Vale-Aktie: Ein Unwetter braut sich zusammen
Der brasilianische Eisenerz-Produzent Vale S.A. (WKN: 897136) lieferte letzte Woche solide Zahlen für das dritte Quartal ab. Die Produktion konnte kräftig angekurbelt werden. Trotzdem fiel die Aktie am Freitag um mehr als -5%. Wie kommt es zu dieser konträren Entwicklung und können Anleger von ihr profitieren?
Vale ist ein vertikal integrierter und weltweit führender Produzent von Eisenerz und Nickel. Zudem fördert der Bergbaukonzern Kupfer, Kohle, Mangan und Düngemittel, produziert Stahl und betreibt Wasserkraftanlagen zur Stromerzeugung. Die Minen befinden sich in Brasilien, Indonesien, China, Kanada und dem Oman. Zusammen beschäftigen sie mehr als 70.000 Mitarbeiter. Der Firmensitz des 60 Milliarden US$ schweren Multis befindet sich in Rio de Janeiro.
Ein Chart im Zeichen der Krise
Die Aktie von Vale startete stark in das Jahr 2022. Die ersten Wochen wurde sie von dem Neustart der Weltwirtschaft und hohen Eisenerzpreisen getragen. Konsequent festigte sie schnell eine Position oberhalb der 15 US$-Marke. Der Krieg in der Ukraine tat sein Übriges dazu, um der Aktie zusätzlichen Auftrieb zu geben. Im März konnten sich Anleger über ein Jahreshoch bei 21,29 US$ freuen.
Seitdem befindet sich die Papiere in einem stufenweisen Abwärtstrend. Die Zuspitzung der Immobilien-Krise und die Null-Covid-Politik in China trübten die Konjunkturaussichten ein und beendeten den Höhenflug von Vale. Die Zinserhöhungen der Fed und die Sorgen vor einer weltweiten Rezession gaben ihr schließlich den Rest. Der Kurs halbierte sich fast und fiel im Juli auf 12,12 US$. Nach einer kurzen Erholung stehen die Papiere erneut vor der Bewährungsprobe, die 12 US$-Marke zu verteidigen.
Starke Produktion, weniger Umsatz
Vale ist der Dritte im Bunde, der seine Quartalszahlen vorstellte. Während die beiden Bergbauriesen BHP (WKN: 863578) und Rio Tinto (WKN: 852147) durchweg durchmischte Ergebnisse vorstellten, konnte Vale operativ überzeugen. Allerdings hinken die Umsätze dem Rekordjahr von 2021 hinterher und schmälern die Gewinne des Konzerns.
Zurück zum operativen Geschäft: Im Vergleich zum Vorquartal legte die Produktion von Eisenerz um +21% auf 89,7 Millionen Tonnen zu. Mit dem Abschluss von Wartungsarbeiten hatte die Nickelsparte ein regelrechtes Comeback. Die Produktion des silbrig-weißen Metalls schnellte um +51% auf 51,8 Kilotonnen nach oben. Dasselbe gilt für die Kupfersparte des Konzerns. Die Wartung der brasilianischen Tagebaumine Sossego wurde erfolgreich abgeschlossen. Seitdem zog die konzernweite Kupferproduktion um +33% auf 74,3 Kilotonnen an.
CEO Eduardo Bartolomeo kommentierte die Ergebnisse folgendermaßen:
Unsere operative Leistung im Quartal war im gesamten Portfolio solide, wobei die Eisenerzproduktion 90 Millionen Tonnen erreichte und die Mengen von Nickel und Kupfer stark zunahmen. Während die Welt einem wachsenden Inflationsdruck ausgesetzt ist, konzentrieren wir uns weiterhin auf Kostendisziplin und die Verbesserung der Betriebszuverlässigkeit.
Risiko 1: Eisenerzpreis im Sinkflug
Nachdem es so aussah, als ob sich der Kurs von Vale zwischen 12,50 US$ und 15 US$ einpendeln würde, macht der Eisenerzpreis allen großen Produzenten derzeit einen Strich durch die Rechnung. Branchenweit ging es bergab für Rio Tinto, BHP und Fortescue Metals (WKN: 121862).
Auslöser für den fallenden Eisenerzpreis war die sinkende Stahlnachfrage. Eine metrische Tonne Eisen kostete am Freitag nur noch 82,45 US$ in Singapur. Das ist der niedrigste Preis seit zweieinhalb Jahren. Im aktuellen Marktpreis spiegelt sich der Pessimismus einer weltwirtschaftlichen Konjunkturabkühlung und einer chinesischen Dauerkrise wider.
Für Vale ist das ein Problem: Etwa 70% der Umsatzerlöse werden mit dem Verkauf von Eisenerz und Pellets generiert. Fällt Eisen, folgt Vale. Hinzu kommt: China ist weltweit der größte und wichtigste Abnehmer von Eisenerz. Schwächelt der Riese aus Fernost, leidet der gesamte Markt und steuert auf ein zyklisches Tief zu.
Risiko 2: Präsidentschaftswahlen in Brasilien
Neben dem gefährlich niedrigen Eisenerz-Preis überschattet ein politisches Großereignis die Aktie von Vale: die Wahl in Brasilien. Viele Investoren befürchten, dass mit dem Sieg von Ignacio Lula da Silva das Land kräftig nach links rücken könnte. Dies könnte eine stärkere Regulierung im Bergbaubausektor und höhere Steuern nach sich ziehen.
Der amtierende Präsident Jair Bolsonaro wird dem rechtspopulistischen Spektrum zugerechnet. Wirtschaftlich gesehen gilt er als neoliberaler Lenker der Geschicke seines Landes. Seine mögliche Wiederwahl wurde mit der Kontinuität einer freien Marktwirtschaft und einer Stärkung privater Eigentumsrechte assoziiert. Noch hat er den Sieg seines Widersachers nicht anerkannt.
Fazit: Auf die Lauer legen
Aktuell rate ich dazu, die Aktie von Vale zu beobachten und sich auf die Lauer zu legen. Neu- und Zukäufe sind beim aktuellen Preisniveau höchst attraktiv. Mit einem KGV von 3 wird die Aktie so bewertet, als ob die billionenschweren Infrastrukturprojekte in Asien, Europa und der USA bereits abgeschlossen wären. Stattdessen wird Stahl in rauen Mengen benötigt, um diese umzusetzen. Und die Grundzutat dafür ist Eisen, Vales wichtigster Rohstoff. Außerdem lockt eine zweistellige Dividendenrendite.
Aber auch die Elektrisierung der Autoflotten ist ohne die Kupfer- und Nickelproduktion schwer vorstellbar. Nur zur Erinnerung: Vale gehört zusammen mit BHP und Rio Tinto zu den drei größten Bergbauunternehmen der Welt. Unabhängig vom Ausgang der Präsidentschaftswahlen bleiben die langfristigen Aussichten des Konzerns hervorragend. Kurzfristig ist die Aktie aber ein glühend heißes Eisen.
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Interessenkonflikt: Der Autor hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Aktien des besprochenen Unternehmens Vale S.A. und hat die Absicht, diese je nach Marktsituation – auch kurzfristig – zu veräußern und könnte dabei insbesondere von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt.