Villeroy & Boch-Aktie: Das ist ein dickes Ding!
Am Freitag ging es mit der Villeroy & Boch-Aktie (WKN: 765723) noch um +7% nach oben, doch am Montag lösen sich fast alle Kursgewinne wieder in Luft aus. Am frühen Nachmittag ist die Aktie des Keramikherstellers mit fast 6% im Minus. Was sorgt dieser Tage für so hohe Kurschwankungen?
ℹ️ Villeroy & Boch vorgestellt
Die Villeroy & Boch AG ist ein deutscher Hersteller von Keramikwaren mit einem sehr breiten Produktspektrum. Das 1748 gegründete Traditionsunternehmen produziert Sanitärkeramik (u.a. Waschbecken, Toiletten, Badewannen), Tischwaren (u.a. Geschirr, Besteck, Dekoration), Fliesen, Küchenspülen, Möbel, Leuchten, Badtextilien und Decken. Der Hauptsitz von Villeroy & Boch befindet sich in Mettlach im Saarland. Daneben betreibt das Unternehmen 13 Produktionsstätten in Europa und Asien. Die Produkte werden in rund 125 Ländern weltweit vertrieben. An der Börse ist Villeroy & Boch derzeit rund 235 Millionen € wert.
Eine große Übernahme
Hinter den aktuellen Kursschwankungen der Villeroy & Boch-Aktie steckt eine geplante Übernahme, die die Größe des deutschen Traditionsunternehmens nahezu verdoppeln würde. Villeroy & Boch wird den Wettbewerber Ideal Standard übernehmen.
Ideal Standard ist mit einem Umsatz von ca. 735 Millionen € fast so groß wie Villeroy & Boch selbst, das rund 950 Millionen € Umsatz auf die Waage bringt. Der belgische Sanitärtechnikhersteller ist mit einem nur halb so hohen operativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen aber deutlich weniger profitabel als Villeroy & Boch.
Finanziert werden soll die Transaktion ausschließlich aus vorhandenen Barmitteln sowie durch die Aufnahme von Fremdkapital in Höhe von 250 Millionen €. Auf eine Kapitalerhöhung will Villeroy & Boch verzichten.
Zurück auf Anfang
Nach einem guten ersten Quartal an der Börse hat die Villeroy & Boch-Aktie seit April den Rückwärtsgang eingelegt. Inzwischen hat das Papier alle Kursgewinne der ersten drei Monate wieder verloren und notiert auf dem Niveau vom Jahresbeginn.
Ein kluger Schachzug?
Auf den ersten Blick erscheint die Übernahme von Ideal Standard strategisch sinnvoll. Die beiden Unternehmen ergänzen sich geografisch und auch die Produktspektren passen gut zueinander.
Durch die Übernahme katapultiert sich Villeroy & Boch in eine völlig neue Größenordnung. Das kombinierte Unternehmen wird einen Gesamtumsatz in Höhe von 1,6 bis 1,8 Milliarden € generieren. Der EBITDA dürfte bei 200 bis 250 Millionen € liegen.
Villeroy & Boch muss für die Übernahme eine strategische Prämie auf den Tisch legen. Der Multiplikator für den Deal liegt über der aktuellen Marktbewertung des Unternehmens. Das ist aber bei derartigen Transaktionen als völlig normal zu bewerten.
Wie klug der Schachzug dieser großen Übernahme war, wird erst die Zukunft zeigen. Die Kursreaktionen lassen darauf schließen, dass die Villeroy & Boch-Anleger selbst nicht so genau wissen, ob sie davon angetan sein sollen oder nicht.
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