Valneva-Aktie: Welch' eine herbe Enttäuschung!
Wir haben es kommen sehen und in diesem Artikel beschrieben, warum wir nicht mehr an große Covid-19-Umsätze von Valneva (WKN: A0MVJZ) glauben – jetzt ist es traurige Gewissheit. So teilt der Impfstoffhersteller heute Abend mit, dass die EU-Kommission nur 1,25 Millionen Dosen von VLA 2001 in diesem Jahr abnimmt mit der Option auf eine weitere Charge in gleicher Höhe. Ursprünglich hatte der Vorabkaufvertrag 60 Millionen Dosen vorgesehen. Was bedeutet das für Anleger?
Valneva ist ein französisches Biotechunternehmen mit Hauptsitz in Saint-Herbain. Die Firma entwickelt und vermarktet Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten und betreibt Produktionsstätten in Österreich, Schottland und Schweden sowie Niederlassungen in Frankreich, Kanada und den USA.
Mit seinem Totimpfstoff VLA 2001 verfügt Valneva über ein Vakzin gegen das Coronavirus, das aktuell eine Standardzulassung in der EU, eine bedingte Zulassung in Großbritannien sowie Notfallzulassungen im Königreich Bahrain und in den Vereinigten Arabischen Emiraten hat. An der Börse hat das Unternehmen einen Wert von knapp 1,2 Milliarden €.
Drastisch reduzierte Abnahmemenge
Offenbar in letzter Minute hat sich die EU-Kommission, die zuvor den als ersten Covid-Impfstoff mit einer Standardzulassung versehenen Wirkstoff von Valneva sogar auf ihrer eigenen offiziellen Seite im Internet nur mit einer Randnotiz bedacht hatte, doch noch breitschlagen lassen: Die beabsichtige Kündigung des Vorabkaufvertrags gibt es nicht. Aber eine drastisch reduzierte Abnahmemenge.
Die EU-Kommission erwirbt für dieses Jahr 1,25 Millionen Dosen von VLA 2001 und räumt die Option ein, „später nochmals die gleiche Menge zur Lieferung im Jahr 2022 zu erwerben“. Die Unterschrift unter der Vereinbarung steht noch aus.
CEO Thomas Lingelbach kommentiert eher zähneknirschend:
Wir begrüßen die Tatsache, dass die Europäische Kommission beschlossen hat, den Vorabkaufvertrag nicht zu beenden, obwohl wir der Meinung sind, dass das Auftragsvolumen nicht das Interesse widerspiegelt, das wir bei den europäischen Bürgern sehen.
Man habe sich letztlich dazu entschlossen, der Änderung des Vertrags zuzustimmen, „um den Europäern, die darauf gewartet haben, unseren Impfstoff zur Verfügung zu stellen“.
Die französisch-österreichische Firma wird nach eigenem Bekunden in den kommenden Wochen die ersten Impfstoffdosen an die teilnehmenden EU-Mitgliedstaaten Deutschland, Österreich, Dänemark, Finnland und Bulgarien ausliefern. Parallel will man Bestände zurückhalten und acht bis zehn Millionen Dosen in internationalen Märkten anbieten.
Prüfung auf „mögliche Abschreibungen“
Angesichts der reduzierten Bestellungen aus der EU evaluiert das Unternehmen nun sein Covid-19 Programm und den dazugehörenden laufenden Betrieb. Die Produktion von VLA 2001 ist vorläufig eingestellt worden. Die mit dem Impfstoff verbundenen Vermögenswerte werden bezüglich „möglicher Abschreibungen“ geprüft.
Zwar lässt die Biotech-Firma verlauten, es könne immer noch das untere Ende der zuvor kommunizierten Finanzprognose erreicht werden. Das wäre dann eine Größenordnung von 350 Millionen € in diesem Jahr. Gleichzeitig teilt man mit, man rechne „nicht mit unmittelbaren Liquiditätsengpässen“. Allein die Erwähnung spricht indes Bände.
Große Covid-Träume verflüchtigen sich
Wir nennen das Kind beim Namen: Die aktuelle Entwicklung ist für das Unternehmen selber sowie für alle investierten Anleger eine herbe Enttäuschung, um nicht zu sagen nach all der langen Entwicklungszeit ein Desaster. Die großen Covid-Träume dürften sich alsbald verflüchtigen. Entsprechend fällt der Aktienkurs aktuell bei Tradegate bereits um -7% auf 9,40 €.
Die bemerkenswerte Pipeline bleibt
Wir haben mehrfach darauf hingewiesen, zum Beispiel in diesem Artikel, dass Anleger gut beraten wären, sich in Bezug auf den Covid-Impfstoff keine allzu großen Hoffnungen mehr zu machen. Zu deutlich hat sich der nun eingetretene Fall abgezeichnet.
Was bleibt, ist die weiterhin bemerkenswerte und vielversprechende Pipeline von Valneva. Sie dürfte den derzeitigen Börsenwert von 1,2 Milliarden € künftig einigermaßen rechtfertigen, wenn die entsprechenden klinischen Entwicklungen in jeweiligen Zulassungen der Impfstoffe gegen Borreliose und das Chikungunya-Fieber münden.
Zudem ist US-Pharmagigant Pfizer als Großaktionär an Bord. Wer weiß, vielleicht will sich der Big Player die kleine Firma mittelfristig sogar ganz einverleiben. Spekulieren würde ich als Anleger jedoch nicht darauf.
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