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UPDATE: Bayer – der nächste Rückschlag vor Gericht

Marc Rendenbach / 28.03.19 / 7:20

Erst vor wenigen Wochen schrieb ich an dieser Stelle über Bayer (WKN: BAY001) und die Probleme der Leverkusener vor US-Gerichten. So hatte Bayer damals einen ersten Prozess um das Unkrautvernichtungsmittel Roundup, dass das umstrittene Glyphosat enthält, verloren. In erster Instanz bekam der Kläger daher einen Schadenersatz in Höhe von 289 Mio. US-Dollar zugesprochen.

Im Berufungsverfahren wurde diese Summe jedoch drastisch, auf "nur" noch 78 Mio. US-Dollar reduziert. Auch mit diesem Urteil zeigte sich Bayer jedoch verständlicherweise unzufrieden und fechtete es erneut an. Derweil laufen andere Gerichtsverfahren in den USA natürlich weiter. Genau dies war dann auch vor rund einer Woche das große Problem, was letztlich zu einem erneuten Ab- respektive Ausverkauf der Aktie führte.

Denn vergangene Woche erkannte eine Geschworenen-Jury erneut darauf, dass das Unkrautvernichtungsmittel Roundup krebserregend sei und sich Monsanto und damit nun eben Bayer schuldig gemacht habe. In der Nacht auf den heutigen Donnerstag nun hat die gleiche Jury ihr Urteil bzgl. der Höhe des von Bayer zu leistenden Schadenersatz bekanntgegeben. Demnach soll Bayer auch hier 80,3 Mio. US-Dollar zahlen.

Problem: Musterklage ("Bellwether Trial")

Dabei ist dieses Gerichtsverfahren für Bayer deutlich gefährlicher als das vorherige. Denn dem kalifornischen Rentner Edwin Hardeman, dem nun der Schadenersatz in dieser Höhe zugesprochen wurde, haben sich zahlreiche weitere Kläger angeschlossen. Daher gilt der Fall als sogenannter "Bellwether Trial", auf deutsch kann man das wohl am ehesten mit "Musterklage" übersetzen. Letztlich könnte diese daher dazu führen – sofern das Urteil in höheren Instanzen bestätigt wird – das es richtig teuer für die Leverkusener wird.

Allerdings muss man andererseits auch mal deutlich herausstellen, dass Bayer mit dieser erneuten Niederlage vor Gericht zwar eine erneute Schlacht, jedoch noch längst nicht den Krieg verloren hat. So hat der Konzern über seine Rechtsanwälte bereits verkünden lassen, dass ihm zwar das persönliche Schicksal des Klägers leid tue, dass er jedoch zu seinem Produkt Roundup stehe und in diesem weiterhin nicht den Grund für die Krebserkrankung erkenne.

Vorstandsvorsitzender (CEO) der Bayer AG, Werner Baumann

Wer ist für die Monsanto-Übernahme verantwortlich?

In meinem letzten Artikel über Bayer hatte ich geschrieben, dass CEO Werner Baumann zwar für die grundsätzliche Entscheidung der Monsanto-Übernahme verantwortlich ist. Ich hatte ihn jedoch insofern auch etwas in Schutz genommen, als das einer solchen Mega-Übernahme normalerweise eine intensive sogenannte Due Diligence-Prüfung vorausgeht. Dabei schaut man natürlich in erster Linie in die Bücher. Aber natürlich bewerten Juristen auch die möglichen Rechtsrisiken. In diesem Zusammenhang stellte ich die Frage, was die Juristen des Konzerns hier wohl getan haben.

Aus meiner Sicht gibt es nämlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Juristen haben diese Gefahren völlig unterschätzt. Dann muss man ihnen dieses ganze Desaster, in dem der Kauf von Monsanto bisher gemündet ist zuschreiben. Oder aber sie haben sehr wohl auf diese Risiken hingewiesen. Dies wiederum würde dann bedeuten, dass sich das Top-Management um CEO Werner Baumann über die Bedenken der eigenen Juristen hinweg gesetzt und die Übernahme einfach durchgezogen hätte.

Fazit: Aktie bleibt kurzfristig kritisch, aber langfristig sehr chancenreich!

Sollte letzteres tatsächlich der Fall gewesen sein, sollte sich der CEO darum kümmern, dass er sein Unternehmen schnellstmöglich aus der Schusslinie der US-amerikanischen Gerichtsbarkeit bringt. Denn sollten die bisherigen Urteile Bestand haben, wäre am Ende sogar der Bestand des Konzerns gefährdet. Stand heute bleibe ich jedoch erst einmal dabei, dass am Ende nichts so heiß gegessen wie gekocht wird und Bayer auf lange Sicht auch einen Ausweg aus diesem Schlamassel findet. So wie es seinerzeit ja auch schon bei dem berühmten Lipobay-Skandal war.

Wer mir in dieser Einschätzung folgt, muss eigentlich jetzt nur auf eine charttechnische Bodenbildung der Aktie warten und kann dann zugreifen. Nach Bruch des charttechnischen Supports um 58,00 Euro liegt das nächste Korrekturziel jedoch um 48,00 Euro. Kann auch diese Marke nicht gehalten werden, lägen weitere mögliche Korrekturziele um 40,00 sowie letztlich sogar um 32,00 Euro. Langfristig hingegen traue ich der Aktie ein großes Comeback und auf Sicht von fünf Jahren sogar wieder dreistellige Kurse zu!

Zugehörige Kategorien: Dividenden-AktienFinanznachrichten
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