TUI: Marktmacht ausgebaut – zündet jetzt der Kursturbo?
Die TUI-Aktie (WKN: TUAG50) springt am Montagmorgen angetrieben von der Insolvenz des Konkurrenten FTI erneut nach oben. Am Wochenende veröffentlichte der Reisekonzern Details zu seiner durch die Pleite motivierten Kontingent-Aufstockung. Kurz darauf meldete sich der erste Analyst mit einem Upgrade zu Wort. Kann der Titel nun aus seinem Seitwärts-Kanal, in dem er seit einem halben Jahr feststeckt, ausbrechen?
300.000 neue Kontingente
In der FTI-Pleite hat TUI offenbar eine große Expansions-Chance erkannt.
Wie ein Sprecher am Sonntag bekanntgab, hat der Konzern, nachdem der insolvente Konkurrent alle Reisen abgesagt hat, seine Kontingente kräftig aufgestockt. Darunter versteht man im Branchenjargon vorab festgelegte und reservierte Kapazitäten, die die Veranstalter bei ihren Partnern buchen, darunter Hotels, Airlines oder Kreuzfahrt-Betreiber. Solche Vorab-Plätze werden von TUI und Co. gebucht, weil sie günstiger erworben werden können und dazu dienen, eine verlässliche Verfügbarkeit von Reiseleistungen garantieren zu können.
Den Angaben nach hat sich TUI nun rund 300.000 zusätzliche Plätze gesichert, vor allem in den FTI-Schwerpunkten Türkei und Ägypten, aber auch in Spanien und Griechenland. Die neuen Kontingente würden demnach dafür ausreichen, um etwa die Hälfte der durch die FTI-Absage betroffenen Reisenden aufzunehmen, sollte diese einen Ersatz buchen wollen.
Die veränderte Wettbewerbssituation vergrößert TUIs Preissetzungsmacht. Vom Konzern hieß es jedoch, bei den Preisen werde sich nicht viel ändern, sie blieben im Schnitt auf einem vergleichbaren Niveau.
UBS bleibt skeptisch
Analysten sind sich einig, dass TUI durch die FTI-Pleite profitieren kann. Nachdem die britische HSBC vergangene Woche ihre Kaufempfehlung bekräftigt hat, folgte am Montag ein positiver Kommentar von UBS.
Die Schweizer Großbank hat ihr Kursziel von 660 auf 700 Pence angehoben, was einem Aufwärtspotenzial von +20% entspricht. Die Einstufung bleibt vorerst jedoch auf „Neutral“. UBS-Analyst Cristian Nedelcu rechnet eigenen Angaben nach in seinem Modell aufgrund der FTI-Pleite nun mit Marktanteilsgewinnen und höheren Ebit-Margen.
Nach einer Analyse des deutschen Marktes sei er nun aber konservativer als zuvor, was den Nutzen der Expansion für TUI angehe.
Das Kernproblem bleibt bestehen
Nedelcu und viele seiner Kollegen bemängeln bei TUI schon seit Jahren die fehlenden Verbesserungen in puncto Profitabilität.
Die Hannoveraner erleben derzeit einen starken Reisesommer und durch die Pleite des Konkurrenten dürften die Buchungszahlen einen weiteren kräftigen Schub erfahren. Der Handlungsspielraum dafür, die neu erworbene Marktmacht für höhere Preise zu nutzen, ist vorerst jedoch begrenzt. Das Unternehmen muss vor allem auch an seiner Kosteneffizienz arbeiten, damit unter dem Strich endlich deutlich mehr in der Kasse bleibt.
Bis sich diesbezüglich Resultate einstellen, dürften noch einige Quartale mit eher überschaubaren Betriebsergebnissen vergehen.
Das macht den Reise-Titel mit einem KGV unter 7 zwar günstig. Einen deutlichen Ausbruch der TUI-Aktie erwarte ich aber vorerst nicht. Daher bleibt die TUI-Aktie vorerst nur auf meiner Watchlist.
ℹ️ TUI vorgestellt
- Die TUI AG ist der größte Touristikkonzern der Welt.
- TUI betreibt eigene Hotels, Fluggesellschaften und Kreuzfahrtschiffe sowie Reisebüros, Incoming-Agenturen und Reiseveranstalter.
- Der Konzern hat einen rechtlichen Doppelsitz in Berlin und Hannover, wobei die Konzernverwaltung in der niedersächsischen Landeshauptstadt angesiedelt ist.
- TUI notiert im Prime Standard der Frankfurter Börse und ist ca. 3,5 Milliarden € wert.
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