Varta-Aktie: Ein klassischer Dead-Cat-Bounce

Neues Sanierungsverfahren
13.08.24 um 12:22

Die Kursentwicklung der Varta-Aktie (WKN: A0TGJ5) ist derzeit nichts für Anleger mit schwachen Nerven. Nachdem das Papier des deutschen Batterieherstellers Ende Juli dramatisch auf fast 1 € abgestürzt war, verdoppelte sich der Kurs in den vergangenen fünf Handelstagen wieder. Auch am Dienstagmorgen ist die Varta-Aktie mit über 25% im Plus. Was ist da bloß los?

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Sanierung nach dem StaRUG-Verfahren

Die Gemengelage bei Varta ist dieser Tage sehr unübersichtlich. Spekulanten, Shortseller und Kleinanleger handeln das Papier des deutschen Traditionskonzerns in großen Stückzahlen. Das hohe Handelsvolumen hat einen Grund, und dieser heißt StaRUG-Verfahren.

Vor wenigen Tagen hat Varta beim Amtsgericht Stuttgart die Einleitung dieses Verfahrens beantragt. Seit 2021 haben Unternehmen in Deutschland nach dem Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen die Möglichkeit, bereits vor einem offiziellen Insolvenzantrag ihre finanziellen Verbindlichkeiten schnell und gezielt zu restrukturieren.

Varta bracht Geld, um seine Geschäftstätigkeit fortsetzen zu können. Die Rede ist von rund 100 Millionen €. Wie sich die Lage aktuell darstellt, könnte das frische Kapital aus drei Quellen kommen:

Erstens vom Mehrheitseigentümer, dem österreichischen Unternehmer Michael Tojner. Er glaubt an eine positive Zukunft von Varta und will auch weiterhin maßgeblich am Unternehmen beteiligt bleiben. Zweitens von Porsche. Der Sportwagenbauer hat Interesse am Batteriehersteller, um sich dessen Know-how und Produktionskapazitäten für den Bau von Elektroauto-Akkus zu sichern. Und drittens von den Gläubigern, die für die Restrukturierung der Kredite wahrscheinlich eine Kompensation in Form von Anteilen verlangen werden.

Was heißt das für Aktionäre?

Bei den anderen Varta-Aktionären schrillen derweil die Alarmglocken. Eine Sanierung nach dem StaRUG-Verfahren würde zu einem kompensationslosen Ausscheiden der derzeitigen Aktionäre führen. So eindeutig steht es auf der Website von Varta zu lesen.

Im Klartext: Wenn sich Tojner, Porsche und die Gläubiger auf eine finanzielle Restrukturierung des Unternehmens einigen – und davon muss man derzeit ausgehen – gucken alle anderen Aktionäre in die Röhre. Ihre Varta-Aktien wären dann komplett wertlos.

So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger Anleger dazu aufruft, gegen den voraussichtlichen Restrukturierungsplan zu stimmen. Die Chancen, einen Totalverlust zur vermeiden, stehen allerdings schlecht.

Eine tote Katze hüpft auf

In meinen Augen sind Varta-Anleger, die bis heute an ihren Aktien festhalten, klug beraten, die Kursrallye der letzten Tage für einen Verkauf zu nutzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs der Varta-Aktie in den kommenden Wochen auf 0 € fällt, ist relativ hoch.

Selbst Spekulanten rate ich, die Finger von der Varta-Aktie zu lassen. Die Kursschwankungen des Papiers sind völlig erratisch und nicht vorhersehbar. Ich gehe davon aus, dass es spätestens im September zu einer Einigung in Sachen Sanierung kommen wird. Das wäre das Ende der Varta-Aktie in ihrer heutigen Form.

Die jüngste Kursrallye der Varta-Aktie ist ein klassischer Dead-Cat-Bounce. Dieser zynische Börsenbegriff leitet sich vom folgenden englischen Sprichwort ab: „Even a dead cat will bounce if it is dropped from high enough („Selbst eine tote Katze wird aufhüpfen, wenn sie aus ausreichend großer Höhe fallengelassen wird“). Die Varta-Aktie ist so eine tote Katze, die aus großer Höhe fallengelassen wurde.

ℹ️ Varta in Kürze

  • Varta ist ein deutscher Batteriehersteller, der aus den drei Tochterunternehmen Varta Microbattery (Mikrobatterien, etwa für Kopfhörer und Hörgeräte), Varta Consumer Batteries (Haushaltsbatterien) und Varta Storage (Speicherlösungen) besteht.
  • Neben dem Hauptsitz im baden-württembergischen Ellwangen verfügt das Unternehmen über weitere Produktionsstandorte in Deutschland, Rumänien und Indonesien.
  • Mit rund drei Milliarden Batteriezellen ist das Unternehmen der führende Hersteller von Haushaltsbatterien in Europa.
  • Varta ist rund 220 Millionen € an der Börse wert.

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