Volkswagen-Aktie: Kann es noch schlechter werden?

Dramatischer Gewinneinbruch

Die Volkswagen-Aktie (WKN: 766403) rutschte am gestrigen Dienstag unter die Marke von 90 € und notierte kurzzeitig auf einem neuen 14-Jahrestief. Am Mittwochmorgen kann sich der Autotitel allerdings wieder um knapp +2% erholen. Wissen Anleger nicht, wie sie die Quartalsergebnisse von VW zu deuten haben? Und ist die Aktie auf diesem Kursniveau nun ein Kauf?

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Ein dramatischer Gewinneinbruch

Dass die Ergebnisse für das dritte Quartal miserabel ausfallen würden, war allgemein erwartet worden. Dass Volkswagen aber einen so dramatischen Gewinneinbruch erleiden würde, übertraf dann doch die Vorstellungskraft der Analysten.

Sie gingen im Vorfeld von einem Rückgang des operativen Ergebnisses um 30% gegenüber dem Vorjahr auf 3,44 Milliarden € aus. Tatsächlich belief sich der Gewinnrückgang auf 42%. Im dritten Quartal konnte VW nur noch einen operativen Gewinn von 2,86 Milliarden € einfahren.

Noch übler sieht es beim Konzerngewinn nach Steuern aus. Dieser sackte um 64% auf 1,58 Milliarden € ab.

Einen kleinen Lichtblick gibt es allerdings in den Zahlen. Der Umsatz der Wolfsburger ging im abgelaufenen Quartal nur um 0,5% auf 78,5 Milliarden € zurück. Experten hatten gar einen Umsatzrückgang von 5% auf dem Zettel.

Trauerspiel Kernmarke VW

Es gibt zwei Hauptgründe für das miese Quartalsergebnis von Volkswagen. Der erste ist die Kernmarke VW selbst. Zwar stieg der Umsatz aus dem Verkauf von VW-Autos im dritten Quartal leicht auf 21,3 Milliarden €, doch die Marke trug nur noch 375 Millionen € zum operativen Gewinn des Konzerns bei. Das sind gerade mal 13% - für die Kernmarke des Konzerns ein absolutes Trauerspiel.

Die Umsatzrendite der Marke VW verringerte sich von 2,4% im Vorjahr auf aktuell 1,8%. Ein katastrophal schlechter Wert, der meilenweit von den Renditevorgaben des Managements entfernt liegt.

Hohe Restrukturierungskosten

Der zweite wesentliche Grund für das schwache Ergebnis des Autokonzerns sind hohe Restrukturierungskosten. Volkswagen hat bereits mit Umbau von Werken wie der Auto-Fabrik in Brüssel begonnen, in der 2025 mit ziemlicher Sicherheit die Lichter ausgehen werden.

Neben der Produktionsstätte in Brüssel stehen drei weitere deutsche Werke auf der Streichliste. Ganz schlechte Karten haben die kleinere Autofabriken in Emden und Osnabrück. Aber auch eines der Komponentenwerke in Braunschweig, Salzgitter oder Kassel könnte es treffen.

Neben den Werksschließungen, die die Kündigung einer fünfstelligen Mitarbeiterzahl zur Folge haben werden, müssen sich VW-Beschäftigte auf Lohneinbußen einstellen. Das Beste, was der Belegschaft wahrscheinlich passieren kann, ist eine doppelte Nulllohnrunde in den Jahren 2025 und 2026.

Seit dreieinhalb Jahren im Rückwärtsgang

Der seit dreieinhalb Jahren andauernde Abwärtstrend der Volkswagen-Aktie geht in die nächste Runde. Auch bei 90 € scheint sich der DAX-Titel nicht stabilisieren zu können. Charttechnisch drohen nun weitere Kursrückgänge.

Kann man das Ergebnis positiv sehen?

Das schaurige Quartalsergebnis des Volkswagen-Konzerns ist einer Hinsicht positiv zu sehen, was auch die positive Kursreaktion der VW-Aktie am Mittwochmorgen erklären dürfte: Es verschafft dem Management noch mehr Verhandlungsdruck in den anstehenden Tarifrunden mit der Gewerkschaft.

Ohne Werksschließungen, Kündigungen und Lohneinbüßen werden sich die miserablen Zahlen bei der Kernmarke VW und dem Gesamtkonzern in Zukunft nicht ändern. Für die IG Metall ist das ein riesiges Problem, denn selbstverständlich kann sie diese harten Einschnitte ihren Mitgliedern nicht verkaufen. Alles deutet meiner Einschätzung nach auf einen Arbeitskampf hin, den Volkswagen in dieser Größenordnung noch nie erlebt hat.

Ich rate Anlegern trotz des historisch niedrigen Bewertungsniveaus, nicht in die Volkswagen-Aktie zu investieren. Auf VW kommen in den nächsten Quartalen gewaltige Restrukturierungskosten im Zusammenhang mit Werksschließungen und Kündigungen zu.

Darüber hinaus hat Volkswagen in China schlichtweg den Anschluss an die heimischen Wettbewerber verloren. Die ID-Elektroautoserie kann technologisch nicht mit den neuesten Modellen von BYD, Nio und Co. mithalten. Neue E-Autos aus der Kooperation mit Xpeng werden erst 2026 auf den Markt kommen.

ℹ️ Volkswagen in Kürze

  • Die Volkswagen AG mit Sitz in Wolfsburg ist der nach Umsatz größte und nach Absatz zweitgrößte Fahrzeughersteller der Welt. Zusätzlich zur Kernmarke Volkswagen ist die VW AG auch Muttergesellschaft zahlreicher weiterer Autohersteller, darunter Audi, Lamborghini, Porsche, Seat und Skoda.
  • Neben dem Pkw-Bereich gehört auch der Geschäftsbereich Nutzfahrzeuge mit den Unternehmen MAN und Scania zum VW-Konzern. Zudem bietet der Konzern zahlreiche Finanzdienstleistungen an, darunter Finanzierungen und Versicherungen.
  • Volkswagen ist Mitglied im deutschen Leitindex DAX und im europäischen Leitindex EuroStoxx 50 und aktuell ca. 50 Milliarden € wert.

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