Uniper, BASF, Covestro: Endet der Gas-Albtraum?
Die Hoffnungen der Börsianer auf weitere russische Gaslieferungen beflügeln Aktien wie die des Energieversorgers Uniper (WKN: UNSE01), wo der Kurs vom Tief am vergangenen Donnerstag unter 9 € um +33% auf fast 12 € explodiert ist. Auch Chemie-Werte wie BASF (WKN: BASF11), hier ging es um +12% auf 45 € rauf, oder Covestro (WKN: 606214) mit +9% profitieren von den aktuellen Entwicklungen. Ist die Euphorie gerechtfertigt oder ein bisschen verfrüht?
Uniper erzeugt Strom aus Kohle und Gas und zählt zu den drei größten Gashändlern in Deutschland. Der Düsseldorfer Konzern gehört mehrheitlich dem finnischen Energiekonzern Fortum. BASF mit Sitz in Ludwigshafen ist gemessen am Umsatz (2021: 79 Milliarden €) der größte Chemiekonzern der Welt. Covestro ist ein Werkstoffhersteller mit Sitz in Leverkusen. Das Unternehmen ist 2015 aus der ehemaligen Kunststoffsparte von Bayer hervorgegangen.
Trio ist abhängig von russischem Gas
Was diese drei Werte als „Brüder im Geiste“ vereint, ist vor allem ihre missliche Lage, seitdem Russland im Februar in die Ukraine einmarschiert ist. Denn das Trio ist besonders betroffen von der Gas-Krise, weil es von russischen Gaslieferungen nach Deutschland abhängig ist.
Am schlimmsten erwischt hat es seit Jahresbeginn die Uniper-Aktie (-71%), gefolgt von Covestro (-36%) und BASF (-28%). Eine so schwache Performance sind vor allem die nach stabilen Titeln suchenden deutschen Anleger nicht gewöhnt.
Bei Uniper wird Staatshilfe konkreter
Bei Uniper drohte die Lage sogar zu eskalieren, infolge mangelnder Liquidität stand eine Insolvenz als Schreckgespenst im Raum. Stand heute sieht es danach aus, als würde der Staat zur Hilfe eilen. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, werden die geplanten Maßnahmen konkreter.
Offenbar sollen die bestehenden Kredite der staatlichen KfW-Bank von 2 auf 8 Milliarden € aufgestockt werden. Außerdem wird sich wohl der Bund beim Energieversorger mit bis zu 30% beteiligen, wobei die Modalitäten noch verhandelt werden.
Die offenbar bevorstehende Rettung beflügelt natürlich den Kurs von Uniper heute zusätzlich. Allerdings müssen wir hier Wasser in den Wein gießen und vor allzu großer Euphorie warnen, denn: Das Unternehmen hat erst kürzlich seine Gewinnziele für das erste Halbjahr kassiert und noch nicht einmal einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr gewagt.
Chemieriese BASF macht gute Geschäfte
Der Chemieriese BASF steht anders da als Uniper, er muss nicht um Staatshilfe betteln. Die Ludwigshafener haben in den ersten beiden Quartalen eine verhältnismäßig starke Geschäftsentwicklung hingelegt. Fundamental bleibt die Aktie bei einem aktuellen Börsenwert von 41,3 Milliarden € und einem KGV um die 8 günstig. Doch auch die BASF bleibt abhängig von russischem Gas.
Covestro kauft eigene Aktien zurück
Auch Covestro hat infolge der düsteren Rahmenbedingungen im Mai seine Gewinnprognose gekappt. Man geht insbesondere davon aus, dass man künftig nicht im bisherigen Umfang die höheren Kosten für Rohstoffe und Energie an die Kunden weiterreichen kann.
Bei einem Börsenwert von 6,7 Milliarden € und einem KGV von rund 4 ist die Covestro-Aktie allerdings sehr günstig bewertet. Und hier stützt zusätzlich ein aus Anlegersicht erfreuliches Aktienrückkaufprogramm über 500 Millionen €, von denen bereits 75 Millionen € verausgabt sind.
Fazit: Es bleibt ein unkalkulierbares Risiko
Fassen wir zusammen: Wer in das Trio Uniper, BASF oder Covestro investiert, sollte sich des Risikos der Abhängigkeit von der politischen Großwetterlage bewusst sein. Zwar hat der russische Staatskonzern Gazprom angekündigt, dass ab Donnerstag wieder Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 fließen werde. Wie viel das sein wird und wie lange man liefern wird, wurde allerdings nicht gesagt.
Mir persönlich geht die aktuelle Euphorie zu weit, ich bin eher skeptisch und traue den Äußerungen des unberechenbaren russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht. Wenn, dann würde ich mir am ehesten Covestro und/oder BASF ins Depot legen, weil hier die fundamentalen Voraussetzungen stimmen. Uniper würde ich derzeit lieber meiden.
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