Uniper-Aktie: Wie ein Fass ohne Boden – oder?

Nach einer fast beispiellosen Talfahrt für eine DAX-Aktie hat Uniper (WKN: UNSE01) heute Morgen zunächst leichte Erholungstendenzen gezeigt und ist um +2,4% auf 5,14 € geklettert. Aktuell ist das Papier wieder im Minus. Die übel gebeutelten Anleger fragen sich, ob und wann endlich bessere Zeiten anbrechen. Hier kommt die Antwort.

Uniper erzeugt Strom aus Kohle und Gas und zählt zu den drei größten Gashändlern in Deutschland. Der Düsseldorfer Konzern ist 2016 durch Abspaltung aus dem Essener Energiekonzern E.ON entstanden. Seit März 2020 gehört das Unternehmen mehrheitlich dem finnischen Energiekonzern Fortum.

Fast Totalverlust seit Jahresbeginn

Ein Black Swan (Schwarzer Schwan) bedeutet an der Börse ein unerwartetes und vor allem unerwünschtes Ereignis, das Angst und Panik auslöst und zu massiven Kursverlusten führt. Genau das war im Februar der russische Einmarsch in der Ukraine.

Wie stark das eine einzelne Aktie ins Verderben stürzen kann, sieht man bei Uniper. Den massiv von russischen Gaslieferungen abhängigen Energieversorger hat es bis an den Rand der Insolvenz getrieben. Kursverlust der Aktie seit Jahresbeginn: -88%.

Spielball für Moskau

Immer wieder wird das Papier zum Spielball dessen, was aus Moskau verlautet. Gas fließt – Kurs steigt. Gas fließt nicht – Kurs sinkt. Gerade in diesen Tagen ist das wieder sehr gut zu beobachten.

Das Geschäftsmodell des Konzerns ist eben eindeutig: Er ist Lieferverpflichtungen für Energie und Gas eingegangen, die vor allem der russische Staatskonzern Gazprom bedienen sollte. Kommt das Gas jedoch nicht oder nur in begrenztem Umfang, muss Uniper dennoch seine Lieferverpflichtungen erfüllen und Höchstpreise am Markt zahlen, während es im Gegenzug „alte“ und viel niedrigere Preise erzielt.

Uniper ruft fleißig Kredite ab

Aus diesem Grund hat der Bund ein Rettungspaket geschnürt und sich mit 30% am Energieriesen beteiligt. Teil dieses Pakets ist eine Kreditlinie der staatlichen Bank KfW, die mittlerweile auf 13 Milliarden Euro aufgestockt wurde. Und Uniper muss dieses Geld fleißig in Anspruch nehmen.

Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis hier der letzte Euro ausgegeben ist und neue Mittel beantragt werden müssen. Es sei denn, der russische Despot Wladimir Putin lässt sich dazu herab, Deutschland über den Staatskonzern Gazprom mit weiteren, sogar erhöhten Gaslieferungen zu beglücken. Aber wer mag daran glauben?

Abstieg aus dem MDAX

Mittlerweile steht bereits fest, dass der schwer angeschlagene Energieversorger aufgrund der drastisch gesunkenen Marktkapitalisierung aus dem Index der mittelgroßen Unternehmen MDAX ausscheiden muss. Besser gesagt: absteigen muss, und zwar in den SDAX. Das hat die Deutsche Börse am Montag bekannt gegeben.

Liefervertrag über Flüssiggas

Zwar ist das Unternehmen keinesfalls untätig und hat vor wenigen Tagen mitgeteilt, dass man mit dem australischen Energiekonzern Woodside einen langfristigen Vertrag über die flexible Lieferung von Flüssigerdgas (LNG) nach Deutschland und Europa geschlossen hat. Ab Januar nächsten Jahres soll das LNG geliefert werden. Der Vertrag läuft bis 2039.

Aber seien wir ehrlich: In der derzeitigen Lage ist das wohl nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Es gilt weiter: Finger weg von dieser Aktie!

In diesem Artikel Ende Juli haben wir detailliert beschrieben, was das Rettungspaket des Bundes für Anleger wirklich bedeutet und welche Fallstricke hier lauern bis hin zur berüchtigten „Todesspirale“.

Auch aus heutiger Sicht – nachdem das Papier in der Zwischenzeit weiter massiv verloren hat – kann man praktisch nur zu einem Schluss kommen: Finger weg von dieser Aktie!

Zocker mögen hier ihren Spaß haben, wobei der Abwärtstrend ja beinahe ungebrochen verläuft. Beinahe täglich wird ein neues 52-Wochen-Tief generiert.

Für ernsthafte Investoren ist dieser Titel auch bei einer inzwischen auf 1,8 Milliarden € abgesackten Marktkapitalisierung keine Erwägung wert. Es sei denn, man wäre der tiefen Überzeugung, dass uns die freundlichen Russen bald wieder massenweise Gas liefern...

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