Valneva und Novavax: Totimpfstoffe als „Gamechanger“?
Die Aktien sämtlicher Covid-19-Impfstoffspezialisten hatten gestern an den US-Börsen einen guten Tag. So stiegen sowohl die Werte der mRNA-Impfstoffhersteller BioNTech und Moderna als auch das Papier des Totimpfstoffentwicklers Novavax. Letzteres wurde von der Beantragung der europäischen Marktzulassung beflügelt. Heute gibt es dann auch noch aktuelle Quartalszahlen von Valneva (WKN: A0MVJZ).
BioNTech und Moderna sind Biotechunternehmen, die mit Hilfe der noch jungen mRNA-Technologie die beiden ersten Covid-19-Impfstoffe (Comirnaty, Spikevax) entwickelt haben. Novavax und Valneva sind schon länger in der Impfstoffentwicklung tätige Biotechunternehmen, die jeweils einen eigenen Covid-19-Totimpfstoff (Nuvaxovid, VLA2001) zu entwickeln versuchen.
Covid-19 war die Rettung von Novavax
Novavax hat schon in der Vergangenheit an diversen Impfstoffe gearbeitet. Aufgrund zunächst vielversprechender Ansätze schoss die Aktie phasenweise durch die Decke. Am Ende stellte sich dann jedoch mehrfach heraus, dass die entwickelten Impfstoffe entweder nicht wirklich gut wirkten oder aber gravierende Nebenwirkungen mit sich brachten. In der Folge kam es dann nicht zu den Zulassungen, auf die viele Anleger gehofft hatten.
Die Aktie stürzte ab und mutierte zum Pennystock. Kein Wunder, denn eine kaum noch vorhandene Pipeline bei anhaltend hohen Kosten für die Forschung und Entwicklung ließen hier Schlimmes befürchten. Novavax drohte seinerzeit das Geld auszugehen, so dass das Unternehmen kurz vor der Pleite stand. Doch dann kam die Covid-Pandemie – und damit die Rettung für den Pleitekandidaten!
Valneva deutlich solider, aber...
Die Geschichte von Valneva verlief eigentlich ähnlich. So wurde die einstige österreichische Intercell unter dem damaligen Finanzchef Dr. Werner Lanthaler (dem heutigen Evotec-CEO) seinerzeit mit Geld überschüttet, unter anderem von der Bill und Melinda Gates-Stiftung. Anders als bei Novavax wurden dann auch tatsächlich Impfstoffe zur Marktreife geführt.
Aber diese allein hätten wohl kaum ausgereicht, die Forschungsarbeit des zwischenzeitlich mit der französischen Vivalis zu Valneva fusionierten Unternehmens dauerhaft zu finanzieren. Insofern scheint Valneva besser aufgestellt zu sein als Novavax. Umso erstaunlicher, dass Novavax eine Marktkapitalisierung von knapp 14 Milliarden US$ (circa 12,3 Milliarden €) aufweist, wohingegen Valneva derzeit nur eine Bewertung von 2,22 Milliarden € zugestanden wird.
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Valneva Quartalszahlen „inline“
Auch die heute vermeldeten Quartalszahlen können der Valneva-Aktie bis dato keine neuen Impulse verleihen. Dabei lief es gar nicht so schlecht. So konnte das Unternehmen in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2021 seinen Umsatz um knapp +19% auf 69,8 Millionen € steigern. Ferner verfügte man per Ende September über Cash und Cash-äquivalente Mittel von 247,9 Millionen €.
Darin enthalten sind zwar schon die frisch zugeflossenen liquiden Mittel aus der Kapitalerhöhung im zweiten Quartal 2021. Jedoch noch nicht die aus der kürzlich durchgeführten Kapitalerhöhung. Dadurch flossen der Gesellschaft weitere 102 Millionen US$ und damit rund 90 Millionen € netto zu. Zu guter Letzt präzisierte das Management um CEO Thomas Lingelbach die eigenen Geschäftsprognosen.
So möchte man im laufenden Geschäftsjahr 2021 letztlich, ohne Berücksichtigung von VLA2001, einen Jahresumsatz zwischen 85 und 100 Millionen € (zuvor: 80 bis 105 Millionen €) einfahren und zwischen 60 und 70 Millionen € (zuvor: 65 bis 75 Millionen €) in die Forschung jenseits des Covid-19-Impfstoffs investieren. Ferner wurden die Berufung von Peter Bühler zum neuen CFO (zum 1. Januar 2022) sowie die Beförderung von Vincent Dequenne zum COO der Gesellschaft bestätigt.
Fazit: Valneva bleibt die heißeste Wette für Börsianer!
Schaut man sich die verschiedenen genannten Aktien näher an, kommt man zu dem Ergebnis, dass BioNTech und Moderna zwar optisch günstig wirken, dies aber in erster Linie ihrer schnellen Covid-19-Impfstoffentwicklung und den damit verbundenen Einmaleffekten zu verdanken haben. Dabei wissen wir inzwischen, dass die Impfungen anfangs sehr gut wirken, die Wirkung aber relativ schnell nachlässt. Nicht umsonst soll es plötzlich Booster-Impfungen geben.
Die Totimpfstoffe von Novavax und Valneva könnten hier somit doch noch zu einem „Gamechanger“ werden. Dabei ist mein Vertrauen in Novavax jedoch sehr begrenzt. Selbst wenn der Impfstoff des Unternehmens zügig zugelassen und gut oder besser wirken würde als die mRNA-Impfstoffe von BioNTech und Moderna, scheint mir dies bei einem Börsenwert von knapp 14 Milliarden US$ weitestgehend eingepreist zu sein.
Daher bleibt die Aktie der französischen Valneva die heißeste Wette in diesem Bereich. So soll die Entwicklungsarbeit an VLA2001 in den nächsten Monaten abgeschlossen werden, so dass der Impfstoff ab April 2022 zur Verfügung stünde. Läuft hier alles nach Plan, scheint mir diese Aktie somit über das größte Kurspotenzial zu verfügen. Auch ist mein Vertrauen in Valneva ungleich größer als in Novavax, weil die Gesellschaft in der Vergangenheit ja schon Impfstoffe zur Marktreife führen konnte.
Zwar weigere ich mich weiter, hier unrealistisch hohe Kursziele von 100 € und mehr auszurufen (dann läge die Marktkapitalisierung über 10 Milliarden €). Aber oberhalb von 23 € bleiben relativ kurzfristig Kursziele von 27,50/28 € sowie später 32,50/33 € möglich. Eine erfolgreiche Entwicklung inklusive Marktzulassung von VLA2001 vorausgesetzt, wären dann sogar Kursziele von 40 oder 50 € denkbar. Mehr sehe ich aktuell noch nicht.
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