Volkswagen-Aktie: Jetzt wird es giftig
Die Volkswagen-Aktie (WKN: 766403) hat sich seit Mitte September zwischen 90 und 95 € stabilisiert. Das 10-Jahrestief von Anfang September wurde bislang kein weiteres Mal getestet. Hat die VW-Aktie nun das Potenzial für eine Trendwende?
Eine Giftliste mit Sprengkraft
Es beginnt eine spannende Woche für Volkswagen. Am Mittwoch startet die zweite Verhandlungsrunde zwischen der Konzernführung und der IG Metall. Die Positionen der Verhandlungsparteien könnten nicht weiter auseinanderliegen. Während die Gewerkschaft ein Lohnplus von 7% fordert, will das VW-Management die Kosten senken.
Zum Wochenbeginn sickerte in den Medien eine sogenannte „Giftliste“ mit möglichen Einsparungen durch, die der Gewerkschaft alles andere als gefallen dürfte. Darin skizziert die VW-Führung verschiedene Kosteneinsparungspotenziale, die es in der Geschichte des Konzerns noch nicht gegeben hat.
Eine Option sind Lohnkürzungen um 10% sowie Nulllohnrunden in den Jahren 2025 und 2026. Darüber hinaus stehen auch die Bonus- und Prämienzahlungen, die für VW-Mitarbeiter bis dato einen fixen Lohnbestandteil darstellten, auf dem Prüfstand.
Eine andere Option sind Werksschließungen in Deutschland. Derzeit liegt die Produktion bei Volkswagen um 500.000 Autos unter der Vollauslastung. Das entspricht in etwa der Produktionskapazität von zwei Werken.
Für die IG Metall ist selbstverständlich keine der genannten Optionen von der Giftliste des Managements auch nur annähernd akzeptabel. Die VW-Betriebsratsvorsitzende Cavallo hat bereits im Vorfeld der Tarifverhandlungen klargestellt, dass mit ihr weder Lohnkürzungen noch Werksschließungen machbar seien.
Der Spardruck ist enorm
Am Mittwoch wird Volkswagen auch die Ergebnisse für das dritte Quartal präsentieren. Experten gehen angesichts der Absatzkrise in China und Europa von ernüchternden Zahlen aus.
Das wird den Spardruck auf den Konzern weiter erhöhen. Thomas Schäfer, Chef der Kernmarke VW, bei der die Probleme am größten sind, hat bereits Ende vergangenen Jahres angekündigt, dass die Kosten um insgesamt 10 Milliarden € gesenkt werden müssen. Die Marke VW ist derzeit meilenweit von den Renditevorgaben der Konzernführung entfernt.
Gute Nachrichten von Traton
Eine positive Nachricht gibt es dann noch zum Wochenbeginn. Die Volkswagen-Nutzfahrzeugtochter Traton, an der der Wolfsburger Konzern rund 90% der Anteile hält, steigerte in den ersten neun Monaten des Jahres ihren Umsatz um 3% auf 35,3 Milliarden €.
Der Auftragseingang blieb mit ca. 190.000 Fahrzeugen gegenüber dem Vorjahr konstant. Angesichts des derzeit herausfordernden Umfeldes ist das gar kein schlechtes Ergebnis.
Im Seitwärtstrend gefangen
Die Volkswagen-Aktie befindet sich seit gut sechs Wochen in einem Seitwärtstrend. Positiv zu werten ist, dass der DAX-Titel bislang nicht mehr sein 10-Jahrestief bei ca. 89 € getestet hat. Negativ ist jedoch, dass dem Autowert derzeit die Kraft fehlt, die Widerstandszone zwischen 95 und 97 € zu durchbrechen.
Es werden die Fetzen fliegen
Bei Volkswagen werden in den kommenden Wochen und Monaten die Fetzen fliegen. Ich sehe derzeit nicht, wie sich das Management und die Gewerkschaft auf einen Kompromiss bei den Tarifverhandlungen einigen können. Viel zu weit sind die Positionen auseinander.
Und VW muss sparen. Noch nie in der Geschichte der Wolfsburger war der Wettbewerbsdruck so groß wie heute. VW hat es auf allen Weltmärkten mit mächtigen neuen Konkurrenten wie BYD und Tesla zu tun, die den Deutschen in Sachen Elektromobilität längst den Rang abgelaufen haben und deutlich mehr Geld mit ihren Autos verdienen.
Vor diesem Hintergrund glaube ich momentan nicht an einen Turnaround der Volkswagen-Aktie. Bei den Quartalszahlen am Mittwoch sind meiner Meinung nach keine positiven Überraschungen zu erwarten und ein drohender großer Arbeitskampf ist Neuland für die Wolfsburger. Die giftige Gemengelage beim deutschen Autogiganten wird noch viele Monate anhalten.
ℹ️ Volkswagen in Kürze
- Die Volkswagen AG mit Sitz in Wolfsburg ist der nach Umsatz größte und nach Absatz zweitgrößte Fahrzeughersteller der Welt. Zusätzlich zur Kernmarke Volkswagen ist die VW AG auch Muttergesellschaft zahlreicher weiterer Autohersteller, darunter Audi, Lamborghini, Porsche, Seat und Skoda.
- Neben dem Pkw-Bereich gehört auch der Geschäftsbereich Nutzfahrzeuge mit den Unternehmen MAN und Scania zum VW-Konzern. Zudem bietet der Konzern zahlreiche Finanzdienstleistungen an, darunter Finanzierungen und Versicherungen.
- Volkswagen ist Mitglied im deutschen Leitindex DAX und im europäischen Leitindex EuroStoxx 50 und aktuell ca. 51 Milliarden € wert.
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