TUI: Auf dem Boden der Tatsachen!
Sagt Ihnen der Name Preussag noch etwas? Die Preussag AG, kurz für Preußische Bergwerks- und Hütten-Aktiengesellschaft war ein Mischkonzern, der hauptsächlich in der Montanindustrie tätig war. So gehörten Braunkohle, Bunt- und Edelmetalle, Eisen, Kali- und Steinsalz, Kalk sowie Erdöl und Erdölprodukte zum Sortiment des Konzerns.
Allerdings sah das Management bereits Ende der 1990er Jahre, dass diese Geschäftsfelder wohl keine große Zukunft mehr haben würden. Daher begann man das Unternehmen quasi komplett neu zu erfinden – und zwar als Touristikunternehmen. Nach verschiedenen Akquisitionen sowie Desinvestitionen avancierte man so schon im Jahr 2000 zum weltgrößten Touristikkonzern. Dem trug man schließlich Rechnung und benannte sich daher im Jahr 2002 in TUI AG (WKN: TUAG00) um.
Obwohl die Grundidee des Managements richtig erschien und der Touristikmarkt als Wachstumsmarkt galt und gilt, kam die Aktie jedoch lange Zeit nicht richtig ins laufen. Dazu trugen sicherlich auch die Terroranschläge vom 11. September 2001 bei, in deren Folge viele Menschen aus Angst weniger reisten. Generell aber ist der Touristikmarkt ein schwieriger Markt, weil die Urlauber viel Leistung für möglichst wenig Geld erwarten.
Darüber hinaus wechseln auch die Trends sehr schnell. War Spanien beispielsweise lange Zeit ein wenig „out“, weil der Urlaub hier sehr teuer geworden war, war es dann – aufgrund von Terroranschlägen, bspw. in Ägypten, plötzlich wieder „in“. Da kann man, als Touristikgigant, sehr leicht mal einen solchen Trend verpassen. Darüber hinaus ist der Markt kurzfristig natürlich auch sehr konjunktursensibel, denn eine Urlaubsreise kann man im Zweifel schon mal einsparen.
Die Grundidee war nicht schlecht, aber...
So wurde eine prinzipiell gute Grundidee des damaligen Managements letztlich leider ein wenig ad absurdum geführt. In der Folge fiel die Aktie seit ihrem Allzeithoch bei knapp 60,00 Euro Mitte des Jahres 1999 bis auf ein Tief im Bereich knapp über 3,00 Euro Ende des Jahres 2011. Wobei natürlich die Finanzkrise der Jahre 2007-2009 weder der operativen Geschäftsentwicklung des Touristikkonzerns, noch der Performance des Aktienkurses, besonders gut getan hat.
Besserung gab es eigentlich erst wieder, als im Jahr 2012 der Chef von Vodafone Deutschland, Friedrich Joussen, als neuer CEO zur TUI kam. Anscheinend brauchte es tatsächlich einen externen Mann an der Konzernspitze, um endlich mal gründlich aufzuräumen. Dies tat Herr Joussen und führte damit die Aktie – früher immerhin sogar mal ein DAX-Titel – wieder zurück in die Erfolgsspur. So stieg die Aktie in der Ära Joussen von knapp 5,00 auf in der Spitze über 20,00 Euro.
Jahre des Erfolgs gingen kürzlich zu Ende – Gewinnwarnung!
Mehr als sechs Jahre lang lief es bei TUI somit fast schon wie am Schnürchen. Zwar lag der Jahresumsatz zum 30. September 2018 (das Geschäftsjahr endet bei TUI stets per 30. September) mit 19,5 Mrd. Euro leicht unter dem Jahresumsatz des Geschäftsjahres 2015 von 20,0 Mrd. Euro. Zugleich jedoch stieg der Jahresüberschuss auf mehr als das Doppelte. Kein Wunder also, dass es dem Team um Mr. Joussen gelungen ist auch die Dividende mehr als zu verdoppeln.
Kürzlich dann kam es zum Schock. Erstmals unter CEO Friedrich Joussen nämlich musste der Touristikkonzern, der inzwischen in Hannover sitzt, eine Gewinnwarnung ausgeben. Aufgrund schwacher Buchung für das Sommergeschäft 2019 geht das Management nicht mehr davon aus, die eigene Prognose eines Ergebniswachstums (bereinigtes EBITA) von +10% im laufenden Geschäftsjahr erreichen zu können. Vielmehr wird nun ein EBITA auf Höhe des Vorjahres erwartet.
Erfolgsverwöhnte Anleger werfen ihre Aktien auf den Markt, die Insider greifen zu!
Wohl auch wegen Erinnerungen an die schlechte Zeit der Jahre 1999 bis 2011 reagierten die Anteilseigner regelrecht geschockt. So warfen sie ihre Aktien auf den Markt, was innerhalb weniger Tage zu einer Kurshalbierung führte. Dies gilt selbst unter Berücksichtigung des Dividendenabschlags von immerhin 0,72 Euro je Aktie. Über diese sehr negative Performance kann auch die kleine Kursrally der vergangenen Tage nicht hinweg täuschen.
Initiiert wurde die Gegenbewegung jedoch in erster Linie durch vertrauensbildene Maßnahmen der Unternehmensinsider. So kaufte beispielsweise alleine CEO Joussen zwei Aktienpakete im Volumen von knapp zwei Millionen Euro, der designierte Aufsichtsratschef Dieter Zetsche (Daimler CEO) assistierte ihm mit einem Aktienkauf von knapp einer Million Euro. Auch weitere Führungspersonen griffen zu, wenngleich in einem etwas geringerem Umfang.
Fazit: Kurzfristig ist Vorsicht angebracht, langfristig ist die Aktie eine gute Investition!
Da die Kursrally, eine sogenannte Counter Trend-Rally, kurzfristig eher schwach ausfiel – und das trotz der massiven Insiderkäufe – ist hier weiter Vorsicht angebracht. Es ist durchaus nochmal ein Rücksetzer auf die bisherigen Tiefs oder sogar neue Tiefs möglich. Denn die Aktie ist charttechnisch schwer angeschlagen und das Sentiment ist sehr positiv – viele raten derzeit aufgrund des Kursrutsches zum Kauf.
Mittel- bis langfristig sieht die Sache jedoch anders aus. Denn die langfristigen Trends hin zu immer mehr Reisen sind absolut intakt. Ferner ist TUI groß genug, um alle möglichen Destinationen abzudecken und somit keine Trends mehr zu verpassen. Aktuell verdient TUI beispielsweise viel Geld mit Kreuzfahrten, Stichwort: TUI Cruises. Ich würde die Aktie daher zu Kursen um oder leicht unter 9,00 Euro einsammeln und sehe hier auf Sicht von 12-18 Monaten ein Kursziel von bis zu 14,50 Euro, zuzüglich Dividenden, als realistisch an.
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