VW-Aktie: So wird das mittelfristig nichts
Der Niedergang der VW-Aktie (WKN: 766400) zeigt, dass der Konzern in der jetzigen Form wenig Zukunft besitzt. Seit dem Hoch Anfang 2021 mit rund 330 € ist der Kurs um -70% gesunken. Am Dienstag notiert sie aktuell bei knapp 96 €. Langfristig dürfte nur ein kompletter Konzernumbau helfen. VW ist zu breit aufgestellt, wenig innovativ und zu ineffizient. Was bedeutet das für die Aktie?
Ausgliederungen sinnvoller
Der Konzern in seiner heutigen Form ist ein Konglomerat aus Personenkraftwagen und Nutzfahrzeugen. Diese Kombination mag in der Vergangenheit sinnvoll gewesen sein, für die Zukunft bietet sie jedoch wenig Potenzial.
Eine Aufteilung in eigenständige börsennotierte Unternehmen dürfte der bessere Weg sein, Mercedes machte es mit seiner Aufteilung und der Börsennotierung von Daimler Truck vor. Dieser Weg wäre für das Tochterunternehmen Traton sowie für den VW-Konzern die bessere Alternative. Der Wolfburger Konzern bliebe mit einer Minderheitsbeteiligung weiterhin ein wichtiger Aktionär.
Der Erlös aus der Anteilsreduzierung könnte die Transformation der PKW-Sparte hin zur Transformation beschleunigen. Eine Reduzierung auf 30% würde bei dem aktuellen Kurs einen Zufluss von rund 10 Milliarden € bedeuten.
Konzernmarken verschlanken
Ein Markenkonzern sollte darauf achten, dass es zu keinen gravierenden Überschneidungen bei den einzelnen Marken kommt. Das ist im VW-Konzern jedoch oftmals der Fall. Skoda und Seat bedienen beispielsweise die gleiche Kundschaft im niedrigpreisigen Segment. Durch ihre breite Modellpalette sind sie zudem Konkurrenten der eigentlichen Kernmarke Volkswagen. Bently und Lamborghini sind Nobelmarken, und Audi gehört zu den hochwertigen Herstellern wie Mercedes und BMW. Porsche nimmt mit seinen sportlichen Fahrzeugen eine Sonderstellung ein. Alle Marken verfügen über viele Modelle und blockieren sich oftmals gegenseitig.
Eine Ausdünnung der breiten Modellpalette würde zu erheblichen Kostenreduktionen führen. Diese könnten ebenfalls zur Transformation hin zur E-Mobilität verwendet werden. Ducati als Motorradsparte passt überhaupt nicht in die Produktpalette.
In der Summe ließen durch eine Modellbereinigung erhebliche Kosten einsparen. Stellantis, ebenfalls ein Markenkonzern, kämpft mit den gleichen Problemen.
Zwei Bremsfaktoren
Niedersachsen ist mit 20% zweitgrößter Einzelaktionär und besitzt durch das VW-Gesetz eine Sperrminorität. Ohne deren Zustimmung können größere Reformen nicht durchgeführt werden. Zudem ist der Aufsichtsrat durch Betriebsratsmitglieder und die Gewerkschaftsmitglieder paritätisch besetzt. Bei der Kernmarkte VW wirkt sich das derzeit negativ aus. In diesem Artikel bin ich darauf eingegangen.
VW muss seine Kosten drastisch senken und plant hierzu einen Jobabbau sowie Werksschließungen. Ohne die Zustimmung von Niedersachsen sowie den Arbeitnehmervertretern ist dies kaum möglich. Ein Vergleich mit dem Konkurrenten Toyota zeigt, dass dieser mit deutlich weniger Personal die gleiche Menge produziert. Ein Stellenabbau ist daher der richtige Weg.
Zu starker Fokus auf China
China gehörte und gehört derzeit immer noch zu den größten Absatzmärkten des Konzerns. Allerdings konzentriert sich China verstärkt auf die E-Mobilität; hier sind deren Autokonzerne wesentlich günstiger und innovativer.
Eine breitere Aufstellung in anderen Märkten würde die Abhängigkeit von China deutlich verringern.
Wie sind die weiteren Kursaussichten?
Kurzfristig sind die vorgenannten Maßnahmen nicht umzusetzen. Hierzu bedarf es einer längerfristigen Strategie sowie der Zustimmung der größten Einzelaktionäre und der Gewerkschaften.
Mit einer Erholung der Autokonjunktur ist vorerst nicht zu rechnen. Bei den E-Fahrzeugen belasten die subventionierten Fahrzeuge aus China den europäischen Markt. Die EU-Zölle auf diese Fahrzeuge dürften sich auf den VW-Absatz in China eher negativ auswirken.
Insgesamt ist der Wolfsburger Konzern derzeit in einer schwierigen Lage, daher ist vorerst das Kurspotenzial beschränkt. Bisher sprach die gute Dividendenrendite für ein Investment. Hier dürfte es allerdings zu einer Senkung kommen. Personalabbau und hohe Dividenden passen nicht zusammen. Auch bei einer Reduzierung dürfte die Dividendenrendite immer noch gut sein.
Mein Fazit: Obwohl im derzeitig niedrigen Kurs viel Negatives eingepreist ist, ist mit einer nachhaltigen Kurserholung der Aktie vorerst nicht zu rechnen. Anleger sollten daher noch abwarten.
ℹ️ Volkswagen in Kürze
- Die Volkswagen AG, kurz VW, ist ein weltweit führender Hersteller von Automobilen und Nutzfahrzeugen mit einem Portfolio von zehn Auto-Marken. Neben der Kernmarke VW gehören unter anderem Audi, Skoda, Seat, Bentley und Porsche zum Konzern.
- Neben dem Hauptsitz in Wolfsburg unterhält der Konzern weltweit Produktionsstätten.
- Die Marktkapitalisierung der VW-Stammaktie beträgt aktuell 28,3 Milliarden €. Die Vorzugsaktie ist im DAX gelistet.
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