Vectron: Nach Übernahme wieder ein Kauf?
2020 startet mit einer Mega-Übernahme in der Branche von Vectron Systems AG (WKN: A0KEXC). Kann diese Transaktion einen weiteren Kursimpuls freisetzen?
Wurde dir seit dem Jahreswechsel beim Kauf frischer Backwaren in der Bäckerei schon einmal der vieldiskutierte Kassenbon angeboten? Trotz hitzig geführter Diskussionen wurde zum 1. Januar diesen Jahres die neue Kassenversicherungsverordnung eingeführt, die insbesondere für Kleinbetriebe auf dem Wochenmarkt, bei den Betreibern von Kiosken oder in Bäckereien häufig für Unmut sorgen.
Neben jeder Menge unnötiger Papierberge birgt die neue Kassenverordnung aber auch enorme Chancen. Eigentümer oder Aktionäre von Anbietern intelligenter Kassensysteme mit Cloudlösungen könnten einen fetten Reibach machen.
Zugang zu Cloudlösungen im Zuge der neuen Kassensicherungsverordnung werden plötzlich stark nachgefragt. Was ich in den vergangenen Jahren gebetsmühlenartig immer wieder wiederholt habe, hat Ende der letzten Woche wie eine Bombe eingeschlagen.
Diese Übernahme kann vieles verändern
Der deutsche App-Entwickler für Kassensysteme namens Gastrofix, nach eigenen Angaben einer der führenden deutschen Kassensystem-Anbieter, ist von der kanadischen Omnichannel-Plattform Lightspeed POS übernommen worden. Gastrofix hat sich einen Namen mit cloudbasierten Kassensystemen für Apple iPad und iPhone gemacht.
Für die Übernahme von circa 8.000 Kunden und rund 12,5 Millionen US-Dollar Umsatz legen die Kanadier bestenfalls rund 126 Millionen US-Dollar, davon 61 Millionen US-Dollar in Cash, auf den Tresen. Dieser Übernahmepreis zeigt mir sofort auf, mit welcher Unterbewertung derzeit die Vectron Systems in Deutschland an den Börsenplätzen bewertet wird.
Während die Kanadier Gastrofix mit dem Zehnfachen des Umsatzes bewerten, werden die Papiere von Vectron gerade einmal mit dem Fünffachen der 2019er Umsätze bewertet. Auf die ambitionierten Planzahlen für 2020 billigen die Anleger den Papieren sogar gerade einmal das Zweieinhalbfache der geplanten Umsätze zu!
Aktie spottbillig
Die Aktie scheint, trotz einer zwischenzeitlichen Kursverdopplung seit September 2019, gerade vor dem Hintergrund einer kleineren Kurskonsolidierung in den letzten Tagen, grotesk unterbewertet zu sein. Mit demselben Bewertungsansatz wie bei der Gastrofix-Übernahme wäre ein Aktienkurs von rund 67 Euro gerechtfertigt. Selbst wenn ich nur die Cashkomponente ansetze, liegt ein fairer Bewertungspreis bei rund 33 Euro je Aktie, was von dem heutigen Aktienkurs gesehen nahezu eine Kursverdopplung bedeuten würde.
Die viel stärkeren Monetarisierungsmöglichkeiten lasse ich bei meiner Bewertung einmal völlig außer Acht. Vectron verfügt nach eigenen Angaben über mehr als 200.000 installierte Kassensysteme. Darüber hinaus ist die Kundenbasis der Münsteraner in etwa zehnmal so groß wie die des Wettbewerbers Gastrofix, weshalb eine noch höhere Bewertung gerechtfertigt sein könnte.
Fazit
Nach dem Einstieg von Primepulse als Großaktionär scheint die cloudbasierte Lösung von Vectron in 2020 richtig Fahrt aufnehmen zu können. In diesem Kontext könnte das Unternehmen schon bald ein interessantes Übernahmeziel darstellen. Aber auch ohne Übernahmegerüchte bietet der Aktienkurs auf dem aktuellen Niveau erhebliche Chancen, sofern die veröffentlichten Ziele erreicht werden.
Interessenkonflikt: Der Autor hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung selbstverständlich Aktien des besprochenen Unternehmens Vectron Systems AG und hat die Absicht, diese je nach Marktsituation – auch kurzfristig – zu veräußern und könnte dabei insbesondere von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Hierdurch besteht jeweils konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt.