Verbio, Bayer, Siemens Energy: Was wird aus den Kursverlierern?
Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende zu und es lohnt sich, einen Blick auf drei Verlierer-Aktien zu werfen. Die Ursachen für die hohen Kursverluste sind vielfältig, einige sind hausgemacht, andere sind auf externe Faktoren zurückzuführen. Eine Börsenregel besagt, dass auf jede Baisse wieder eine Hausse folgt. Gilt das auch für die genannten Aktien von Verbio, Bayer und Siemens Energy?
Verbio
ℹ️ Verbio vorgestellt
Verbio SE ist einer der führenden Bioenergieproduzenten und gleichzeitig der einzige großindustrielle Hersteller von Biodiesel. Die Produktionsstätten befinden sich in Deutschland, Polen und USA. In Indien ist eine Anlage im Bau. Der Sitz der Gesellschaft ist in Leipzig. Die Marktkapitalisierung beträgt 1,76 Milliarden €.
Die Energiewende ist in vollem Gange. Die Aktie des Biodieselherstellers Verbio (WKN: A0JL9W) galt mit seinem alternativen Biodiesel als ein Hoffnungsträger. Nach der Bundestagswahl, als die Energiewende an Fahrt gewann, explodierte der Kurs und erreichte in der Spitze einen Wert von 85 €. Dann begann der schrittweise Abstieg. Aktuell steht das Papier bei 29,40 € – gegenüber dem Jahresanfang mit 61 € beträgt der Rückgang insgesamt rund -50%.
Negativfaktoren belasten
Hier lagen die Ursachen für den Kurseinbruch hauptsächlich außerhalb des Unternehmens. Einerseits fehlte das klare Bekenntnis der Politik für nachhaltige Bio-Kraftstoffe. Der Schwerpunkt der Verkehrswende liegt bei der E-Mobilität. Biodiesel wird für die Erreichung der Verkehrswende in speziellen Segmenten dennoch benötigt.
Ein weiterer Faktor ist die „Tank oder Teller“-Debatte. Biodiesel hat an Ansehen verloren. Mittlerweile verarbeitet das Unternehmen in Deutschland überwiegend minderwertiges Getreide und Stroh. Zuletzt machten die stark gesunkenen Preise für Biodiesel dem Unternehmen zu schaffen. Grund hierfür sind die hohen Importe aus China und anderen Ländern. Bei den chinesischen Importen besteht der Verdacht, dass diese wegen Zusatz von billigem Palmfett nicht den EU-Kriterien entsprechen.
Maßnahmen eingeleitet
So langsam zeichnet sich in der Geschäftsentwicklung eine Talsohle ab. Die Preise stabilisieren sich wieder. Sollte die EU auf die gefälschten chinesischen Importe mit einem Verbot reagieren, dürfte das die Preise stark ansteigen lassen. Verbio geht seinen Weg weiter und baut ein eigenes Tankstellennetz auf.
Der größte Hoffnungsschimmer ist, dass das Bio-Unternehmen sich international besser aufstellt. Insbesondere in den USA sowie Indien werden Produktionsanlagen auf- und ausgebaut. Die Anlagen in den USA sollen in 2024 wesentlich zur Verbesserung der Geschäftszahlen beitragen.
Potenzial vorhanden
Das Unternehmen ist finanziell sehr stark aufgestellt und arbeitet profitabel – auch wenn die Gewinne rückläufig ausfielen. Momentan kämpft der Kurs sehr stark mit der Marke von 30 €. Mit einer schnellen Erholung ist vorerst nicht zu rechnen. Die Aktie wird sich weiterhin sehr volatil verhalten.
Mein Fazit: Derzeit eignet sich die Aktie gut für Trader. Alle anderen Anleger sollten erst eine Bodenbildung abwarten.
Bayer
ℹ️ Bayer vorgestellt
Die Bayer AG ist einer der weltgrößten Chemie- und Pharmakonzerne. Der Konzern ist in die drei Geschäftsbereiche Pharmaceuticals (rezeptpflichtige Arzneimittel), Consumer Health (rezeptfreie Medikamente) und Crop Science (Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung) untergliedert. Bayer hat seine Konzernzentrale in Leverkusen und notiert sowohl im deutschen Leitindex DAX als auch im Index der größten europäischen Unternehmen EURO STOXX 50. Der Konzern kommt derzeit auf einen Börsenwert von rund 32,2 Milliarden €.
Die Aktie von Bayer (WKN: BAY001) befindet sich seit dem Hoch im Februar im stetigen Rückwärtsgang und steht aktuell bei 32,70 €. Ein massiver Einbruch fand im November statt – der gesamte Rückgang gegenüber dem Hoch im Februar beträgt rund -47%.
Rückschläge belasteten
Die Aktie leidet sehr stark unter den Nachwirkungen der Übernahme von Monsanto. Obwohl die hohen Rechtsklagen bekannt sind, führten sie zuletzt zu einer hohen Unsicherheit bei den Marktakteuren. In den jüngsten Prozessen wurde Bayer zu hohen Schadensersatzleistungen verurteilt.
