Vivendi-Aktie: Kaufen für den neuen Börsen-Superstar?
Mit dem geplanten Listing des weltgrößten Musiklabels sieht die Vivendi-Aktie spottbillig aus. Warum sie trotzdem nicht der cleverste Kauf ist und welche Alternativen es gibt, sich an dem kommenden europäischen Börsenstar Universal Music Group (UMG) zu beteiligen, zeige ich Dir gerne!
Eine Warnung vorab: Es wird kompliziert. Und das ist genau der Grund, weshalb die Fülle an Transaktionen derzeit eine Gelegenheit für sehr vorteilhafte Investitionen schafft.
Übersicht über den Spin-Off
Der französische Medienkonzern Vivendi zieht den Großteil seines Werts aus dem weltgrößten Musiklabel Universal Music Group. Im Rahmen des typischen Konglomerat-Discounts ist die Vivendi-Aktie seit Jahren chronisch unterbewertet, woran aber auch der französische Staat seine Schuld trägt. Mit dem Spin-Off von UMG möchte Vivendi die brachliegenden Werte für Aktionäre nun endlich heben.
Frankreich greift Aktionären tief in die Tasche
Auf der Hauptversammlung 2021 genehmigten Vivendi-Aktionäre den Spin-Off von UMG. Das Listing soll im September an der Euronext in Amsterdam stattfinden. Frisches Geld sucht die Firma nicht. Nach französischem Recht wird die Abspaltung aber wie eine Dividende behandelt und muss daher voll versteuert werden. Für ausländische Investoren kommt zu allem Übel auch noch eine Quellensteuer obendrauf.
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Dass Aktionäre den Spin-Off trotzdem genehmigten, spricht über die Attraktivität von UMG Bände. Es gibt aber einen super einfachen Weg, um die Dividende zu vermeiden: Du musst nur Multi-Milliardär sein. Wer mehr als 10% an Vivendi hält, kommt steuerfrei davon. Wenn Dich die Strafzinsen auf Deine 3,5 Milliarden Euro Barbestand also ärgern, ist das ein einfacher Weg fürs schnelle Geld!
Was ist UMG wert?
Ich glaube, hier liegt eine riesige Chance für Anleger. Die Musikbranche hat sehr harte 20 Jahre hinter sich. In den Anfängen des Internets wurde Musik zum Piraterie-Gut und die Umsätze kollabierten binnen weniger Jahre. Das hat sich mit Mobilgeräten und günstigen Diensten wie Spotify, Apple Music oder Amazon Prime komplett verändert. Das SPAC von Investoren-Legende Bill Ackman erwirbt jetzt im Vorfeld 10% an UMG von Vivendi direkt, vor dem Spin-Off.
In diesem Rahmen wird das Eigenkapital von UMG mit 33 Milliarden Euro bewertet. Die Transaktion beinhaltet aber mit Sicherheit einen Discount, einige Fonds wollten sie deshalb sogar verhindern. Vivendi-Aktionäre erhalten dadurch zwar weniger UMG-Aktien, müssen diesen Anteil des Werts aber nicht versteuern.
Zweistündige Präsentation für Genießer
Ackman hielt am 23.06.2021 eine zweistündige Präsentation, warum er UMG für eine großartige Firma hält. Wer von der Aktie und dem Unternehmen genauso begeistert ist wie ich, investiert die Zeit gut. Die wichtigsten Inhalte fasse ich Dir aber natürlich zusammen.
Warum ich UMG für drastisch unterbewertet halte
Musik gilt erst seit einigen Jahren wieder als werthaltig und seit letztem Jahr ist Konkurrent Warner Music Group als einzelnes Unternehmen an der Börse notiert. Ich glaube, die Monetarisierung von Musik und damit die Aktien der Musiklabels stehen vor einer 15-20-jährigen Dauerrallye mit massivem Wachstum. Schau Dir an, wie sich die Umsätze erholen:
Die Labels verdienen praktisch mit jedem Spotify-Umsatz mit. Meiner Meinung nach werden nicht nur die Nutzerzahlen der Streaming-Dienste weiter signifikant steigen, sondern auch die Preise nachziehen. Genau das können wir bei Netflix & Co. seit Jahren beobachten. Schaut man sich an, wie viel der durchschnittliche US-Bürger heute für Musik ausgibt und wie viel das vor 20 Jahren war, läuft mir als Aktionär das Wasser im Mund zusammen:
Du kaufst gerne Aktien mit viel Potenzial? Bitteschön!
