Volkswagen-Aktie: Kann das den Kurs stabilisieren?
In den letzten Tagen sah es so aus, als könnte sich die Volkswagen-Aktie bei 82 € stabilisieren. Doch am Donnerstag rutscht das Papier der Wolfsburger unter 81 € und notiert damit abermals auf einem neuen 14-Jahrestief. Kann der neue Vorschlag der Gewerkschaft dem DAX-Titel bei der Kursstabilisierung helfen?
Die Gewerkschaft geht in die Offensive
Bevor ich die Frage beantworte, möchte ich zuerst auf die Fakten eingehen. Im Tarifkonflikt zwischen den Arbeitnehmervertretern und der VW-Konzernführung ergriffen die Gewerkschaft und der Betriebsrat am Mittwoch mit der Vorstellung eines eigenen Zukunftskonzept die Initiative.
Die IG Metall und der VW-Konzernbetriebsrat bieten dem Management an, die Tariferhöhung der Jahre 2025 und 2026 nicht an die Mitarbeiter auszuzahlen, sondern in Form von Arbeitszeit in einen Zukunftsfonds einzubringen. Laut Angabe der Arbeitnehmervertreter würde das dem Konzern eine Kostenentlastung in Höhe von 1,5 Milliarden € bringen.
Das Angebot hat für die VW-Konzernführung allerdings zwei große Haken. Zum einen verlangt die Gewerkschaft, dass Volkswagen den jüngsten Pilotabschluss der Metall- und Elektroindustrie übernimmt, der eine Lohnerhöhung um insgesamt 5,1% in zwei Stufen vorsieht. Zum anderen fordern die VW-Gewerkschafter den Konzern auf, im Gegenzug für ihre Kompromissbereitschaft sowohl auf Lohnkürzungen als auch auf Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.
Sollte der Vorstand auf Maximalpositionen und Werksschließungen beharren, übernimmt er die Verantwortung dafür, dass wir in einen Arbeitskampf um Standorte laufen, wie ihn die Republik noch nicht erlebt hat,
so der Verhandlungsführer der Gewerkschaften.
Am heutigen Donnerstag kommen die Arbeitnehmervertreter zu einer weiteren Verhandlungsrunde mit dem Arbeitgeber zusammen. Sollte es zu keiner Einigung kommen, drohen bereits in einigen Tagen Streiks beim größten deutschen Autobauer. Ende November läuft die Friedenspflicht bei VW aus.
Inakzeptabel für den Konzern
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der VW-Vorstand das Angebot der Arbeitnehmervertreter akzeptieren wird. Die Bedingungen sind für den Konzern absolut inakzeptabel.
Der Autobauer muss mehrere Milliarden € einsparen. Die vorgeschlagene Kostensenkung von gerade mal 1,5 Milliarden € ist da nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Zudem wird VW nicht um Werkschließungen und Kündigungen herumkommen. Laut Aussage des Managements ist die Auslastung des Konzerns derzeit in Deutschland um 500.000 Fahrzeuge zu gering.
An diesem Dilemma wird sich in naher Zukunft voraussichtlich nichts ändern. Im Klartext: Volkswagen hat einfach zu viele Werke und zu viele Mitarbeiter in Deutschland, um gewinnbringend zu produzieren und international wettbewerbsfähig zu sein.
Der reinste Horror-Chart
Der Chart der Volkswagen-Aktie lässt sich nur noch mit dem Wort „Horror“ annähernd treffend beschreiben. Seit fast drei Jahren befindet sich der DAX-Titel nun schon in einem ununterbrochenen Abwärtstrend.
In diesem Zeitraum fand der Autotitel bei keinem einzigen historischen Support Halt. Bei welchem Kursniveau sich die VW-Aktie stabilisieren kann, lässt sich deshalb überhaupt nicht sagen.
Es kann noch viel schlechter werden
Ich gehe fest davon aus, dass es in wenigen Tagen zu ersten Streiks bei VW kommt. Die jüngsten Entwicklungen bei Ford sind ein böses Omen für die Wolfsburger, denn wie die Amerikaner haben auch die Deutschen die Entwicklung in Sachen E-Autos einfach verschlafen und nun ist die Auslastung der Werke viel zu gering. Ford wird deshalb 4.000 Stellen in Europa, davon 2.900 in Deutschland, streichen.
Meiner Meinung nach führt auch für VW kein Weg daran vorbei. Der Kurs der Volkswagen-Aktie spricht eine eindeutige Sprache. Solange beim deutschen Branchenprimus nicht der klare Wille erkennbar ist, die systemischen Probleme des Konzerns mit aller Härte anzugehen, wird sich die VW-Aktie meiner Meinung nach nicht stabilisieren.
Und es droht bereits der nächste Ärger. Ab dem kommenden Jahr kommen auf Volkswagen Milliardenstrafen aus Brüssel zu, sollten die von der EU verschärften Flotten-Abgasgrenzwerte nicht eingehalten werden. Danach sieht es momentan nicht aus, denn der Anteil der E-Fahrzeuge am Gesamtabsatz ist bei VW immer noch viel zu niedrig.
Anleger sollten vor diesem Hintergrund weiterhin die Finger von der Volkswagen-Aktie lassen. Bevor es besser wird, kann es noch viel schlechter werden.
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ℹ️ Volkswagen in Kürze
- Die Volkswagen AG (WKN: 766403) mit Sitz in Wolfsburg ist der nach Umsatz größte und nach Absatz zweitgrößte Fahrzeughersteller der Welt. Zusätzlich zur Kernmarke Volkswagen ist die VW AG auch Muttergesellschaft zahlreicher weiterer Autohersteller, darunter Audi, Lamborghini, Porsche, Seat und Skoda.
- Neben dem Pkw-Bereich gehört auch der Geschäftsbereich Nutzfahrzeuge mit den Unternehmen MAN und Scania zum VW-Konzern. Zudem bietet der Konzern zahlreiche Finanzdienstleistungen an, darunter Finanzierungen und Versicherungen.
- Volkswagen ist Mitglied im deutschen Leitindex DAX und im europäischen Leitindex EuroStoxx 50 und aktuell ca. 41,4 Milliarden € wert.
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