Verbio: Das steckt hinter dem Niedergang der Aktie
Die Verbio-Aktie (WKN: A0JL9W) kennt seit November 2022 nur eine Richtung, nämlich abwärts. Seit dem damaligen Kurs von 85 € hat sie sich mittlerweile mehr als halbiert und steht aktuell bei 38,34 €. Obwohl der Biokonzern mit seinen Umweltprodukten zum Klimawandel beiträgt und auch hochprofitabel ist, findet der Abwärtstrend kein Ende.
Verbio ist einer der führenden Bioenergieproduzenten und gleichzeitig der einzige großindustrielle Hersteller von Biodiesel. Die Produktionsstätten befinden sich in Deutschland, Polen und USA. In Indien ist eine Anlage im Bau. Der Sitz der Gesellschaft ist in Leipzig. Die Marktkapitalisierung beträgt 2,46 Milliarden €.
Tank-Teller-Debatte belastet
In Deutschland ist die sogenannte „Tank-Teller-Debatte“ in vollem Gange. Einerseits sollen die Pflanzen vollständig zur Nahrungsmittelerzeugung verwendet werden, andererseits werden minderwertige Pflanzen angebaut, um Bioenergien zu gewinnen.
Hierbei wird das Argument, dass nur Abfälle oder minderwertiges Getreide verwendet werden, vernachlässigt. Die Debatte wird sehr emotional geführt.
Sinkende Öl- und Gaspreise und subventionierte Importe
Der starke Aufschwung der Aktien von Bio-Unternehmen war auch den stark gestiegenen Öl- und Gaspreisen durch die Ukraine-Krise geschuldet. Mittlerweile hat sich Deutschland andere Zugangsquellen beschafft bei Gas, insbesondere LNG Terminals.
Als Folge davon sind die Preise für Öl und Gas wieder deutlich gesunken. Das führt gleichzeitig auch zu einer Reduzierung der Bioprodukte, die Folge davon ist eine geringere Rendite.
Zurzeit erlebt der Markt für Biomethan und Biodiesel eine Flutung seitens chinesischer Anbieter. Diese werden aufgrund von Subventionen weit unter Marktniveau verkauft. Als weitere wesentliche Akteure sind auch Brasilien und die USA hier tätig.
Internationalisierung wächst
Um der nationalen Debatte zu entgehen, treibt der Konzern die Internationalisierung massiv voran. Indien und die USA stehen dabei im Vordergrund, weitere Länder dürften in Zukunft dazukommen.
Um die Aktie hierfür attraktiver zu machen, ist als neue Rechtsform die SE vorgesehen. Diese Änderung unterstreicht die globale Ausrichtung und die internationale Wachstumsstrategie.
Eigenes Bio-Tankstellennetz vorgesehen
Um die Kundenbindung auszubauen, ist der Aufbau eines flächendeckenden Bio-Tankstellennetzes geplant. Abnehmer sind hauptsächlich Spediteure, mittels solcher Tankstellen für Biodiesel erhöht sich die Reichweite der LKW enorm.
Heinz-Peter Küppers, Vertriebsprofi für erneuerbare Kraftstoffe, BioCNG und BioLNG bei Verbio, kommentiert dies so:
Um Speditionen und Industriepartner bei der Umstellung ihrer Flotten zu unterstützen, liefern wir nicht nur den Treibstoff, sondern investieren auch bundesweit in die BioCNG/BioLNG-Tankinfrastruktur.
Wie ist der Kursrückgang zu bewerten?
Ein solcher Kursabsturz ist wirtschaftlich nicht zu erklären, das Unternehmen arbeitet weiterhin sehr profitabel und investiert in Zukunftsmärkte. Die gesunkene Rentabilität rechtfertigt geringere Kurse, nicht jedoch in diesem Umfang. In diesem Artikel bin ich auf die wirtschaftliche Entwicklung eingegangen.
Leerverkäufer haben einen weiteren Anteil an den Kursrückgängen. Helikon Investment und World Quant haben Anfang März mit dem Aufbau von Leerverkaufspositionen begonnen. Das Volumen beträgt insgesamt 1% der Aktien.
Hierbei leihen sie sich Aktien, werfen diese auf den Markt und kaufen sie dann zu einem niedrigeren Kurs wieder zurück. In einem ohnehin schon schwachen Markt verlieren solche Aktien weiterhin verstärkt an Wert.
Fazit: Kurs ist angstgetrieben
Meiner Meinung nach ist die Aktie derzeit unterbewertet, die negativen Aspekte werden hier überbewertet. Problematischer sind die Leerverkäufe. Haben diese Akteure sich auf eine Aktie eingeschossen, führt dies zu irrationalen Marktentscheidungen. Erst wenn solche Attacken auslaufen oder keine großen Wirkungen mehr zeigen, tritt eine Kurserholung ein.
Dass die Verbio-Aktie unterbewertet ist, zeigen auch die jüngsten Einschätzungen der Analysten. Hauck Aufhäuser IB sieht den fairen Wert bei 105 €, die Deutsche Bank ist mit einem Zielkurs von 57 € vorsichtiger. Auch das Analysehaus Stifel stuft das Papier mit Buy ein und sieht einen fairen Kurs von 56 €.
Die Aktie ist vorerst nur für risikoorientierte Anleger geeignet, solche niedrigen Kurse bieten für solche Anleger auch hohe Chancen. Wenn die wirtschaftlichen Daten wieder in den Vordergrund treten, kann es zu einer schnellen Kurserholung kommen.
Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens Verbio. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.
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