Vonovia-Aktie: Was für den Kauf spricht
Tief, tiefer, Vonovia (WKN: A1ML7J): Aktionäre des Immobilienkonzerns haben mit ihrem Investment definitiv keinen Spaß. Heute geht es um weitere -2,5% auf unter 19 € abwärts. Ist denn hier gar kein Ende der Talfahrt in Sicht? Was spricht möglicherweise für den Kauf des Papiers?
Vonovia mit Sitz in Bochum verwaltet und vermietet Wohnungen in Deutschland, Österreich und Schweden. Durch die Übernahme des Konkurrenten Deutsche Wohnen ist das Unternehmen zum größten Immobilienkonzern Europas avanciert mit über 550.000 Wohneinheiten. Der Börsenwert des DAX-Konzerns liegt derzeit bei 14,9 Milliarden €.
Auf dem Kursniveau von 2014
Man muss lange zurückblicken, um festzustellen, wann der Kurs der Vonovia-Aktie zuletzt so wie aktuell bei 18,72 € stand. 2014 war das, also vor acht Jahren. Einen so krassen Wertverfall binnen eines Jahres wie in 2022 – seit Januar sind es -55% – hat es zuvor noch nie gegeben. Das ist natürlich aus Sicht aller Anteilseigner verheerend.
Steigende Zinsen sind Gift
Was dem Titel in erster Linie so stark zu schaffen macht, liegt auf der Hand: Bei kurzfristigen und langfristigen Verbindlichkeiten in zweistelliger Milliardenhöhe, wobei mehr als 40% des Portfolios fremdfinanziert sind, wirken sich steigende Zinsen extrem negativ aus. Man kann wohl davon ausgehen, dass die Zinskosten für den Konzern in den nächsten zwei Jahren um 25% steigen werden.
Hohe Energiekosten belasten
Weitere belastende Faktoren sind ebenfalls klar: Da sind vor allem die hohen Energiekosten, speziell die steigenden Heizkosten, zu nennen. Vonovia streckt diese wie alle Vermieter vor und muss sie danach von den Mietern eintreiben, wenn, wovon man diesmal sicher ausgehen kann, die Endsumme die Vorabzahlungen übersteigt. Hier dürfte eine Milliardensumme benötigt werden, was die Bilanz belastet. Und vor allem dürfte ein gehöriger Anteil an den Bochumern hängenbleiben, weil viele Mieter angesichts der hohen Inflation nicht zahlen können oder wollen.
Keine Entspannung in Sicht
Da mit den heute bekanntgegebenen US-Inflationsdaten keine Entspannung an der Zinsfront in Sicht ist, die US-Notenbank dürfte im Gegenteil die Zinsen noch etwas stärker und etwas länger erhöhen, steigt diesbezüglich auch die Belastung für Vonovia. Insofern sind weitere Kursverluste wie heute angesichts der Nachrichtenlage wenig überraschend.
Gibt es denn gar nichts, was für diese Aktie spricht? Doch, da gibt es sogar einiges! Im Detail hat dies Jens Lion, Finanzexperte und Chefanalyst des exklusiven No Brainer Club, vor geraumer Zeit in diesem Artikel detailliert analysiert.
Dividendenrendite derzeit bei 8,8%
Für mich ist der Titel vor allem in einer Hinsicht interessant: Zuletzt hat der DAX-Konzern eine Dividende von 1,66 € je Anteil ausgeschüttet. Das wäre beim aktuellen Kurs von 18,75 € eine Dividendenrendite von satten 8,8%. Das Management hat in der Vergangenheit verlauten lassen, die Dividenden konstant halten zu wollen. Aber gelingt das auch bei den externen Belastungsfaktoren?
Zumindest stehen die Anzeichen dafür gut. Die „Funds from operations“ (FFO) im Rahmen der Mieteinnahmen sollen für dieses Jahr bei 2,0 bis 2,1 Milliarden € liegen. Laut Halbjahresbericht lag man hier auf Kurs, denn es wurden 1,34 € je Aktie erzielt. Das wären dann aufs Jahr gesehen 2,68 € je Anteil. Eine Dividende von 1,66 € wäre damit also hinreichend gedeckt.
Asset-Verkauf soll 13 Milliarden € bringen
Für eine stabile Dividende spricht auch, dass die Vonovia-Bosse der makroökonomischen Misere nicht tatenlos zusehen. So wurde im August ein Asset-Verkauf angekündigt, bei dem es um ein Portfolio von 13 Milliarden € geht. Damit reagiert der Konzern auf die steigenden Zinsen, die höheren Kosten für Bauen und Energie sowie die notwendigen hohen Investitionen.
Meiner Meinung nach spricht aktuell nichts dagegen, sich die Aktie ins Depot zu legen. Gewohnt wird schließlich immer. Die Risiken dürften mittlerweile über Gebühr eingepreist sein. Wer das Papier schon hat, sollte sich von den Kurs-Turbulenzen nicht beirren lassen und es sehr gut und langfristig festhalten. Die nette Dividende wird ihm die Wartezeit versüßen.
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