Verbio-Aktie: Bringt die Expansion neuen Schwung?

Die Aktie von Verbio (WKN: A0JL9W) bleibt weiterhin schwach und steht aktuell bei 20,10 €. Seit der Kurserholung im März bewegt sich der Kurs in einer Range von 19,50 € bis 22,50 €. Der Abstieg aus dem TecDAX in den SDAX schadete der Aktie nicht, das Handelsvolumen blieb konstant. Kann der Ausbau in den USA die weitere Kursentwicklung beflügeln?

Deutschland als Standortnachteil

Deutschland und die EU erweisen sich mittlerweile als Standortnachteil. Besonders in Deutschland ist das Ansehen von Biokraftstoff gesunken. Einerseits überlagerte die Diskussion „Tank oder Teller“ die Verwendung von Getreide zur Herstellung von Biosprit. Die Fokussierung auf die E-Mobilität rückte zudem den Einsatz von Biokraftstoffen in den Hintergrund.

Darüber hinaus belasten die gefälschten Billigimporte aus China noch immer die Preise in Europa. Bis die EU hier einschreitet, dürfte es noch eine Weile dauern.

USA-Markt im Fokus

Anders sieht es in den USA aus. Hier sind Biogas und Biodiesel sehr gefragt, eine ideologische Debatte gibt es dort nicht. Die Ansiedlung solcher Produktionsanlagen wird massiv durch den sogenannten Inflation Reduction Act (IRA) gefördert.

Neben der bestehenden Anlagen in Nevada im Bundesstaat Iowa wird die 2023 erworbene Ethanolanlage in South Bend im Bundesstaat Indiana deutlich ausgebaut. Bis zur Fertigstellung 2026 werden insgesamt 230 Millionen € investiert. Dann werden jährlich 250.000 Tonnen Bioethanol und 850.000 MWh Biomethan produziert.

Claus Sauter, Vorstandsvorsitzender der Verbio SE, kommentiert den US-Ausbau so:

Wir profitieren in den USA von attraktiven Rahmenbedingungen, niedrigen Energie- und Rohstoffkosten, großen verfügbaren Mengen an Biomasse, einer guten Infrastruktur sowie politischen Entscheidungen, die langfristiger orientiert und damit verlässlicher sind.

Dies zeigt, dass das Unternehmen die globale Expansion fortsetzt; insgesamt ist die Expansion positiv zu werten. Wollen Deutschland und Europa die Klimaziele erreichen, müsste die Förderung auch hierzulande deutlich verbessert werden.

Ausbau des Tankstellennetzes forciert

Neben den 23 eigenen LNG-Tankstellen für Nutzfahrzeuge wurde jetzt eine Kooperation mit BayWa abgeschlossen. Gegenstand der Zusammenarbeit ist, dass auf den 11 Autobahntankstellen der BayWa Bio LNG von Verbio angeboten wird.

Mit diesem Schritt wird das Angebot von Biodiesel deutlich erweitert. Kooperationen mit anderen Tankstellenbetreibern dürften ein wichtiger Baustein zur Vermarktung der Biokraftstoffe sein.

Bodenbildung setzt sich fort

Die Aktie verlor seit Ende 2022 massiv an Vertrauen. Der Kurs ging seit dem damaligen Hoch von rund 85 € um -76% zurück. Zwischenzeitliche Kurserholungen waren nur kurzfristiger Art. Die Stabilisierung auf dem jetzigen Niveau ist daher positiv zu werten. Ein nachhaltiger Kursanstieg kann nur auf der Basis einer stabilen Bodenbildung erfolgen.

Es kommt jetzt auf das letzte Quartal an. In den ersten drei Quartalen wurde ein operatives EBITDA von 82 Millionen € erzielt. Für das Gesamtjahr wird ein Wert im unteren Bereich von 120 bis 150 Millionen € erwartet. Rein rechnerisch müsste das vierte Quartal ertragsmäßig sehr stark ausfallen. Wichtig wird auch die Prognose für das nächste Geschäftsjahr.

Analysten sind positiv gestimmt

Insgesamt halte ich die Aktie für unterbewertet. Solange das Vertrauen bei den Anlegern jedoch fehlt, ist mit einer nachhaltigen Kurserholung nicht zu rechnen. Es wird immer wieder zu temporär begrenzten Kursanstiegen kommen, die dann wieder in Abverkäufen enden. Die Expansion in die USA ist für die zukünftige Ertragssituation sehr positiv.

Die Analysten-Meinungen sind mehrheitlich positiv. Hauck & Aufhäuser sieht den fairen Wert bei 46 € und Jefferies bei 38 €. Es gibt aber auch andere Meinungen: Die Deutsche Bank, mit einem Zielkurs von 21 €, sieht die Aktie derzeit fair bewertet.

Mein Fazit: Der Abwärtstrend kommt zu seinem Ende. Vorerst ist jedoch weiterhin mit einer Seitwärtsbewegung zu rechnen. Mittelfristig wird die Expansion sich auf den weiteren Kursverlauf positiv auswirken.

Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens Verbio. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.