Traton-Aktie: Sind jetzt wieder höhere Kurse drin?
Die Traton-Aktie (WKN: TRATON) hat am Mittwoch auf die Zahlen zum dritten Quartal zunächst mit deutlichen Abgaben von fast -5% reagiert. Zwar wurden die Verluste im Tagesverlauf wieder aufgeholt, trotzdem markierte das Papier ein neues 6-Monats-Tief bei 16,98 €. Dabei hat die Volkswagen-Tochter die Gewinnprognose nach oben geschraubt. Wie passt das zusammen?
ℹ️ Traton vorgestellt
Die Traton SE ist eine Tochtergesellschaft der Volkswagen Gruppe. In ihr sind die Nutzfahrzeugmarken des VW-Konzerns gebündelt, dazu zählen VW Truck & Bus, MAN, Scania und seit 2021 auch der amerikanische Lkw-Hersteller Navistar. Der Konzern hat seinen Hauptsitz in München und ist mit 28 Produktions- und Montagestandorten in 14 Ländern vertreten. Traton ist im SDAX gelistet und wird an der Börse aktuell mit 8,93 Milliarden € bewertet.
Ergebnis deutlich verbessert
Wie das Unternehmen mitteilte, sind die Erlöse in den ersten neun Monaten um 20% auf 34,2 Milliarden € gestiegen. Dazu trugen Absatz- und Preissteigerungen bei. Insgesamt wurden 249.475 Fahrzeuge der Marken MAN, Scania, Navistar und VW Truck & Bus an Kunden übergeben, ein Plus von 15 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum.
Sehr positiv entwickelte sich die Ertragssituation. So legte der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn auf 2,93 Milliarden € zu, das war mehr als doppelt so viel wie im vergangenen Jahr. Auf Basis der Gesamtleistung ergab sich eine operative Marge von 8,6%.
Der auf die Aktionäre entfallende Gewinn konnte mit 1,94 Milliarden € annähernd verdreifacht werden. Eine bessere Auslastung in der Produktion und Skaleneffekte durch den höheren Absatz wirkten sich gewinnsteigernd aus.
Renditeperle Scania schwächelt, MAN legt zu
Im dritten Quartal erzielte die schwedische Marke Scania, die als Renditeperle der Holding gilt und maßgeblich zu den Umsätzen und dem Ergebnis beisteuert, eine operative Marge von 11,5%. Das war weniger als von den Analysten erwartet und auch weniger als in den ersten beiden Quartalen.
Die Rendite der lange Zeit schwächelnden deutschen Lkw-Marke MAN legte zum Vorjahr deutlich zu und übertraf auch das Ergebnis aus dem zweiten Quartal.
Vorstandschef Christian Levin kommentierte die Zahlen wie folgt:
Unsere Geschäftsentwicklung im dritten Quartal war sehr erfreulich, deshalb werden wir nun fürs Gesamtjahr optimistischer.
Jahresziele angehoben
Konkret bedeutet dies, dass die operative Rendite nun einen Wert von 7,5 bis 8,5% erreichen soll. Bislang lag das Margenziel bei 7,0 bis 8,0%. An den Umsatz- und Absatzzielen rüttelte das Management nicht. Hier kalkuliert man weiterhin mit einem Anstieg um jeweils 5 bis 15%.
Dagegen gehen die Münchener von einem höheren Barmittelzufluss aus. Der Cashflow soll nun in einer Spanne von 2,3 bis 2,8 Milliarden € liegen und damit um 0,5 Milliarden € höher ausfallen als bislang kommuniziert.
Auftragslage im Fokus
Der Lkw- und Buskonzern gibt höhere Profitabilitätsziele aus, warum reagiert die Börse dann mit Kursverlusten? Zum einen waren Analysten bereits im Vorfeld davon ausgegangen, dass die Marge am oberen Ende der bisherigen Prognosespanne liegen wird und sehen sich damit nun bestätigt. Dieser Schritt war demnach bereits zu einem guten Stück im Aktienkurs eingepreist.
Der Hauptgrund für die negative Kursreaktion ist allerdings die Auftragslage, die sich in diesem Jahr deutlich abgeschwächt hat. Per Ende September verzeichnete der Daimler Truck-Konkurrent Bestellungen für 189.611 Fahrzeuge, das sind gut 25% weniger als vor einem Jahr.
Begründet wurde dies mit der schwachen Konjunktur in Europa, schwierigeren Finanzierungsmöglichkeiten und einer neuen Abgasregulierung in Brasilien, die die Nachfrage gedrosselt hat.
Schwache Konjunktur hinterlässt Spuren
Bislang hatte das Unternehmen den schwächeren Auftragseingang mit einer Zurückhaltung bei der Annahme neuer Bestellungen aufgrund der prall gefüllten Orderbücher erklärt.
Das gilt laut Mitteilung auch weiterhin für das Nordamerika-Geschäft, auf dem Heimatmarkt setzt sich aber mehr und mehr eine Kaufzurückhaltung der Kunden aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage durch.
Hinzu kommt, dass das Geschäft mit Elektro-Lkw weiterhin sehr schleppend verläuft. So konnten im dritten Quartal gerade einmal 649 Aufträge eingesammelt werden. Vorstandschef Levin bezeichnete dies als „nicht zufriedenstellend“.
Ist die Aktie trotzdem kaufenswert?
Auch wenn man die Entwicklung der Auftragslage natürlich im Auge behalten sollte, bleibe ich insgesamt sehr positiv gestimmt, was die Aussichten von Traton angeht. Die Aktie hat ein günstiges Bewertungsniveau erreicht. Mit einem für 2023 erwarteten Kurs-Umsatz-Verhältnis von 0,21 und einem KGV von 3,45 kann man zu Recht von einer sehr attraktiven Bewertung sprechen. Dazu punktet der Wert mit einer Dividendenrendite von knapp unter 4%, basierend auf der letzten Ausschüttung von 0,70 € je Aktie..
Perspektivisch sollte es für die Aktie trotz der aktuellen Kursschwäche daher wieder nach oben gehen. Ich schließe mich den positiven Analystenstimmen an. Die UBS und JPMorgan sehen das Kursziel bei 23 bzw. 24 €, Warburg Research traut dem SDAX-Titel sogar einen Anstieg auf 29 € zu.
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