Vonovia-Aktie -7%: Ist der Verlust so schockierend?
Mit einem Minus von 7% war die Vonovia-Aktie (WKN: A1ML7J) zum Wochenschluss am Freitag der ganz große Verlierer im DAX. Was steckt hinter dem Kurssturz des Immobilienkonzerns?
ℹ️ Vonovia vorgestellt
- Vonovia mit Sitz in Bochum verwaltet und vermietet Wohnungen in Deutschland, Österreich und Schweden.
- Durch die Übernahme des Konkurrenten Deutsche Wohnen im Jahr 2021 ist das Unternehmen zum größten Immobilienkonzern Europas avanciert mit ca. 550.000 Wohneinheiten.
- Vonovia ist Mitglied im DAX und aktuell ca. 20,3 Milliarden € wert.
Ein horrender Nettoverlust
Vonovia präsentierte am Freitag die Geschäftszahlen für das vergangene Jahr und offenbar schockierte viele Anleger der horrende Nettoverlust und eine Änderung der Dividendenpolitik. Bei den operativen Zahlen schnitt der Immobilienkonzern hingegen gar nicht so schlecht ab.
Die wichtigste operative Kennzahl, der sogenannte FFO, verringerte sich von 2,04 Milliarden € im Jahr 2022 auf 1,85 Milliarden € im vergangenen Jahr. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging ebenfalls leicht von 2,76 Milliarden € auf 2,65 Milliarden € zurück.
Eine gewaltige Explosion gab es allerdings beim Nettoverlust. Stand 2022 „nur“ ein Verlust von -644 Millionen € zu Buche, explodierte der Wert im vergangenen Jahr auf -6,3 Milliarden €. Grund für die Verlustausweitung ist der Anstieg von Abschreibungen auf das Immobilienportfolio. Das Ergebnis aus der Bewertung der Immobilien belief sich 2022 auf -10,65 Milliarden €.
Eine neue Dividendenpolitik
Der Ausblick von Vonovia sieht gar nicht so schlecht aus. Im laufenden Jahr will der Immobilienkonzern ein bereinigtes EBITDA zwischen 2,55 und 2,65 Milliarden € liefern, also fast auf dem Niveau des Vorjahres.
Aktionäre werden sich darüber freuen, dass die Dividende um 0,05 € auf 0,90 € je Aktie steigen soll. Damit beträgt die Dividendenrendite der Vonovia-Aktie 3,7%.
Ab 2024 soll die Dividende übrigens an eine neue Kennzahl gekoppelt werden, und zwar an die Summe des bereinigten Vorsteuerergebnisses und der überschüssigen Liquidität aus dem Operating Free Cashflow. Das Unternehmen strebt eine jährliche Ausschüttung von 50% dieser Kennzahl an.
Keine Kapitalerhöhung
In den letzten Monaten machten Gerüchte über eine potenzielle Kapitalerhöhung bei Vonovia die Runde. Konzernchef Buch erteilte diesen Spekulationen nun eine klare Absage.
Bis zum Jahresende werde die Verschuldung seines Unternehmens wieder im Zielkorridor von 40 bis 45% liegen, so Buch. Geplante Portfolioverkäufe in Höhe von mindestens 3 Milliarden € sollten ausreichen, um dieses Verschuldungsziel zu erreichen.
Zudem ist der Zugang von Vonovia zu Fremdkapital laut Aussage des Managements hervorragend. Der Finanzbedarf sei bis weit ins Jahr 2025 gedeckt.
Hält der Seitwärtstrend an?
Die Vonovia-Aktie steckt seit gut fünf Monaten in einem Seitwärtstrend fest und pendelt zwischen 23 und 29 € auf und ab. Durch den Kurssturz vom Freitag rückt der DAX-Wert wieder gefährlich nahe an den unteren Rand.
Sollte die Unterstützung nicht halten, könnte die Aktie weiter auf rund 20 € abrutschen.
Kurzfristig nein, langfristig ja
Ein klares Urteil zur Vonovia-Aktie fällt schwer. Nicht wenige Analysten bemängelten im Zusammenhang mit der Präsentation der Jahreszahlen, dass durch die Änderung der Dividendenpolitik die ohnehin schon komplizierte Bilanzierung von Vonovia nun noch undurchschaubarer werde. Einige gehen davon aus, dass der Immobilienkonzern in Zukunft seine Dividende durch die Hintertür verringern will.
Wie dem auch sei, die Zukunft der Vonovia-Aktie hängt im Wesentlichen von der weiteren Entwicklung auf dem deutschen Immobilienmarkt ab. Und diese ist wiederum stark mit dem geldpolitischen Kurs der EZB verknüpft.
Ob es in diesem Jahr noch zu Zinssenkungen in Europa kommt, vermag niemand mit Sicherheit zu sagen. Zwar ist die Inflation in den letzten Monaten deutlich zurückgegangen, doch noch hat die EZB zu wenig Zuversicht, die Zinsen in absehbarer Zeit zu senken. Das bringt in Kombination mit hohen Baupreisen das Dilemma mit sich, dass die Finanzierung von neuen Bauprojekten derzeit so unattraktiv wie seit langem ist und die Expansion von Immobilienkonzernen hemmt.
Kurzfristig halte ich die Vonovia-Aktie für nicht besonders attraktiv, langfristig aber schon. Der Immobilienkonzern ist finanziell solide aufgestellt und dürfte überproportional von einer Erholung auf dem deutschen Immobilienmarkt profitieren.
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