Valneva-Aktie: Warum geht's hier nur bergab?
Die Valneva-Aktie (WKN: A0MVJZ) befindet sich auf einer rasanten Talfahrt. Binnen eines Monats hat sie -33% verloren und notiert nur noch bei 1,88 €. Woher kommt dieser Absturz? Sollten Anleger hier die Reißleine ziehen?
Das hat Anleger vergrätzt
Mitte September hat der französisch-österreichische Impfstoffhersteller mit einer Kapitalmaßnahme seine Anteilseigner vergrätzt. 23 Millionen neue Stammaktien wurden zu einem Preis von 2,66 € je Stück ausgegeben, wodurch das Unternehmen 60 Millionen € einnahm. Für Altaktionäre war diese Verwässerung bitter, denn sie hatten bei der Kapitalerhöhung kein Bezugsrecht.
Ungewöhnlich ist ein solcher Vorgang im Biotech-Sektor keineswegs, vielmehr die Regel. Im Falle Valnevas dürfen Aktionäre immerhin darauf hoffen, dass der Impfstoffhersteller nun mit seinem Geld auskommt und nicht erneut den Kapitalmarkt anzapfen muss, ehe er die operative Gewinnschwelle erreicht. So hat es jedenfalls das Management verkündet.
Finanzprognose angepasst
Wie notwendig diese Privatplatzierung war, zeigte sich Anfang November bei der Vorlage der Neun-Monats-Ergebnisse. Demzufolge verfügte Valneva Ende September über einen Cash-Bestand von 156,3 Millionen € – darin sind die 60 Millionen € aus der Kapitalerhöhung bereits enthalten.
Ihre Prognose für das Gesamtjahr haben die Franzosen angepasst. Statt der zuvor erwarteten Gesamtproduktumsätze zwischen 170 und 190 Millionen € wird jetzt mit 170 bis 180 Millionen € kalkuliert. Die Investitionen für Forschung und Entwicklung werden nun mit 65 bis 75 Millionen € veranschlagt (zuvor: 60 bis 75 Millionen €).
Finanzvorstand Peter Bühler kommentierte:
Unser Ziel ist es, im Jahr 2027 nachhaltig profitabel zu werden, basierend auf potenziellen Meilenstein- und kommerziellen Einnahmen aus unserem Impfstoffkandidaten gegen Lyme-Borreliose, falls dieser zugelassen wird.
Laut Bühler will Valneva seine Umsätze mit Reiseimpfstoffen steigern und sieht sich „ausreichend kapitalisiert“.
Zulassungserweiterung beantragt
Am Dienstag teilten die Franzosen eine interessante Neuigkeit mit: Sie haben bei der US-Zulassungsbehörde FDA eine Zulassungserweiterung für ihren Chikungunya-Impfstoff Ixchiq beantragt. Dieser ist bereits für die Anwendung bei Erwachsenen zugelassen.
Mit dem Antrag strebt Valneva an, dass auch Menschen zwischen 12 und 17 Jahren mit Ixchiq behandelt werden dürfen. Deshalb wurden bei der FDA nach eigenen Angaben auch positive Daten aus einer Phase-3-Studie mit Jugendlichen aus dem Mai eingereicht, denen zufolge bei 99,1% der Jugendlichen eine hohe und anhaltende Immunantwort bei geringen Nebenwirkungen hervorgerufen wurde.
Auf Allzeittiefniveau
Das Chartbild der Valneva-Aktie sieht inzwischen desaströs aus, nachdem sie zuvor noch monatelang in einem Seitwärtstrend zwischen 3 und 4 € auf und ab gependelt war. Erst am Mittwoch wurde mit 1,83 € ein neues Allzeittief markiert. Aktuell ist die Aktie davon nur einen Hauch entfernt und es riecht förmlich nach weiterem Ungemach, denn kurz-, mittel- und langfristig ist der Trend fallend.
Sollte der Support bei 1,80 € nicht halten, könnte die Kursregion unter 1,60 € ins Blickfeld rücken.
Zu viel Fantasie im Kurs
Anleger, die bereits in die Valneva-Aktie investiert haben, brauchen nicht nur große Geduld bis voraussichtlich Ende nächsten Jahres, sondern sie müssen auch darauf hoffen, dass dann der geplante Abschluss der Phase-3-Studie des Wirkstoffs gegen Lyme-Borreliose positive Ergebnisse bringt. Wenn nicht, wird es zappenduster.
Warum das so ist, liegt klar auf der Hand: Im Verhältnis zum schwindenden Cash-Bestand, der Ende September bei rund 156 Millionen € lag, ist die aktuelle Marktkapitalisierung mit 305 Millionen € doppelt so hoch. Das bedeutet, hier ist bereits sehr viel Fantasie in Bezug auf künftige Studienerfolge im Kurs eingepreist.
Mir persönlich wäre diese Wette viel zu heiß, weshalb ich davon abraten würde, die vermeintlich so günstig gewordene Aktie jetzt zu kaufen. Wer bereits investiert ist, muss wohl oder übel durchhalten oder Verluste realisieren.
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ℹ️ Valneva in Kürze
- Valneva ist ein französisch-österreichisches Biotech-Unternehmen mit Hauptsitz in Saint-Herbain. Es entwickelt und vermarktet Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten, darunter Chikungunya, Cholera und die Japanische Enzephalitis.
- Der Vermarktung eines Vakzins gegen Covid-19 ist jedoch gescheitert.
- Valneva notiert an der Börse Paris und ist mit rund 305 Millionen € bewertet.