Zuletzt belastete das negative Resultat des neu entwickelten Medikaments Asundexian. Aufgrund des mangelnden Erfolges wurde die Studie abgebrochen. Solche Fehlschläge kommen in der Arzneimittelforschung immer wieder vor, hier trafen sie den Konzern jedoch in einer problematischen Phase.
Neuer Hoffnungsträger Bill Anderson
Der langjährige CEO Werner Baumann verließ den Posten des Vorstandsvorsitzenden Ende Mai vorzeitig. Nach längerer Suche wurde mit Bill Anderson ein externer erfahrener Manager gefunden. Anfang 2024 will er sein Konzept zur Neuausrichtung vorstellen.
Was er bisher bemängelt, sind die vielen Führungsebenen innerhalb des Konzerns. Hier fehlt es an der Schlagkraft sowie den schnellen Entscheidungen. Es wird spannend, wie er den Konzern wieder fit machen will.
Diskussion um Zerschlagung
Ein Argument, das immer wieder von außen vorgebracht wird, ist die Zerschlagung des Konzerns in Einzelteile. Insbesondere sollte eine Aufteilung in zwei eigenständige Einheiten erfolgen – diese wären das Pharmageschäft sowie das Agrargeschäft rund um Monsanto.
Das Pharmageschäft ist die Perle des Konzerns und ist sicherlich mehr wert als der gesamte Konzern. Das Problem der neu geschaffenen Pharma-Sparte dürfte sein, dass sie mit der derzeitigen niedrigen Marktbewertung ein Übernahmekandidat für andere Pharmakonzerne wird. Dies war damals mit ein Hauptargument für den Zukauf von Monsanto.
Ein weitaus größeres Problem wird die Sparte um Monsanto sein. Welcher Investor kauft ein Unternehmen, das mit hohen Schadensersatzforderungen kämpft? Der Verlust einer Ausgliederung wäre in Bezug auf den damaligen Kaufpreis von rund 63 Milliarden US$ sehr hoch. Die hohen Schulden dürften weiterhin bestehen bleiben.
Die Marktbewertung des Konzerns ist momentan für risikoorientierte Anleger sehr günstig. Bis eine nachhaltige Kurserholung eintritt, dürfte es noch eine Weile dauern.
Mein Fazit: Bei dem jetzigen Kursniveau bietet die Aktie momentan mehr Chancen als Risiken.
Siemens Energy
ℹ️ Siemens Energy vorgestellt
Die in München ansässige Siemens Energy AG ist ein Strom- und Gaskonzern im Bereich der konventionellen und erneuerbaren Energien. Der Konzern fertigt Systeme im Bereich der Energieerzeugung und -übertragung wie Windkraftturbinen, Dampf- und Gasturbinen, Generatoren, Transformatoren und sonstige Kraftwerkstechnik. Siemens Energy entstand 2020 durch eine Abspaltung aus dem Siemens-Konzern. Die Aktie ist Mitglied im deutschen Leitindex DAX. Die Marktkapitalisierung beträgt derzeit knapp 9 Milliarden €.
Die Aktie des Energiekonzerns Siemens Energy (WKN: ENER6Y) hat die Gemüter der Anleger sehr stark strapaziert, insbesondere die Bitte um Staatsbürgschaften führte zu einem heftigen Kursrückgang. Von dem damaligen Tief von 7,50 € hat sie sich wieder erholt – der Kursrückgang gegenüber dem Hoch im Juni mit rund 25 € beträgt insgesamt -52%.
Gamesa weiterhin unprofitabel
Verantwortlich für die Probleme des Konzerns ist die spanische Windenergietochter Gamesa. Windenergie ist zwar ein Zukunftsmarkt, allerdings ist dieser Markt auch hart umkämpft. Die Folge davon ist eine geringe Profitabilität. Zudem gibt es technische Probleme bei Windturbinen für Windräder an Land, derzeit erfolgen keine Auslieferungen mehr.
Bei der Windenergietochter sind zwar Restrukturierungsmaßnahmen angelaufen, eine deutliche Verbesserung des operativen Ertrages wird jedoch erst für das Geschäftsjahr 2025/2026 erwartet. Insgesamt sollen die jährlichen Kosten um 400 Millionen € gesenkt werden.
Bürgschaftsbeantragung falsch verstanden
Die Bürgschaft des Staates wurde erforderlich, da die Banken mit 12 Milliarden € bereits hoch im Obligo sind und keine weiteren Bürgschaften mehr gewähren wollten. Die Bürgschaft diente nicht dazu, den Konzern gegen eine Insolvenz zu schützen. Sie diente zur Absicherung des Projektgeschäfts. Auftraggeber möchten sichergehen, dass die Windanlagen gebaut und geliefert werden. Hierfür sind Bürgschaften das geeignete Mittel. Der Staat sicherte mittlerweile mit 7,5 Milliarden € einen Teil der Bankbürgschaften ab.
Momentan befindet sich die Aktie in keiner guten Verfassung und dies dürfte noch eine Zeitlang so bleiben.
Mein Fazit: Die Aktie ist weiterhin uninteressant. Die Unsicherheit bleibt weiterhin bestehen.
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Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens Verbio. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.