TUI: Deswegen sinkt der Kurs auf Grund

Marco Messina
04.05.20

Aktionäre des gebeutelten Reiseveranstalters TUI (WKN: TUAG00) müssen sich trotz einer kräftigen Finanzspritze der KFW weiter in Geduld üben! Ich sage Dir jetzt, warum das passiert!

Die Aktien des weltweit führenden Reiseveranstalters notieren derzeit 8,35% im Minus bei 3,55 Euro. Obwohl sich das Unternehmen aus Hannover erst vor Kurzem einen Überbrückungskredit in Höhe von über 1,8 Milliarden Euro von der KFW sichern konnte und zum Wochenende mitteilte, dass es die Reiseaktivitäten im chinesischen Binnenland wieder aufnehmen wird, stehen die kurzfristigen Zeichen weiterhin auf Sturm. Was versaut TUI-Aktionären derzeit die Laune?

Wichtige Flughafen-Öffnungen werden wohl zu spät erfolgen

Obwohl uns ermutigende Nachrichten aus China erreichten, zerschlägt sich nach meinen ersten Informationen aus spanischen Regierungskreisen die vom TUI-Chef erhoffte frühzeitige Öffnung der wichtigen Reiseziele Balearen und Kanaren. Von diesem hieß es:

Eine Öffnung wird vermutlich schrittweise und regional erfolgen.

Industrie und Politik sollten aber nun „alles tun, um Reisen so weit wie möglich wieder zu ermöglichen“, wurde Konzern-CEO Fritz Joussen vor wenigen Tagen aus seinem Schreiben an die Mitarbeiter laut Süddeutsche Zeitung zitiert.

Aber dieser Strohhalm scheint nun zerplatzt. Nach jüngsten inoffiziellen Aussagen wird der wichtige Flughafen auf Mallorca frühestens am 15. Juni 2020 wieder öffnen. Einreisen dürfen allerdings nur Spanier vom Festland oder anderen spanischen Inseln. Frühestens ab 15. Juli soll der Flughafen auch wieder ausländische Reisegäste abfertigen dürfen.

Das so wichtige Sommergeschäft auf den Balearen dürfte damit größtenteils hinüber sein und trifft den Konzern neben dem brachliegenden Kreuzfahrtgeschäft bis ins Mark.

Mallorca war bei den deutschen TUI-Gästen im vergangenen Jahr das beliebteste Reiseziel. Auf der Insel sind derzeit über 900 Hotels im TUI-Angebot. Vor allem in der Region rund um Palma hat das Unternehmen in den letzten Jahren stark investiert.

Seit Jahren werden die in die Jahre gekommenen Riu-Hotels über die Wintermonate nach und nach kernsaniert. Direkt in der berüchtigten Schinkenstraße entstehen zwei hochwertige Neubauten im 4- und 5 Sterne-Segment der beliebten Pabisa-Kette, die nur über TUI buchbar sind. Die für Juni 2020 geplante Eröffnung der millionenschweren Bauten fällt damit ins Wasser.

Über 3.000 Mitarbeiter gestrandet

Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab. Obwohl in China das Business langsam wieder hochgefahren wird, dürfte das Balearen-Geschäft dieses Jahr kaum noch zu retten sein. Auch das lukrative Kreuzfahrtgeschäft wird in diesem Jahr auf Grund laufen. Ausgerechnet auf dem in Cuxhaven vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiff "Mein Schiff 3" befinden sich derzeit rund 3.000 gestrandete Mitarbeiter (fast 5 Prozent der gesamten Mitarbeiter) aufgrund eines Coronafalls an Bord und können weiterhin nicht in ihre Heimatländer reisen.

Das Schiff, das derzeit als eine Art schwimmendes Hotel für die untergebrachten Beschäftigten eingesetzt wird, war am Freitag unter Quarantäne gestellt worden. Einige Mitarbeiter hatten sich laut Unternehmensangaben nach dem Anlaufen in Cuxhaven mit Symptomen an das Bordhospital gewandt. Die vom Gesundheitsamt angeordneten Tests haben bisher einen positiven Fall zur Folge gehabt.

Kurzfristige Liquidität gesichert

Durch den Überbrückungskredit sind die ersten finanziellen Sorgen bereinigt. Nun zählt es, nach vorne zu schauen und die Weichen zu stellen. Ich glaube nicht, dass das Jahr 2020, auch wenn der CEO noch Resthoffnungen besitzt, nur halbwegs zu retten ist. Wenn die wichtige Sommersaison richtig beginnen kann, dürfte das Jahr bereits nahezu hinüber sein. Fraglich auch, ob die Reiselust ins Ausland nach monatelanger Kurzarbeit noch vorhanden ist oder das Geld lieber beisammengehalten wird.

Genau hier liegen aber auch die Chancen des großen Reisekonzerns. Der Durst nach einem Erholungsurlaub ist bei vielen groß. Ist gesichert, dass TUI die jetzige Zeit überlebt, dürften die ersten Buchungen für die Urlaubssaison 2021 zeitnah starten.

Kurzfristig erwarte ich weiterhin einen sehr volatilen Aktienkurs und nochmals tiefere Preise. Wenn wir das Gröbste überstanden haben – niemand kann derzeit genau einschätzen, wann das sein wird – dürften TUI-Aktien wieder stärker nachgefragt werden und die Kurse steigen. Wer mutig und langfristig orientiert ist, kann von seiner geplanten Position eine erste Tranche einsammeln und sich mit Abstauberlimits tiefer im Markt positionieren.


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