter zustande kommen. Hier besteht großes Interesse seitens des Staates an einer gesamtdeutschen Werftenlösung. Mit der Aufstockung des Anteils auf 50% durch die EPCG-Holding des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský könnte auch bei der Stahlsparte eine gangbare Lösung gefunden werden.
Wenn die Rauchwolken sich wieder verzogen haben und eine tragbare Lösung für die Stahlsparte gefunden wird, besteht aus meiner Sicht wieder ein deutliches Potenzial für die Aktie. JP Morgan mit einem Zielkurs von 3,50 sowie Barclays mit 4,40 € sehen das ähnlich. Die Baader Bank ist mit ihrem Zielkurs von 16 € sehr optimistisch. Das dürfte vorerst jedoch völlig unrealistisch sein. Ich bin bei meinen mittelfristigen Erwartungen mehr bei Barclays.
Mein Fazit: Für risikobewusste Anleger bietet das jetzige Kursniveau gute Einstiegschancen. Alle anderen Anleger sollten vorerst abwarten.
ℹ️ Thyssenkrupp in Kürze
- Thyssenkrupp mit Hauptsitz in Essen ist ein diversifizierter Industrie- und Technologiekonzern mit Schwerpunkt in der Stahlherstellung.
- Der Konzern ging 1999 aus der Fusion der beiden Traditionsunternehmen Friedrich Krupp AG und Thyssen AG hervor.
- Thyssenkrupp ist im Nebenwerteindex MDAX notiert und ist aktuell 1,9 Milliarden € wert.
💬 Thyssenkrupp-Aktie: Jetzt diskutieren!
Hochwertige Diskussionen und echte Informationsvorsprünge: Profitiere ebenso wie Tausende andere Anleger von unserem einzigartigen Live Chat, dem Börsen-Forum der neuen Generation.