Vapiano: Besser als befürchtet, langfristiges Comeback möglich

18.06.19

Die Franchise-Restaurantkette mit Spezialisierung auf die italienische Küche, Vapiano (WKN: A0WMNK), hat heute endlich ihren Jahresabschluss für 2018 sowie eine Prognose für 2019e vorgelegt. In beiden Fällen waren die vorgelegten Daten besser als von Analysten und Anlegern befürchtet. Folgerichtig zeigt sich die Aktie heute auch wenig verändert. Denn einerseits besteht nun Hoffnung auf Besserung, andererseits wartet man an der Börse ab ob das neue Management auch liefern kann.

Angesichts der Aufräumarbeiten, die der neue CEO Cornelius Everke jedoch bereits in recht kurzer Zeit erfolgreich durchgeführt hat, würde ich ihm durchaus einen gewissen Vertrauensvorschuss gewähren. Zumal es sich bei ihm auch nicht um irgendjemanden, sondern immerhin um den ehemaligen Chef des Deutschlandgeschäfts von Starbucks handelt. Allerdings gibt es leider noch einen Haken.

Denn meines Erachtens unterschätzen derzeit noch viele Unternehmenslenker – und leider auch viele Anleger – die Wucht einer Rezession, die auf uns zuzukommen scheint. Die Frage wird sein, welche Unternehmen von einer solchen Rezession möglicherweise sogar profitieren können (eBay, McDonald's) und welche nicht. Bei Vapiano tue ich mich noch relativ schwer mit einer solchen Einschätzung, wie ich gleich darlegen werde.

So lief 2018 und das ist die Prognose für 2019e...

Doch schauen wir uns erst einmal an, wie das Geschäftsjahr 2018 sowie das erste Quartal 2019 gelaufen ist. Nach Angaben des Managements erzielte Vapiano im Geschäftsjahr 2018 einen Jahresumsatz von 371,5 Mio. Euro, was generell einer Steigerung um +14,4% entsprach. Allerdings gab es auf vergleichbarer Fläche einen Umsatzrückgang um -1%. Zugleich lag der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) bei 29,0 Mio. Euro. Hier kam es jedoch zu einem Sondereffekt wegen der Veräußerung des US-Geschäfts.

Im ersten Quartal des bereits laufenden Geschäftsjahres 2019 erzielte Vapiano einen Quartalsumsatz von 97,9 Mio. Euro (+13,4% gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal). Auf vergleichbarer Fläche entsprach dies jedoch einem deutlicheren Umsatzrückgang um -3,5%. Auch hier gab es einen Sondereffekt aus dem Verkauf des US-Geschäfts, so dass das bereinigte EBITDA letztlich bei 4,0 Mio. Euro lag.

Für das bereits laufende Geschäftsjahr 2019e stellt das Management daher einen Jahresumsatz zwischen 390 und 420 Mio. Euro bei einem bereinigten EBITDA zwischen 20-25 Mio. Euro in Aussicht. Dabei geht man zwar von einer deutlichen Verbesserung des Konzerngesamtergebnisses aus. Allerdings soll dieses trotzdem weiterhin im negativen zweistelligen Millionen Euro Bereich liegen. Basis dieser Prognose sind 10-15 Neueröffnungen, so dass der Umsatz auf vergleichbarer Fläche letztlich um -2% bis -4% zurückgehen würde.

Vapiano, Mitarbeiter bei der Zubereitung der Speisen

Meine Umsatz- und Gewinnschätzungen für 2019e

Auf Basis der vorgelegten Prognosen würde ich den Jahresumsatz in 2019e bei rund 400 Mio. Euro sowie das bereinigte EBITDA bei knapp 21 Mio. Euro sehen. Dies liegt beides innerhalb der vom Management ausgegebenen Prognose, wenngleich etwas unterhalb des arithmetischen Mittels. Für meine zurückhaltenden Umsatz- und Gewinnschätzungen habe ich jedoch gute Gründe, in erster Linie natürlich die von mir erwartete Rezession.

Die Frage ist natürlich, ob Vapiano – ähnlich wie McDonald's – eher ein Profiteur einer solchen Rezession ist oder darunter leidet. Warum aber ist McDonald's überhaupt eher ein Profiteur? Ganz einfach, weil Menschen bei einer Rezession eher sparen. Es mag daher sein, dass einige Kunden den Filialen der Fastfoodkette deshalb fern bleiben. Dafür nutzen andere, die sonst höherwertige Restaurants besucht hätten, plötzlich gerne die Angebote von McDonald's und Co.

Alles in allem könnte ich mir daher vorstellen, dass eine Rezession für Vapiano am Ende gar nicht so schlimm werden wird. Daher vertraue ich auch auf die Prognosen des Managements. Zumal hier ja ein neuer CEO am Ruder ist, der sicherlich eher konservative Prognosen abgibt, schon um das verloren gegangene Vertrauen der Anleger zurück zu gewinnen. Demnach rechne ich – wie das Management – mit einem positiven Free Cashflow in 2020 sowie einem positiven Konzernergebnis in 2021. Vapiano sollte bis zur Erreichung des Break-even durchfinanziert sein!

Essen in einem Vapiano Restaurant...

Fazit: Eine heiße Wette auf ein mittel- bis langfristiges Comeback!

Sollte es dem Management um den neuen CEO Cornelius Everke gelingen seine Ziele wie geplant zu erreichen, wäre die Aktie sehr interessant. Denn zu Kursen knapp unter 6,00 Euro liegt die Market Cap. bei nur noch knapp 160 Mio. Euro. Damit würde die Aktie selbst auf Basis meiner vorsichtigen Umsatzschätzungen für 2019e nur noch ein KUV 2019e von ca. 0,39 aufweisen. Ein KGV gibt es jedoch, mangels Gewinn, zurzeit nicht. Dies ließe sich erst 2021 wieder berechnen.

McDonald's – allerdings handelt es sich hierbei auch um einen Weltmarktführer mit langer, erfolgreicher Historie – weist aktuell dagegen ein KUV von über sieben auf. Insofern hielte ich eine Vapiano, die wieder auf einen profitablen Wachstumskurs zurück geführt wurde, mit einem KUV von eins für nicht überbewertet. Dies wiederum würde einem Aktienkurs von über 15,00 Euro entsprechen, was derzeit natürlich noch völlig unrealistisch erscheint.

Auf Sicht von zwei bis drei Jahren halte ich das jedoch für absolut möglich. Natürlich müsste sich die Aktie dann um +150% verteuern. Und natürlich geht das nur, wenn das Management seine Versprechungen auch einhalten kann. Aber bedenken Sie, dass Vapiano vor ziemlich genau zwei Jahren, am 27. Juni 2017, zu einem Ausgabepreis von 23,00 Euro an die Börse kam und die Aktie im Hoch sogar schon mal knapp 25,00 Euro kostete. Der Weg dahin wird jedoch lange und steinig.

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