Under Armour: Ermittlungen wegen Bilanzmanipulation!

Sascha
04.11.19

Die Aktie des US-Sportartikelherstellers Under Armour (WKN: A0HL4V) steht heute in den USA unter mächtigem Abgabedruck. Hintergrund ist, dass das US-Justizministerium Ermittlungen wegen des Verdachts der Bilanzmanipulation aufgenommen hat.

So soll das von dem exzentrischen Milliardär Kevin Plank gegründete Unternehmen Umsätze früher und/oder Kosten später als vorgeschrieben verbucht haben, um so die eigene Bilanz aufzupeppen.

Angesichts solcher Vorwürfe, über die das renommierte "Wall Street Journal" zuerst berichtete, verwundert es natürlich nicht mehr, dass Gründer Kevin Plank Ende diesen Jahres seinen Posten als CEO aufgeben möchte. Bereits zuletzt hatte er die Verantwortung für das operative Geschäft an seinen Kollegen Patrik Frisk abgegeben, der nun natürlich versucht die Wogen zu glätten. Da darf man sehr gespannt sein, ob und wie ihm das gelingen wird.

Dabei kommen diese Entwicklungen bei Under Armour für mich nicht sonderlich überraschend. Denn als eine Kollegin von mir die Aktie des Sportartikelkonzerns vor einigen Wochen auf Basis charttechnischer Überlegungen zum Kauf empfahl, meldete ich meine Bedenken an. Ich hatte mir nämlich einen Under Armour-Shop hier in Deutschland angesehen und war über das dortige Angebot mehr als enttäuscht.

Keine Chance gegen Adidas, Nike, Puma und Co.

Ich bin sicherlich nicht (mehr) der sportlichste Mensch. Auch bin ich sicherlich alles andere als ein Modefreak, gerade auch im Hinblick auf Sportmode. Aber was ich in diesem Shop zu sehen bekam, war selbst für einen Modemuffel wie mich befremdlich. Nicht nur, dass mir kein einziger Artikel dort zugesagt hat. Vielmehr waren auch die Preise für diese, an Hässlichkeit kaum zu überbietenden Artikel, exorbitant hoch.

Daher war mir schon seinerzeit klar, dass Under Armour wohl keine Chance gegen die Marktführer Adidas und Nike haben wird. Aber selbst gegen Puma stand und steht man mit seiner Kollektion meines Erachtens auf verlorenem Posten. Daher hatten mich die kurze Zeit später veröffentlichten Quartalszahlen, die sogar leicht besser als erwartet ausgefallen waren, extremst verwundert. Wie sich nun herausstellt, war da vielleicht vieles einfach auch Dichtung (statt Wahrheit).

Heute vorgelegte Quartalszahlen: Schwacher Ausblick!

Die Vorwürfe der Bilanzmanipulation kamen bereits am Sonntag Abend auf. Heute nun legte das Unternehmen seine aktuellen Quartalszahlen vor. Diese fielen zwar sehr schwach aus, das Eine dürfte jedoch nichts mit dem Anderen zu tun haben. Denn so schnell kann keine Buchhaltung Quartalszahlen korrigieren, selbst wenn das nötig sein sollte. Außerdem war bereits zuvor bekannt, dass besonders das Nordamerikageschäft schwächelt.

Genau das zeigte dann auch das heute vorgelegte Zahlenwerk. Das internationale Geschäft läuft zwar besser, hier machen sich dann jedoch negative Währungseffekte bemerkbar. So verzeichnete Under Armour in Q3/2019 einen Umsatzrückgang von einem Prozent auf nur noch 1,4 Mrd. US-Dollar. Zugleich stieg jedoch der Konzerngewinn um +36% auf 102 Mio. US-Dollar, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust in Höhe von -17,3 Mio. US-Dollar angefallen war.

In der Folge senkte das Management um den operativen Vorstand Patrik Frisk auch den eigenen Ausblick. So rechnet man im Gesamtjahr 2019e nicht mehr mit einem Umsatzwachstum zwischen drei und vier Prozent, sondern nur noch mit einem Umsatzanstieg um +2%. Beim operativen Ergebnis jedoch möchte das Management weiterhin das obere Ende der angepeilten Spanne zwischen 230 und 235 Mio. US-Dollar erreichen.

Fazit: Finger weg von dieser Aktie!

Grundsätzlich ist es immer sehr schwierig, wenn einem Unternehmen Bilanzmanipulationen unterstellt werden. Denn leider ist für Außenstehende kaum zu beurteilen, was an solchen Vorwürfen dran ist oder nicht, bestes Beispiel in Deutschland ist bekanntlich Wirecard aus dem DAX. Während man jedoch die Geschäftsentwicklung bei Wirecard generell sehr schwierig beurteilen kann, sieht das bei Under Armour ganz anders aus. Und da würde ich behaupten, dass es absolut nicht rund läuft – und das auch völlig zurecht!

Zudem geht es bei Under Armour auch nicht um Vorwürfe, die von einer (renommierten) Zeitung wie der "Financial Times" erhoben werden. Vielmehr ermittelt hier das US-Justizministerium, das zwar nicht unfehlbar, aber bei solchen Vorwürfen doch sehr vorsichtig ist. Vor diesem Hintergrund möchte ich Under Armour und die handelnden Personen zwar nicht vorverurteilen. Generell aber würde ich Aktien, bei denen solche Vorwürfe im Raum stehen, bis zu deren vollständiger Klärung meiden. Denn ist etwas dran, kann das – siehe Enron – schnell mal in einem Totalverlust enden!


 

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