Verbio-Aktie: Kursplus trotz schlechter Nachrichten

Erst am gestrigen Dienstag sackte die Verbio-Aktie (WKN: A0JL9W) fast auf ein neues 3-Jahrestief ab, doch am Mittwochmorgen ist der Biosprithersteller mit einem Kursgewinn von über 5% der stärkste Wert im SDAX. Gibt es positive Nachrichten von Verbio?

Schwache Prognosen

Es ist schon erstaunlich. Normalerweise führt eine unerwartet schwache Jahresprognose zu einem mehr oder weniger drastischen Kurssturz bei einer Aktie. Nicht so bei der Verbio-Aktie. Denn obwohl das Management des Biokraftstoffproduzenten eine unter der Markterwartung liegende Gewinnprognose ablieferte, reagierte die Aktie positiv.

Die Unternehmensführung von Verbio geht davon aus, dass sich das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen für das Geschäftsjahr 2024/25 (bis Juni 2025) auf 120 bis 160 Millionen € belaufen wird. Der Mittelwert dieser Bandbreite liegt jedoch unter der bisherigen Konsensschätzung der Analysten.

Zudem geht Verbio von einer Erhöhung der Nettofinanzverbindlichkeiten auf maximal 190 Millionen € aus. Grund ist der Ausbau der Produktionskapazitäten in Europa und Nordamerika.

Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2023/24 rechnet das Verbio-Management mit einem Gewinn am unteren Ende der Spanne zwischen 120 und 150 Millionen €. In den vergangenen Monaten litt der Biosprithersteller unter gesunkenen Produktmargen, niedrigen Prämien für Ethanol sowie Treibhausgasminderung bei Neuverträgen.

Weg vom 3-Jahrestief

Die Verbio-Aktie befindet sich seit einem Jahr in einem Abwärtstrend, dessen Geschwindigkeit in den letzten Monaten allerdings deutlich nachgelassen hat. Anfang August hat der SDAX-Wert bei ca. 15 € vorerst sein 3-Jahrestief gefunden.

Ein weiterer Test dieses Mehrjahrestiefs blieb bislang aus. Durch den Kurssprung am Mittwoch hat sich die Verbio-Aktie charttechnisch wieder etwas Luft verschafft.

Die Bedingungen haben sich verbessert

Die Kursreaktion der Verbio-Aktie ist ein gutes Zeichen. Wenn eine Aktie auf schlechte Nachrichten mit einem Kursplus reagiert, bedeutet das, dass Anleger eigentlich noch schlechtere Neuigkeiten erwartet hatten. Andersrum gesagt: Wenn bad news nicht mehr zu Kursrückgängen führen, ist das oftmals ein Zeichen für eine abgeschlossene Bodenbildung.

In den letzten 24 Monaten hat die Verbio-Aktie über 75% ihres Wertes eingebüßt. Meiner Einschätzung nach übertreibt es die Börse damit ein wenig.

Verbio ist zwar ein Rohstoffwert, der sehr volatil auf die Marktbedingungen reagiert. Aber diese haben sich zuletzt deutlich verbessert.

Seit einigen Wochen erhebt die Europäische Union Strafzölle auf chinesische Biodieselimporte in Höhe von 13 bis 36%. Wie effektiv sich diese Zölle auswirken und zu einer Stabilisierung der Biospritpreise in Europa beitragen, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen.

Zudem will Bundeswirtschaftsminister Habeck ein neues Biomassepaket auf den Weg bringen. Für viele Biogashersteller endet die Förderung in den nächsten Jahren. Das Interesse an einer Fortsetzung ist jedoch groß. Diese würde sich selbstverständlich positiv auf den Kurs der Verbio-Aktie auswirken. Ob es angesichts der angespannte Haushaltslage in Deutschland dazu kommt, ist jedoch unklar.

Die Verbio-Aktie ist nichts für schwache Nerven. Anleger müssen hohe Kursschwankungen aushalten können und sich vor allem im Klaren darüber sein, dass es sich um einen hochpolitischen Wert handelt. Politische Entscheidungen wie Zölle und Förderungen haben großen Einfluss auf den Aktienkurs von Verbio.