Volkswagen-Aktie: Wird jetzt alles gut?

Einigung im Tarifkonflikt
Gestern, 07:30 Uhr

Bereits in den vergangenen zwei Handelswoche präsentierte sich die Volkswagen-Aktie von ihrer starken Seite und auch am Freitag verabschiedete sich der DAX-Titel mit einem Kursplus von über 2,5 Prozent mit breiter Brust ins Wochenende. Gab es gute Nachrichten von den Tarifverhandlungen?

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Einigung im Tarifstreit

Die gab es in der Tat. Noch nie hat es in der Geschichte von VW so lange gedauert, bis sich der Konzern mit den Arbeitnehmervertretern auf einen neuen Tarifabschluss einigen konnte. Doch nach einem wahren Verhandlungsmarathon war es am Freitag dann so weit. Das VW-Management und die Gewerkschaften einigten sich auf einen Kompromiss.

Die Gewerkschaften dürfen für sich verbuchen, dass es keine Werksschließungen, keine Lohnkürzungen und keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird sowie gleichzeitig die Beschäftigungsgarantie wieder in Kraft tritt. Das Management hat erreicht, dass bis 2030 mehr als 35.000 Stellen abgebaut und darüber Einsparungen in Milliardenhöhe generiert werden.

Wie immer bei Tarifverhandlungen geht es um die mediale Deutungshoheit. Auch wenn die Gewerkschaften sagen können, dass es keine Werksschließungen gibt, kommen diese doch über die Hintertür.

Die beiden kleinen VW-Standorte in Dresden und Osnabrück wird es langfristig nicht mehr geben. Die „Gläserne Manufaktur“ in der sächsischen Hauptstadt soll zu einem Zentrum für Halbleitertechnik und autonomes Fahren umgebaut werden und für das Werk in Osnabrück wird ein Käufer gesucht. Medienberichten zufolge könnte der Rüstungskonzern Renk dafür infrage kommen. Damit würde VW mittelfristig neben dem bereits in der Abwicklung befindlichen Werk in Brüssel drei Standorte schließen.

Außerdem müssen die VW-Beschäftigten auf direkte Lohnerhöhungen verzichten und Boni werden gekürzt. Nicht zuletzt hat sich der Konzern mit den Gewerkschaften auf den Abbau der technischen Kapazität von 734.000 Autos im Jahr geeinigt. Das entspricht nahezu der Produktionskapazität des Stammwerks in Wolfsburg.

Ein deutlich aufgehellter Chart

Das Chartbild der Volkswagen-Aktie hat sich in den vergangenen Tagen deutlich aufgehellt. Ende November hat der DAX-Wert bei 80 € einen Boden gefunden, der danach kein weiteres Mal getestet wurde.

Inzwischen hat sich die VW-Aktie gut 12% von ihrem 14-Jahrestief entfernt. Für einen nachhaltigen Aufschwung muss sie aber die Widerstandszone zwischen 93 und 95 € überwinden.

Die Kuh ist noch nicht vom Eis

Die Reaktion der Börse auf die Tarifeinigung zeigt, dass der VW-Konzern damit ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis erzielt hat. Man kann davon ausgehen, dass die Unternehmensführung damit das von ihr beabsichtigte Sparvolumen erreicht hat.

Damit ist die Kuh für Volkswagen aber noch lange nicht vom Eis. Letztlich entscheiden die Autokäufer in Deutschland und in aller Welt über die Zukunft der Wolfsburger und sie haben inzwischen bei Elektroautos die Qual der Wahl aus zahlreichen Herstellern, die mit VW absolut vergleichbare Autos produzieren.

Volkswagen muss in den kommenden Jahren bei Elektroautos wieder „sexy“ werden. Das gilt für das Design, die Ausstattung und vor allem für die Infotainment-Software der Autos.

Und auch beim Preis muss sich bei VW was tun. Die bisherigen Elektromodelle der Wolfsburger sind im Wettbewerbsvergleich schlichtweg zu teuer. Mit dem Vordringen chinesischer Hersteller auf den europäischen Heimatmarkt wird sich dieses Preisproblem noch massiv verschärfen.

Ich würde das Ende des Tarifstreits deshalb nicht überbewerten. Es ist zweifellos ein wichtiger Baustein für die Zukunft von VW, aber es müssen noch einige weitere Bausteine folgen. Wer sein Geld in der Autoindustrie anlegen will, hat meiner Meinung nach momentan attraktivere Alternativen als die Volkswagen-Aktie.

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ℹ️ Volkswagen in Kürze

  • Die Volkswagen AG (WKN: 766403) mit Sitz in Wolfsburg ist der nach Umsatz größte und nach Absatz zweitgrößte Fahrzeughersteller der Welt. Zusätzlich zur Kernmarke Volkswagen ist die VW AG auch Muttergesellschaft zahlreicher weiterer Autohersteller, darunter Audi, Lamborghini, Porsche, Seat und Skoda.
  • Neben dem Pkw-Bereich gehört auch der Geschäftsbereich Nutzfahrzeuge mit den Unternehmen MAN und Scania zum VW-Konzern. Zudem bietet der Konzern zahlreiche Finanzdienstleistungen an, darunter Finanzierungen und Versicherungen.
  • Volkswagen ist Mitglied im deutschen Leitindex DAX und im europäischen Leitindex EuroStoxx 50 und aktuell ca. 49 Milliarden € wert.

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