Varta-Aktie +16%: Ein höchst gefährliches Spiel

Die Aktie von Varta (WKN: A0TGJ5) verblüfft am Freitag erneut mit einem satten Kursanstieg von aktuell +16% auf 2,50 €. In der Spitze waren es sogar schon 2,90 €. Was ist hier los? Ist diese Aktie eine unterschätzte Kursrakete? Oder womit müssen Anleger rechnen?

Dramatischer Niedergang

„Longlife Max Power“ steht als Werbeslogan auf etlichen Batterien von Varta. Ein langes Leben mit maximaler Power ist jedoch nicht das, was auf die Varta-Aktie zutrifft. Im Gegenteil, Anleger haben hier bittere Pillen schlucken müssen, hat das Papier doch allein in diesem Jahr einen dramatischen Wertverlust von -87% erlitten, von den Vorjahren ganz zu schweigen.

Heutzutage kaum zu glauben, aber zu Jahresbeginn notierte die Aktie noch bei 20 € und im August 2021 sogar noch bei 160 €. Und geht es nach diversen Analysten, dann wird hier in Kürze leider die Null stehen. Wie wir zuletzt in diesem Artikel aufgezeigt haben, gehen die Markbeobachter nach den jüngsten Entwicklungen nämlich von einem Totalverlust für Aktionäre aus.

Zocker toben sich aus

Wie kann es sein, dass die Varta-Aktie angesichts der angekündigten, aus Aktionärssicht verharmlosend genannten Restrukturierung und des damit einhergehenden Flurschadens heute derart in die Höhe schießt? Die Antwort lautet: Es wird fröhlich gezockt, als gebe es kein morgen.

Die wilden Kurssprünge sind nur deshalb möglich, weil die Aktie nach den gravierenden Schwächen des Unternehmens im Batteriegeschäft und der massiven Schulden ein gefundenes Fressen für Shortseller war. Erst recht, nachdem zuletzt die Gläubiger dem Sanierungskonzept des Konzerns nicht zugestimmt haben und das Unternehmen übernehmen wollen.

Eben diese Leerverkäufer decken sich in diesen Tagen nach und nach ein. Sprich, sie kaufen die zuvor leerverkauften Aktien zurück. Doch damit könnte es sehr schnell vorbei sein. Und dann schauen die Spekulanten, die sich momentan schnelle Renditen erhoffen, in die Röhre. Wie heißt es immer so schön: Den Letzten beißen die Hunde.

Rettung möglich – aber nicht für Aktionäre

Fakt ist, und man muss es nochmal deutlich betonen: Dem ums Überleben ringenden Konzern mag letztlich die Rettung gelingen – aber davon werden die Anteilseigner nichts haben, denn sie werden leider leer ausgehen.

Derzeit sieht alles danach aus, dass die Alt-Aktionäre bei dem vorgeschlagenen Sanierungskonzept aus dem Konzern gedrängt werden und Gläubiger auf einen Großteil ihres Geldes und ihrer Ansprüche verzichten müssen. Zudem werden die Gläubiger als Erstes bedient, für Aktionäre bleibt somit nichts übrig. Neue Investoren könnten dann (günstig) an Bord kommen und das Unternehmen würde nicht in die Insolvenz schlittern.

Der Indexanbieter Stoxx hat bereits auf die jüngste Entwicklung reagiert und wird die Varta-Aktie zum Stichtag 30. Juli aus allen Indizes verbannen, wie er am Donnerstagabend mitgeteilt hat. Dann ist das Papier kaum noch handelbar.

Allerhöchste Vorsicht geboten

Angesichts aller bekannten Fakten und Hintergründe kann man jeden Anleger nur eindringlich davor warnen, die Varta-Aktie zu kaufen, mögen die Aussichten mit den satten Prozenten der vergangenen Tage auch noch so verlockend erscheinen. Wer dieses brandgefährliche Spiel mitspielen will, wird sich unweigerlich die Finger verbrennen, sofern er kein Trading-Profi ist.

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