Twitter: Mit Licht und Schatten!
Die Berichtssaison in den USA nähert sich langsam ihrem Ende. So haben inzwischen fast alle großen, wichtigen Technologie-Unternehmen ihre Quartalszahlen vorgelegt. Die meisten wussten dabei auch zu überzeugen. Allerdings zeigten sich die meisten bei ihrem Ausblick vorsichtig.
Die Anleger in New York jedoch schien das nicht sonderlich zu stören. Vielleicht war man im letzten Jahr, besonders im Dezember, zu pessimistisch geworden und hatte manche Aktie wirklich zu stark verprügelt. Nichtsdestotrotz scheint mir auch die Kurserholung zuletzt etwas übertrieben. Denn die gesamte Weltwirtschaft steht aktuell unter Druck. So kämpft China dagegen an in eine Rezession zu schliddern und die EU-Kommission nahm heute ihre Wachstumsprognose für die Eurozone von +1,9% auf nur noch +1,3% zurück.
Heute nun legte Twitter als letztes Unternehmen aus dem Social Media-Bereich seine aktuellen Quartalszahlen vor. Nachdem Facebook und sogar Snap kürzlich mit besser als erwarteten Quartalszahlen aufwarten konnten, waren die Erwartungen an Twitter hoch. Grundsätzlich schaffte es der Konzern denn auch diese zu erfüllen. Leider gab es neben dem Licht jedoch auch ein wenig Schatten, weshalb die Aktie heute unter Abgabedruck steht.
Twitter mit besser als erwarteten Quartalszahlen
Werfen wir mal einen Blick auf das aktuelle Zahlenwerk. Demnach erzielte Twitter im vierten Quartal 2018 einen Umsatz in Höhe von 909 Mio. US-Dollar und damit deutlich mehr als die erwarteten 868 Mio. US-Dollar. Das war natürlich auch ein ordentliches Umsatzwachstum von ca. +24,2% gegenüber den 732 Mio. US-Dollar im vergleichbaren Vorjahresquartal. Auch beim Gewinn (je Aktie) übertraf das Unternehmen die Erwartungen.
So verzeichnete der Konzern im vierten Quartal 2018 einen Gewinn je Aktie von 0,31 US-Dollar, was deutlich über den Konsensschätzungen der Analysten von nur 0,25 US-Dollar (Flüsterschätzungen sogar bis 0,29 US-Dollar) lag. Darüber hinaus war das Gewinnwachstum mit ca. +63,2% deutlich überproportional in Relation zum Umsatzwachstum. Auf den ersten Blick scheint also alles super.
Fehlendes Nutzerwachstum bleibt ein Problem
Doch so einfach ist die Sache leider nicht. Denn so gut die Quartalszahlen auch gewesen sein mögen, kriegsentscheidend ist eine andere Kennzahl. Natürlich geht es dabei um die sogenannten MAUs, zu deutsch: die monatlich aktiven Nutzer. Zwar konnte Twitter auch hier die Erwartungen von 319 Mio. übertreffen und immerhin 321 Mio. vermelden. Im vierten Quartal 2017 waren es jedoch noch 330 Mio. gewesen und selbst im Vorquartal 326 Mio.
Mit anderen Worten: Aufgrund von Maßnahmen gegen Fake Accounts/Bots schließt Twitter weiterhin sehr viele Konten, wohingegen sich jedoch vergleichsweise wenige Nutzer neu anmelden. So sinkt, anders als beispielsweise bei Facebook und ähnlich wie bei Snap, die Nutzerbasis aktuell kontinuierlich. Weniger Nutzer bedeutet aber letztlich auch weniger (Werbe)Einnahmen, es entsteht also ein Teufelskreis.
Mauer Ausblick
Darüber kann auch nicht hinweg täuschen, dass zumindest die Zahl der monetarisierbaren täglich aktiven Nutzer zuletzt ein wenig gestiegen ist. Waren das im Weihnachtsquartal 2017 noch 115 Mio. und im Vorquartal 124 Mio., waren es dieses Mal 126 Mio. Aber ohne weiteres Nutzerwachstum wird sich dies nicht halten lassen. Genauso wie man auch den Umsatz bzw. die Einnahmen je Nutzer sicherlich nicht grenzenlos steigern kann.
Vor diesem Hintergrund sowie der sich zunehmend eintrübenden Wirtschaftslage, die natürlich Kürzungen in den Marketingbudgets von Unternehmen zur Folge haben könnte, zeigte sich das Management beim Ausblick – wie viele andere Unternehmen – sehr vorsichtig. So werden für das laufende erste Quartal 2019 Umsätze zwischen 715 und 775 Mio. US-Dollar bei einem Gewinn zwischen fünf und 35 Mio. US-Dollar in Aussicht gestellt.
Fazit
Prinzipiell waren die vorgelegten Geschäftszahlen sehr gut, sie lagen über den Erwartungen. Vor wenigen Tagen hätte dies sicherlich noch ausgereicht, um die Aktie nach oben zu jubeln. Aktuell scheinen die Anleger jedoch wieder etwas kritischer zu werden. Daher legen sie heute ihren Fokus eher auf das fehlende Nutzerwachstum und der, wohl auch deshalb, mauen Ausblick. Nicht mal die Tatsache, dass das Management es geschafft hat das Unternehmen zunehmend profitabler zu machen, hält die Anleger heute davon ab ihre Aktien zu verkaufen.
In der Folge verliert sie heute mehr als -10% und kämpft mit der runden 30,00 US-Dollar Marke. Sollte sie unter diese Marke fallen, würde ein charttechnisches Verkaufssignal ausgelöst und Kursziele zwischen 24,00 und 25,00 US-Dollar würden sehr wahrscheinlich. Obwohl mir Twitter beispielsweise besser gefällt als Snap, bleibt Facebook das Topinvestment im Social Media-Bereich. Wobei ich in der aktuellen Verfassung des Marktes generell vorsichtig mit dem Aufbau oder Ausbau von Longpositionen wäre. Auch, aber nicht nur bei der Twitter Aktie!
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