Vapiano: Rettet der Staat das Skandalunternehmen?

Marco Messina
20.03.20

Wirklich nicht überraschend vermeldet die Systemgastronomie- und Franchise-Kette Vapiano (WKN: A0WMNK) am heutigen Tag die Zahlungsunfähigkeit. Muss der Staat jetzt den ersten Gastrobetrieb im Pandemie-Chaos retten?

Die deutsche Restaurantkette Vapiano, seit 2017 eines der schwärzesten Schafe auf dem deutschen Börsenparkett, steht vor der Pleite und hofft nun auf Staatshilfe. Bereits zum IPO hatte ich Dich eindringlich vor einer Zeichnung der Aktie gewarnt und damit hoffentlich vor einem Vermögensverlust von bis zu 98% bewahrt.

Aber anstatt selbstkritisch die Vergangenheit zu analysieren, stellt sich das Unternehmen in seiner heutigen Mitteilung als Corona-Opfer dar:

Zwischenzeitlich mussten aufgrund der Einschränkungen durch COVID-19 nahezu alle weltweit mehr als 230 Restaurants schließen. In Deutschland sind seit gestern Abend bundesweit alle 55 durch den Vapiano-Konzern betriebenen Restaurants auf unbestimmte Zeit geschlossen.

Eine Farce nach gravierenden Managementfehlern. Jahrelang wurde das Geld zum Fenster rausgeschmissen. Eifrige Beobachter der Aktie wissen, dass der Sargnagel für die Gesellschaft vielleicht das Coronavirus gewesen ist, den Sarg hat sich das Unternehmen aber in den vergangenen zweieinhalb Jahren selbst gebaut.

Ist die Aktie jetzt eine Spekulation wert?

Leichenfledderei sind nicht meine bevorzugte Invests. Allerdings bietet diese Aktie nun eine besondere Situation. Wir haben aufgrund der weltweiten Pandemie eine sehr hohe Volatilität in vielen Aktientiteln. Vapiano ist als erster größerer Gastronomiebetrieb, der nach Staatshilfe ruft, unter einer ganz besonderen Beobachtung.

Auch wenn der Großteil der jetzigen Pleite aus den skandalträchtigen letzten Jahren resultiert, in denen das Unternehmen hohe Verluste eingefahren und diverse CEOs verschlissen hat, so sind die öffentlichen Augen nun darauf gerichtet, ob der Staat das Unternehmen fallen lässt oder rettet.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass in diesem schwierigen Umfeld der Staat die jahrelange Misswirtschaft berücksichtigt und das Unternehmen sich selbst überlässt. Aufgrund der Außenwirkung dürften bereits im Hintergrund die Drähte glühen, um eine Insolvenz abzuwenden. Die Politik muss in dieser sensiblen Zeit den Menschen in diesem Land die Sicherheit geben, dass die angekündigten Hilfspakete der Regierung keine reinen Lippenbekenntnisse sind. Das Feuer, welches neben der Hotel- und Gastrobranche auf weitere kritische Branchen überschwappen kann, wird ansonsten keine Feuerwehr mehr löschen können.

Der Handel in der Aktie ist derzeit noch hoch volatil. Der Aktienkurs notiert aktuell rund -69% niedriger bei 0,32 Euro in Frankfurt. Wer auf schnelle Hilfeleistungen der Regierung setzt, kann mit einer Spielgeldposition einen Einsatz wagen. Aber Vorsicht, Dein Geld solltest Du bei dieser Spekulation abgeschrieben haben.

Interessenkonflikt: Dieser Beitrag stellt eine Meinung des Autors dar. Der Autor dieser Publikation hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Aktien des hier besprochenen Unternehmens und hat die Absicht, diese – auch kurzfristig – zu veräußern und könnte dabei insbesondere von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Hierdurch besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Bitte beachten Sie unseren vollständigen Haftungsausschluss und weitere Hinweise gemäß §34b Abs. 1 WpHG in Verbindung mit FinAnV (Deutschland) unter: sharedeals.de/haftungsausschluss.

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