Verbio-Aktie: Was kommt nach -60% Jahresverlust?
Die Verbio-Aktie verlor im vergangenen Jahr rund -60% und ist damit einer der größten Verlierer im SDAX. Was ist hier jetzt zu erwarten? Am Montag eröffnet sie schwach und steht aktuell bei 12,60 €.
Chinesisches Fake-Bioethanol belastet
Das abgelaufene Geschäftsjahr war durch hohe Billigimporte von Biodiesel aus China beeinträchtigt. Laut Investigativrecherchen von Medien soll der Biodiesel aus Palmöl bestehen und somit nicht die Kriterien der EU erfüllen. Sie wurden illegal um deklariert. Hierunter leiden die europäischen Biodieselhersteller wie Verbio. Die EU will diese Vorwürfe prüfen. Noch ist kein Ergebnis der Untersuchung veröffentlicht.
Ein weiterer Belastungsaspekt für die rückläufige Geschäftsentwicklung ist der deutliche Rückgang bei der Nachfrage nach Treibhausgas-Prämien (TPH). Auch hier werden wieder Vorwürfe gegen falsche Zertifikate aus China erhoben. Bisher war die Nachfrage nach TBH eine wichtige Ertragsquelle für das Leipziger Unternehmen.
Diversifikation eingeleitet
Um vom deutschen und europäischen Markt unabhängiger zu werden, wurden hohe Investitionen in den USA getätigt. Insgesamt floss der größte Teil der Gesamtinvestitionen in die dortigen Anlagen. Verbio betreibt in Nevada und Iowa zwei Anlegen. Dort sind die Rahmenbedingungen deutlich besser als in Deutschland.
Diese Diversifikation ist positiv zu werten. Wenn die dortigen Anlagen fertiggestellt sind, dürfte dies zu einem deutlichen Beitrag des Konzernertrags führen.
Verbesserung im zweiten Halbjahr erwartet
Das erste Quartal verlief aus Sicht des Unternehmens unbefriedigend. Der Umsatz ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 26,7% auf 358 Millionen € zurück. Beim operativen EBITDA fiel ein Verlust von 6,6 Millionen € an – im Vorjahr wurde ein Gewinn von rund 49 Millionen € erzielt.
Für das Gesamtjahr wird ein EBITDA von 120 bis 160 Millionen € erwartet — im Vorjahr wurden 121 Millionen € erzielt. Bei den Erträgen aus TPH wird mit einem deutlichen Anstieg gerechnet.
Claus Sauter, Vorstandsvorsitzender der Verbio SE, kommentiert den Geschäftsverlauf so:
Das Ergebnis im ersten Quartal ist nicht zufriedenstellend. Der wesentliche Anteil des EBITDA-Rückgangs begründet sich in der Bruttomarge. Hier sehen wir die Auswirkungen der schwierigen Marktbedingungen in Europa. Diese können sich aber schnell drehen.
Potenzial vorerst begrenzt
Das Vertrauen in die Aktie ist auf einem Tiefpunkt angekommen. Solange sich die Ertragslage nicht deutlich verbessert, dürfte der Kurs sich nicht erholen. Einen weiteren deutlichen Kursverfall erwarte ich allerdings nicht. Hier sind die negativen Faktoren weitestgehend eingepreist. Vieles hängt jetzt von den Untersuchungsergebnissen der EU zu den Vorwürfen gegen China ab.
Auch die hiesige Politik müsste die Rahmenbedingungen deutlich verbessern. Wie alle Unternehmen leidet auch Verbio unter einer überhöhten Bürokratie.
Insgesamt dürfte der Kurs vorerst in einer Range von 10 bis 14 € verlaufen. Die Analysten sind deutlich zuversichtlicher, deren mittleres Kursziel liegt bei 22 €. Die Deutsche Bank mit ihrem Zielkurs von 17 € liegt am unteren Ende der Erwartungen; Hauck Aufhäuser führt die Tabelle mit 25 € an.
Mein Fazit: Anleger sollten vorerst noch abwarten, nach dem Halbjahresbericht wird sichtbar, ob sich die Lage verbessert.
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ℹ️ Verbio in Kürze
- Die Verbio SE ist einer der führenden Bioenergieproduzenten und gleichzeitig der einzige großindustrielle Hersteller von Biodiesel.
- Neben dem Hauptsitz in Leipzig befinden sich Produktionsstätten in Deutschland, Polen und den USA. In Indien ist eine Anlage im Bau.
- Das im SDAX gelistete Unternehmen wird mit knapp 800 Millionen € bewertet.
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Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens Verbio. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.