Als Marktführer vom Netzwerk-Effekt profitieren
UMG ist der unbestrittene Marktführer der Musik-Labels. Täglich werden etwa 60.000 Songs auf Spotify hochgeladen, was es aufstrebenden Künstlern fast unmöglich macht, sich zu differenzieren. Wer sich aber die riesige Marketingmaschine und damit das Netzwerk von UMG sichern kann, hat eine deutlich bessere Ausgangsposition. Im Gegenzug verdient UMG an jedem abgespielten Song auf Jahrzehnte, egal ob das auf Spotify, im Radio, in einem Youtube-Video oder in einem Tik Tok-Clip passiert! Diese Rechte währen in den USA 95 Jahre, in der EU 70.
Hypothetische Frage: Welchen Aufpreis verdient die Firma, die mit der größten Wahrscheinlichkeit die nächsten Beatles, Abba oder ACDC entdeckt, welche fast ein Jahrhundert lang Geld einbringen können?
Geringe Kapitalanforderungen für UMG
Im Gegensatz zu früher müssen keine CDs erstellt, bespielt, transportiert und vermarktet werden. Die Folge ist klar: Die Kapitalanforderungen sinken und die Margen steigen. Die Profitabilität der Firma ist in den letzten Jahren mit den Umsätzen deutlich gestiegen:
Neuartige Monetarisierungsmethoden
Die Zeiten der Piraterie enden. Wie auch bei Bildern sind permanent Computeralgorithmen auf der Suche nach nicht-lizenzierter Musik im Netz und stellen Verstöße jederzeit und gerne in Rechnung. Außerdem erweisen sich die sozialen Netze ebenfalls als attraktive Möglichkeit, Musikrechte zu Geld zu machen. So gab UMG erst kürzlich eine Kooperation mit Snapchat bekannt.
Wie kann ich partizipieren?
Ganz ehrlich, ich könnte noch dreißig Minuten weiter argumentieren, warum ich die Aktie für einmalig erachte, ihr eine signifikante Bewertungsprämie gegenüber Warner zuteile und für das Papier dauerhaft und auf Jahrzehnte nur eine Richtung sehe. Gerne kannst Du mit mir in unserem Live Chat weiter diskutieren!
Doch die große Frage ist wie immer: Wie partizipiere ich jetzt am kommenden Listing? Den direkten Kauf der Vivendi-Aktie halte ich für akzeptabel, steuerlich aber für fragwürdig. Obendrauf kommen Bedenken über den Großaktionär und Aufsichtsratsvorsitzenden Bolloré, dessen Interesse am Schutz von Kleinaktionären zweifelhaft ist.
Kaufen kannst Du aber das Vehikel von Ackman, welches in UMG-Aktien investiert. Und das ist der Punkt, an dem es komplex wird: Pershing Square Tontine Holdings (PSTH) ist zwar ein SPAC, wird aber nun anders genutzt und wird sich selbst in drei Teile spalten.
Warum nicht einfach Spotify kaufen?
Spotify ist derzeit teurer als UMG – nicht nur in absoluten Zahlen, sondern auch nach so ziemlich allen anwendbaren Metriken. Gleichzeitig befinden sie sich im Wettbewerb mit Apple, Amazon und Google, während sie Verluste schreiben. Dass in 10 Jahren nahezu jedes Handy einen Bezahl-Zugang zu Musikstreaming haben wird, ist für mich unzweifelhaft. Ob Spotify dann noch Marktführer ist, weiß ich aber nicht. Legen es die großen Player drauf an, können sie jahrelang Preiskämpfe veranstalten oder Spotify das Leben auf der eigenen Plattform schwer machen. Übrigens ist UMG sogar an Spotify beteiligt.
Verpackt in eine Metapher: Kaufst Du lieber einen Supermarkt im Wettbewerb mit anderen Anbietern und superdünnen Margen oder den etablierten und größten Anbieter von Premiumschokolade mit kaum aufholbaren Burggräben und Premiummargen, der eben im Supermarkt (unter anderem) seine Waren verkauft?
Wie genau der Kauf von UMG über PSTH funktioniert, in welche Teile sich das Vehikel aufspaltet und was Du maximal zahlen solltest, verrate ich Dir in einem weiteren Artikel!
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