Thyssenkrupp vor Stahl-Deal? Das müssen Anleger wissen
Die Thyssenkrupp-Aktie (WKN: 750000) legt kräftig zu, nachdem am Donnerstag ein Zeitungsbericht einen baldigen Teilverkauf der Stahlsparte in Aussicht gestellt hat. Der Deal hat das Potenzial, das aus Anlegersicht größte Problem des MDAX-Konzerns zu lösen. Sollte man jetzt darauf wetten?
ℹ️ Thyssenkrupp vorgestellt
Der Essener Industriekonzern Thyssenkrupp ist Deutschlands größter Stahlhersteller. Weltweit beschäftigt das Unternehmen über 100.000 Mitarbeiter und setzt jährlich mehr als 35 Milliarden € um. An der Börse ist das MDAX-Mitglied mit 4,5 Milliarden € bewertet.
Stahlsparte vor Teilverkauf? Aktie springt
Die Thyssenkrupp-Aktie ist am Donnerstag um knapp +6,5% € an die MDAX-Spitze hochgeschossen und klettert tags darauf um +1,5% weiter auf 7,22 €. Ursächlich für den Kurssprung ist ein Handelsblatt-Bericht, der nahegelegt, dass ein Teilverkauf der Stahlsparte kurz bevorsteht. Insidern zufolge sei der Konzern bereits in „vertieften Gesprächen“ über einen Einstieg mit dem tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky.
Demnach solle der Unternehmer die Hälfte des Stahlgeschäfts erhalten, während Thyssenkrupp in gleicher Höhe beteiligt bleibt. Bis Ende des Jahres könne der Deal zustande kommen, wobei der MDAX-Konzern und Kretinskys Firma EP Holding die Geschäfte zusammen leiten würden.
Eine offizielle Bestätigung der Verhandlungen steht noch aus, da beide Seiten eine Stellungnahme bislang abgelehnt haben.
Zugang zu grünem Strom im Blick
Kretinsky hat Beteiligungen in mehreren europäischen Ländern und Branchen, darunter Bergbau, Versorger, Einzelhandel und Medien. In Deutschland ist der promovierte Jurist zum Beispiel der größte Aktionär beim Großhandelskonzern Metro.
Von der Beteiligung des tschechischen Unternehmens verspricht sich Thyssenkrupp dem Bericht zufolge Zugang zu günstigem Strom. So plane Kretinsky, mit den von ihm kontrollierten Braunkohleversorgern Mibrag und Leag, Solar- und Windkraftparks zu bauen, die die Stahlwerke der Essener mit grünem Strom versorgen könnten.
Stahlsparte seit Jahren ein Hemmnis
Thyssenkrupp befindet sich seit einigen Jahren in einem Umbruch. Kritische Diskussionen über die Unternehmensstrategie – insbesondere hinsichtlich der großen Stahlsparte – haben jahrelang verhindert, dass die Aktie vom Fleck kommt.
Anfang des Jahres hat der MDAX-Konzern schließlich die Bemühungen wieder intensiviert, sein Stahlgeschäft zu veräußern, nachdem zuvor die Pläne für eine Börsennotierung und die Suche nach einem Fusionspartner im Sande verlaufen sind. Im Juni hatte die Nachrichtenagentur Reuters erstmals berichtet, dass Kretinsky an einer Beteiligung an Thyssenkrupp Steel interessiert sei.
Latente Unterbewertung
In der Gesamtbetrachtung scheint die Thyssenkrupp-Aktie weiterhin unterbewertet, da allein Marine Systems und die Nucera-Beteiligung mehr wert sein dürften als die aktuelle Marktkapitalisierung des Konzerns. Mit der Teilveräußerung des Stahlgeschäfts könnten Anleger endlich nachhaltig davon profitieren.
Der Börsengang der Wasserstofftochter Nucera im Sommer hat für Aktionäre schließlich nicht die gewünschten Impulse gebracht. Die Hoffnungen der Anteilseigner liegen nun auf einem sinnvollen Deal für das Stahlgeschäft, das hinter ArcelorMittal Europas #2 in der Branche ist.
Chance auf Unabhängigkeit?
Die Aussicht darauf, günstigen grünen Strom aus Tschechien zu beziehen sind jedenfalls verlockend. So müssten die Essener keine Unmengen an Geld, das sie nicht haben, in die Umstellung auf eine umweltfreundliche Stahlproduktion stecken.
Man wäre damit nicht mehr auf Subventionen angewiesen. Aus Anlegersicht wäre das ein wichtiger Schritt, da die Abhängigkeit von öffentlichen Mitteln bedeutet, dass mitunter wichtige Entscheidungen nicht ohne die Zustimmung der IG Metall und der Bundesregierung getroffen werden können – beides Institutionen, die gewiss nicht die Aktionärsinteressen in den Vordergrund stellen.
Zu viele Fragezeichen
Solange das Schicksal der Stahlsparte nicht eindeutig geklärt ist, würde ich mich von einer Investition in Thyssenkrupp jedoch fernhalten. Selbst wenn der Deal mit Kretinsky zustande kommen sollte, bleibt ungewiss, wann die besagten Solar- und Windparks gebaut werden und wieviel günstigen grünen Strom der MDAX-Konzern tatsächlich bekommen kann.
Im Worst-Case-Szenario hält das Unternehmen doch am zyklischen Stahlgeschäft fest und veräußert andere, zukunftsträchtigere Segmente, um die grüne Transformation der europäischen Stahlsparte zu finanzieren.
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