Uber: Ist diese Übernahme überlebenswichtig?

Mitte Oktober kletterte die Uber-Aktie (WKN: A2PHHG) auf ein neues Allzeithoch, doch seitdem befindet sich das Papier des Fahrdienstleisters im Rückwärtsgang. Wird eine potenzielle Übernahme Uber in neue Höhen katapultieren?

Interesse an Expedia

Medienberichten zufolge denkt Uber über eine Übernahme des Reisebuchungsportals Expedia nach. Offenbar ist es die Strategie das Uber-Managements, sich in Zukunft stärker von seinem Kerngeschäft der Fahrdienste unabhängig zu machen.

Bereits Anfang des Jahres übernahm der US-Technologiekonzern den Lebensmittellieferdienst Foodpanda und baute damit sein weltweites Geschäft mit Essenslieferungen aus (Uber Eats). Für Uber ist dieser Geschäftsbereich von zentraler Bedeutung, da sich damit mehr Geld als mit reinen Fahrdienstleistungen verdienen lässt.

Ein Erwerb von Expedia wäre ein nächster logischer Schritt in der Entwicklung von Uber. In China und anderen asiatischen Ländern erfreuen sich All-in-one-Lösungen, über die Kunden von Flügen über Unterkünfte und Fahrdienste bis hin zu Mahlzeiten alles buchen können, größter Beliebtheit. Sie haben zwei entscheidende Vorteile für Techkonzern: Zum einen können die generierten Kundendaten effizienter für verschiedene Dienstleistungen genutzt werden und zum anderen verteilen sich die Marketingausgaben auf mehr Leistungen.

Expedia wäre vor diesem Hintergrund ein sehr spannendes Übernahmeziel für Uber. Die Reiseplattform besitzt mit Hotels.com, Orbitz und Vrbo starke Marken und hat eine geschätzte Kundenbasis von rund 50 Millionen.

Für und wider eine Übernahme

Für Uber-Chef Khosrowshahi wäre ein Kauf von Expedia kein Betreten von Neuland. Vor seiner Amtsübernahme im Jahr 2017 war er CEO eines Reisevermittlers und ist demnach bestens mit der Branche vertraut.

Zudem ist Khosrowshahi Mitglied im Verwaltungsrat von Expedia und kennt folglich den Konzern nicht nur wie seine Westentasche, sondern ist auch ein alter Bekannter von Expedia-Haupteigentümer Barry Diller. Der US-Milliardär kontrolliert rund ein Drittel der Stimmrechte bei Expedia. Sollte Khosrowshahi Diller von einer Übernahme überzeugen können, wäre der Deal wohl in trockenen Tüchern (ein ausreichend hoher Kaufpreis vorausgesetzt).

Einen Strich durch die Rechnung machen könnten Uber allerdings noch die Kartellbehörden in Europa und den USA. Bei Transaktionen im Reisebereich schauen sie bekanntermaßen besonders genau hin, um marktbeherrschende Stellungen zu verhindern.

Ein intakter Aufwärtstrend

Der seit Anfang 2023 anhaltende Aufwärtstrend der Uber-Aktie ist nach wie vor intakt. Die untere Trendlinie wurde bis heute nicht durchbrochen. Charttechnisch stehen die Chancen deshalb gut für eine Fortsetzung des Kursaufschwungs.

Die Uhr tickt

Uber ist gezwungen, sich schleunigst neue Geschäftsfelder zu erschließen, denn die Uhr tickt. Robotaxis sind heutzutage technisch machbar. Die unbemannten Fahrzeuge der Alphabet-Tochter Waymo sind bereits in mehreren amerikanischen Städten unterwegs und auch Elon Musk will in zwei Jahren mit Tesla in der Robotaxi-Branche mitmischen.

Für Uber wäre das eine disruptive Veränderung seines Geschäftsmodells. Fahrdienste werden in Zukunft von autonom fahrenden Autos übernommen. Die Konkurrenz auf diesem Sektor wird meiner Meinung nach hoch sein. Nicht nur Technologiekonzerne wie Alphabet, sondern auch Autohersteller werden sich ein Stück von diesem Kuchen abschneiden wollen. Uber dürfte nur einer von vielen Robotaxi-Betreibern sein.

Vor diesem Hintergrund ist mir in das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis der Uber-Aktie von 85 einfach zu viel Fantasie eingepreist. Ja, Uber wächst nach wie vor und hat im letzten Jahr den Sprung über die operative Gewinnschwelle geschafft. Aber ich glaube, dass die Zeiten sehr hoher Wachstumsraten für Uber fürs Erste vorbei sind.