Überraschung am Markt: Warum Energie-Aktien bald durchstarten
Während Tech-Aktien boomen, fließt Kapital aus dem Energiesektor ab, heißt es landläufig. Doch die Fakten erzählen eine andere Geschichte. Entdecke, warum Energie Dein nächster kluger Schachzug an der Börse sein könnte.
Das aktuell am meisten überverkaufte Asset von allen ist Energie.
Während der Tech-Sektor in den letzten 12 Monaten kumulierte Inflows von 55 Mrd. US$ verzeichnen durfte, hinken alle anderen Sektoren hinterher. Negativer Spitzenreiter ist der Energie-Sektor mit massiven Abflüssen von über 20 Mrd. US$.
Dieser Abwärtstrend steht im starken Kontrast zur fundamentalen Bedeutung von Energie für Wirtschaft und Technologie.
Und weil ich über die letzten Zyklen immer wieder eindrücklich gelernt habe, was hochfliegt, fällt tief und was am Boden kratzt, steigt wieder, weiß ich auch: Energie hat Zukunft.
Faktencheck: Öl und die Marktbedingungen 2024
Die Ölpreise und Ölaktien haben sich in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 schwergetan, da sich die Stimmung auf dem Ölmarkt verschlechtert hat angesichts der Erwartung eines Überangebots für 2025.
Dieses Narrativ in Verbindung mit anhaltenden ESG-Bedenken ist wohl der Hauptgrund für die anhaltenden Abflüsse in Milliardenhöhe aus dem Öl- und Gassektor.
Auch die Netto-Rohölpositionierung, d. h. die Gesamtheit der Positionen in Rohöl-Futures und -Kontrakten, ist dadurch auf dem niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren. Was die pessimistische Stimmung und die Erwartung eines anhaltenden Überangebots am Markt widerspiegelt.
Doch die Realität sieht anders aus: Im Jahr 2024 übersteigt die Ölnachfrage das Angebot, was zu einem unerwarteten Abbau der weltweiten Vorräte führt. Die US-Ölvorräte sind in diesem Jahr auf einen 20-Jahres-Tiefstand gesunken.
Was Analysten unterschätzen
Im Jahr 2024 übersteigt die weltweite Nachfrage nach Erdöl die Produktion um durchschnittlich 0,58 mbd, wobei das Defizit im Laufe des Jahres zunimmt. Somit hat sich die Vorhersage des US-Energieministeriums EIA aus dem letzten Jahr als falsch erwiesen. Die EIA prognostizierte für 2024 eine die Nachfrage übersteigende Produktion und einen weltweiten Bestandsaufbau von 45 Millionen Barrel.
Tja, nun ist das komplette Gegenteil eingetreten durch ein stärker als erwartetes Nachfragewachstum vor allem in Indien und anderen Schwellenländern außerhalb der OECD. Für das Gesamtjahr 2024 wird nun mit einem Abbau der weltweiten Lagerbestände um 186 Millionen Barrel gerechnet.
Meiner Ansicht nach ist es sehr wahrscheinlich, dass die EIA die Gesamtjahresabnahme dabei immer noch unterschätzt. Frühe Daten von Kpler zu den chinesischen Ölimporten bis November deuten darauf hin, dass China auf einen Rekordmonat zusteuert.
Chinas Energiehunger wächst: Die chinesischen Ölimporte sind um etwa 1,8 Millionen Barrel pro Tag höher als im November 2023. Angetrieben durch das Konjunkturprogramm wächst die Wirtschaftstätigkeit in China und damit auch die Ölnachfrage.
Die angespannte Marktlage zeigt sich am deutlichsten in den USA: Hier wurden in den letzten Jahren die niedrigsten Ölvorräte der letzten zwei Jahrzehnte verzeichnet. Die Lagerbestände wurden im Jahr 2022 durch die Biden-Regierung weiter belastet durch die Freigabe von 180 Millionen Barrel aus der strategischen Erdölreserve und dem Verkauf von weiteren 26 Mio. Barrel daraus. Diese Maßnahmen wurden umgesetzt zur Bekämpfung der hohen Energiepreise zu dieser Zeit.
Kapazitätsgrenzen für 2025 erwartet
Da die Nachfrage weiter steigt, muss auch die Produktion steigen, um den Markt auszugleichen. Die EIA geht davon aus, dass die Nachfrage 2025 auf 104,3 mbd steigen wird, während das derzeitige Angebot 2024 auf 102,6 mbd geschätzt wird.
Zwar wird erwartet, dass die OPEC diese Lücke größtenteils schließen wird, indem sie die Produktionskürzungen im Laufe des Jahres 2025 zurücknimmt. Doch ich bin skeptisch, was die tatsächliche Produktionskapazität der beiden größten OPEC-Produzenten, Saudi-Arabien und Russland, und ihre Fähigkeit zur Deckung der künftigen Nachfragesteigerung betrifft.
Beide Länder haben noch nie über einen längeren Zeitraum mit den von ihnen angegebenen Kapazitäten produziert. Die Produktion ist in den letzten zehn Jahren zurückgegangen. In Zeiten von Ölpreisen über 100 US$ im Jahr 2022 im Vergleich zu den Trends vor der Pandemie hat es keine nennenswerten Produktionssteigerungen gegeben.
Wenn die OPEC ihre Produktionskürzungen nicht vollständig zurücknehmen will oder kann, wird die Last der Deckung der weltweiten Ölnachfrage auf die Nicht-OPEC-Länder übergehen.
Das Wachstum aus diesen Quellen verlangsamt sich jedoch. Die Region Permian Basin und die Ölfelder in Guyana, zwei wichtige Triebkräfte für das Wachstum der Nicht-OPEC-Produktion, werden 2025 voraussichtlich nur 0,3 mbd bzw. 0,25 mbd an zusätzlicher Produktion beisteuern (gegenüber 0,4 mbd und 0,3 mbd im Jahr 2024).
Für 2025 wird ein Produktionswachstum der Nicht-OPEC-Länder von insgesamt 1,5 mbd prognostiziert (verglichen mit einem Durchschnitt von 1,85 mbd in den beiden Vorjahren), so dass angesichts der für ein Marktgleichgewicht erforderlichen 1,7 mbd ein Defizit von 0,2 mbd verbleibt.
Über 2025 hinaus wird die Ölnachfrage voraussichtlich weiter steigen. Und angesichts der rückläufigen OPEC-Produktion und des verlangsamten Wachstums der Nicht-OPEC-Produktion dürften die festgestellten Versorgungsengpässe eher fortbestehen.
Zukunftsausblick: Volatilität voraus
Aufgrund der unelastischen Ölnachfrage führen solche Bedingungen zu einer erheblichen Preisvolatilität. So trieb beispielsweise von Januar 2021 bis Mai 2022 ein durchschnittlicher globaler Bestandsabbau bei Erdöl und anderen Energie-Flüssigprodukten von 1,34 mbd die WTI-Preise von 47 US$ auf 110 US$. In diesem Zeitraum stiegen auch die Energieaktien in die Höhe.
Die globalen Lagerabgänge von durchschnittlich 0,91 mbd im 3. Quartal 2024 und die überverkauften Ölpreise schaffen solide Voraussetzungen für einen möglichen Bullenlauf im Jahr 2025 und in den Folgejahren.
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