TUI-Aktie: Ziehen doch wieder dunkle Wolken auf?
Mithilfe von staatlichen und privaten Krediten konnte TUI (WKN: TUAG00) während der Corona-Pandemie den Kopf aus der Schlinge ziehen. Nun sammelt der Touristik-Riese fleißig neues Kapital ein, um seine Corona-Hilfen peu à peu zurückzuzahlen. Die Erholung bei den Fluggesellschaften und Hotels ist zwar beträchtlich; es gibt derzeit jedoch wieder Faktoren, die die Aktie kurz- bis mittelfristig unter Druck setzen dürften.
TUI mit Doppelsitz in Berlin und Hannover ist der führende europäische Tourismuskonzern mit Reisebüros und -veranstaltern, Incoming-Agenturen, Hotels, Fluggesellschaften und Kreuzfahrtschiffen. Das Unternehmen beschäftigt rund 70.000 Mitarbeiter und führt etwa 27 Millionen Kunden. An der Börse hat der Touristik-Riese derzeit einen Wert von 4,7 Milliarden €.
Kapitalerhöhung soll Staatshilfe weiter senken
Mit einer Platzierung neuer Aktien bei institutionellen Anlegern hat TUI einen Bruttoerlös von 425 Millionen € erzielt. Das teilte das Unternehmen in der Nacht auf Mittwoch mit. Demnach will der Reisekonzern das frische Geld nutzen, um den Umfang seiner Corona-Staatshilfen weiter zu verringern.
162,3 Millionen neue Anteile sollten den Angaben nach zu einem Stückpreis von 2,62 € ausgegeben werden. Damit wird sich das derzeitige Aktienkapital des Unternehmens um etwa 10% erhöhen. Die neuen Aktien sollen „am oder um den 24. Mai“ in den Handel aufgenommen werden. TUI hat sich dabei auf eine Sperrfrist von 90 Tagen verpflichtet, die marktüblichen Ausnahmen unterliegt.
Die Erlöse dienten unter anderem für die „vollständige Rückzahlung der Stillen Einlage 2 des deutschen Staates“, hieß es. Dabei handelt es sich um ein Teilpaket im Wert von 671 Millionen €, das der Bund zur Verfügung gestellt hat, als TUI aufgrund des wegbrechenden Geschäfts in der Pandemie erheblich unter Druck geraten war.
Außerdem will der Touristik-Riese mit den neuen Kapitaleinnahmen eine KfW-Kreditlinie noch einmal um 336 Millionen € reduzieren, sodass diese dann noch bei rund 2,1 Milliarden € stünde.
Finanzlage zuletzt deutlich verbessert
In den vergangenen Monaten hatte TUI bereits mehrmals sein Kapital erhöht, um erste Darlehenspakete zurückzugeben. Mit dem eingesammelten Geld hatte der Konzern Anfang April die von der Bundesregierung und privaten Banken bereitgestellten Corona-Hilfen von knapp 4,3 Milliarden auf rund 700 Millionen € verringert.
Nach der aktuell geplanten Rückzahlungstranche blieben neben der KfW-Kreditlinie dann noch eine zweite Stille Einlage (420 Millionen €) übrig sowie eine Wandelanleihe, die der Bund in Aktien tauschen kann (59 Millionen €).
Anfang Mai verfügte TUI inklusive der Kreditlinien über 3,8 Milliarden € an finanziellen Mitteln. Die Nettoschulden lagen etwa einen Monat davor noch bei rund 3,9 Milliarden €, sind zuletzt jedoch deutlich gesunken.
Das spricht gegen die TUI-Aktie
Dank einer starken Buchungsdynamik in den vergangenen Monaten haben sich TUIs Umsätze kräftig erholt und die Cash-Position des Unternehmens deutlich gestärkt. Die Kapitalmaßnahmen des Konzerns sorgen jedoch für eine beträchtliche Verwässerung des Eigentums bestehender Aktionäre. Es gibt zudem weitere Faktoren, warum die Reise-Aktie kurz- bis mittelfristig nur ein begrenztes Wachstum verzeichnen könnte.
Um mit dem Offensichtlichen anzufangen: Die gestiegenen Energiepreise führen unweigerlich zu höheren Treibstoffkosten für TUI, was wiederum über die Ticketpreise an die Kunden weitergegeben werden dürfte. Hinzu kommt: Flüge von Europa nach Asien müssen nun umgeleitet werden, um den russischen Luftraum zu umgehen, was zu längeren Flugzeiten und letztlich ebenfalls zu höheren Ticketpreisen führt. Die Gefahr: Die höheren Kosten für das Urlaubsangebot von TUI könnten potenzielle Kunden nun abschrecken.
Im Kreuzfahrtsegment sind die Aussichten zudem weiterhin trüb. Google-Trends-Daten zeigen, dass entsprechende Suchanfragen weltweit immer noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau liegen. Bei Kreuzfahrtschiffe sorgen sich die Menschen offenbar weiterhin sehr um Covid-Ausbrüche. Schließlich besteht auch weiterhin die Möglichkeit, dass Kreuzfahrten coronabedingt gestrichen werden.
Auf das richtige Pferd setzen
Der Airline-Verbund Lufthansa (WKN: 823212) ist aus meiner Sicht die bessere Option, um als Anleger von der aktuellen Touristik-Hausse zu profitieren. Es gibt beim Kranich-Konzern etliche Hinweise auf eine nachhaltige Stabilisierung der Geschäfte. Zudem könnten in diesem Jahr eine Übernahme der italienischen Airline ITA und ein Börsengang der Wartungstochter für die Kranich-Aktie zusätzlich den Kursturbo zünden.
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