Vapiano: Kunden und Anlegern vergeht der Appetit
Vapiano (WKN: A0WMNK) liegt für 2018 deutlich unter seiner Prognose. Das gab die Restaurantkette am Freitagabend nach Börsenschluss bekannt. Die vorläufigen Zahlen liegen mit einem Umsatz von 370 Millionen Euro (bisher 375 bis 385 Mio. Euro) und einem bereinigten EBITDA von 29 bis 31 Millionen Euro (bisher 34 bis 38 Mio. Euro) vor allem ergebnisseitig enorm unter den eigenen Zielen. Als Grund gibt Vapiano die schwache "operative Entwicklung" an.
Erst Ende November hat man den Ausblick für 2018 angepasst. Zudem braucht die Restaurantkette wohl bald wieder eine neue Finanzierung. Heute gibt die Vapiano-Aktie 13,5 Prozent ab und ist nur noch 5,36 Euro wert. Damit erreicht der Titel ein neues Allzeittief. Beim Börsengang im Juni 2017 lag der Ausgabepreis der Aktien noch bei 23 Euro. Der Systemgastronom möchte nun zusehends Verschlankungen im eigenen Geschäft vornehmen. Dazu gehören eine "verlangsamte und fokussierte Expansion" mit dem Ziel der Verbesserung seiner Profitabilität.
Verlust nach Steuern für 2018 noch größer wie in 2017 - Neuausrichtung eingeleitet
Mit einem "Fresh-Casual-Dining-Konzept" mit Fokus auf italienische Küche wollte Vapiano die Systemgastronomie aufrollen. Vapiano spricht wiederholt immer noch von einem "Erfolgsrezept", die Zahlen in jüngster Vergangenheit lesen sich jedoch eindeutig.
Das Nettoergebnis wird wegen diverser Sonderbelastungen (u.a. Risikovorsorgen) in Höhe von 33 Millionen Euro noch größer ausfallen als die fast 30 Millionen Euro Verlust in 2017.
Laut der neuesten Meldung sei laut Vapiano die "nicht zufriedenstellende Geschäftsentwicklung" aussschlaggebend für die erneute Kappung der unternehmenseigenen Prognose. Zur Gewährleistung der "langfristigen Finanzierung und Umsetzung der zukünftigen Strategie" befindet sich die Gesellschaft nun in Verhandlungen mit "finanzierenden Banken". Die wohl notwendige Aufnahme von Fremdkapital dürfte nun einige Investoren zum Ausstieg bewegen. Die letzte Kapitalaufnahme durch Ausgabe eigener Aktien fand zum Preis von 10 Euro pro Anteilsschein statt.
Im Zuge der jüngst eingeleiteten "strategischen Neuakzentuierung" will Vapiano u.a. Standorte und Prozesse auf Effizienz überprüfen und die zuletzt weiter vorangetriebene Neueröffnung an Läden deutlich verlangsamen.
Ein Vollzug im schwebenden Verkauf des US-Geschäfts steht noch aus. Der Vertrag zur Veräußerung der Vapiano Holding USA mitsamt Tochterunternehmen wurde bereits unterzeichnet. Die Transaktion soll im ersten Quartal abgeschlossen sein und Vapiano 15 Millionen US-Dollar bringen.
Großes Stühlerücken: Aufsichtsratsvorsitzender und CEO gehen
Dr. Thomas Tochtermann, der drei Jahre lang an der Spitze des Aufsichtsrates stand, legte sein Amt mit Wirkung zum 31. Januar 2019 "aus persönlichen Gründen" nieder. Vapiano will den vakanten Posten bis "spätestens bei den anstehenden Aufsichtsratswahlen" im Rahmen der nächsten ordentlichen Hauptversammlung im Juni 2019 neu zu besetzen.
Davor trat mit Cornelius Everke ab dem 1. Dezember 2018 bereits ein neuer CEO sein Amt an. Für den neuen starken Mann von Vapiano ist die Marschrichtung klar:
Nach einem operativ sehr enttäuschenden Geschäftsjahr 2018 werden wir das Jahr 2019 nutzen, um einen strategischen Übergang zu schaffen und die Komplexität unseres Geschäftsmodells deutlich zu reduzieren. Unsere vorrangige Priorität ist es, die Profitabilität des Unternehmens zu steigern.
Trotz des Mittelzuflusses aus dem USA-Geschäft drohen hier weitere Finanzierungsmaßnahmen. Derzeit ist die Aktie nur für hartgesottene Spekulanten ein gefundenes Fressen.
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