Tom Tailor: Durchbruch bei Finanzierung - enormes Kurspotential?
Wie der Hamburger Modekonzern am Montag mitteilte, stehe die Dachgesellschaft Tom Tailor Holding SE (WKN: A0STST) "kurz vor dem Abschluss einer Einigung mit den Konsortialbanken und dem Mehrheitsaktionär Fosun" über die zentralen Punkte der neuen Finanzierungsstruktur. Bis spätestens Ende Oktober diesen Jahres soll die neue Kreditvereinbarung unterzeichnet sein, die Tom Tailor die dringend benötigten Finanzmittel bereitstellen würde.
Mit der finalisierten Finanzierungsvereinbarung dürfte für Tom Tailor das wichtigste Ereignis in der jüngeren Konzerngeschichte verbunden sein. Die neuen Kredite bringen dann für drei weitere Jahre Mittel. Die Brückenfinanzierung, die gegenwärtig den laufenden Geschäftsbetrieb sicherstellt, wird entsprechend verlängert. Darüber hinaus gab "TT" eine vielversprechende Personalie bekannt.
Neue modische Akzente im Women-Bereich
Tom Tailor besetzt die Führung für die "größte und wachstumsstärkste" Modelinie neu, wie das Unternehmen kürzlich mitteilte. So wird der Tom Tailor Women Bereich bereits seit August von Viktoria Simeoni geleitet. Angaben zufolge soll Simeoni bestehende Kollektionen weiterentwickeln wie auch neue erfolgreich an den Markt bringen. Dazu zählt die Platzierung einer Damenmodelinie mit Business-Schwerpunkt ab dem Frühjahr. Simeoni kommt vom Pleite-Modeschöpfer Gerry Weber (wir berichteten). Anleger dürften begrüßen, dass sich das Unternehmen in seinem Kerngeschäft neue Perspektiven gibt.
Internationale Expansion unglücklich verlaufen
Das Geschäft von Tom Tailor besteht nach aktuellen Angaben aus 454 Tom-Tailor-Filialen, dazu kommen 185 Franchise-Läden und tausende externe Shops, in denen die TT-Marken angeboten werden. Tom Tailor hat sich mit der von Ex-CEO Dieter Holzer (bis 2016) forcierten ambitionierten Expansionspolitik in den letzten Jahren selbst ins Bein geschossen. 2017 erzielte Tom Tailor mit 17,1 Millionen Euro das "beste Nachsteuerergebnis der Firmengeschichte". Schon damals machten allerdings die erheblichen Finanzschulden der Firma zu schaffen.
Nachdem die Konzernbilanz durch – auch durch eine unerfreuliche Entwicklung auf dem gesamten deutschen Modemarkt – erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurde und der Wert von Marken zu hoch ausgewiesen wurde, brachen an der Börse gegen Ende letzten Jahres dann alle Dämme.
Mehr Informationen zur dramatischen Geschäftsentwicklung in den letzten Jahren finden Sie in unserem großen Tom Tailor Bericht vom Juli.
Einschätzung der Aktie gestaltet sich schwierig
Die Tom-Tailor-Aktie avancierte nach dem heftigen Rutsch im Juli – der Kurs halbierte sich von über 2 Euro auf unter 1 Euro – zu einem Top-Performer und hat große Teile des Kurssturzes wettgemacht. Aktuell notiert der Wert bei 1,69 Euro.
Eine Einschätzung der Aktie zum jetzigen Zeitpunkt ist schwierig vor dem Hintergrund, dass Tom Tailor seinen Jahresabschluss für 2018 erst bei Zustandekommen der Finanzierungsvereinbarung veröffentlichen wird. Der weitere Kursverlauf hängt neben den Konditionen, zu denen Tom Tailor die neuen Kredite beziehen kann, maßgeblich davon ab, welche Absichten der chinesische Großaktionär Fosun verfolgt, der 76,75% hält.
Die Tom-Tailor-Aktie bleibt für uns damit eine Blackbox, auch wenn das Papier bei einer Börsenbewertung von etwa 70 Millionen Euro bei einem Umsatz in Nähe zur Milliardenschwelle erstmal als Chance erscheint.