VW-Vorzugsaktie: Deshalb wird's jetzt spannend
Die VW-Vorzugsaktie leidet wie alle Autoaktien derzeit unter einer schwachen Nachfrage und den hohen Transformationskosten. Was bedeuten die Tarifgespräche für die weitere Kursentwicklung? Am Dienstag verliert sie leicht und steht aktuell bei 86 €.
Probleme bekannt
Die Hauptprobleme beim VW-Konzern sind bekannt. Dies sind einerseits die hohen Kosten, hier insbesondere die Personalkosten. Die Probleme betreffen hauptsächlich die Kernmarke VW. Das Wolfsburger Unternehmen verzichtete bisher auf größere Entlassungen und gab Beschäftigungsgarantien ab.
Das zweite Problem ist die stark rückläufige Nachfrage. Insbesondere bei den E-Fahrzeugen ist die Nachfrage rapide zurückgegangen. Auch auf dem chinesischen Absatzmarkt werden insgesamt deutlich weniger Fahrzeuge abgesetzt.
Beide Probleme führen dazu, dass die Produktivität darunter leidet und es zu dringenden Anpassungen kommen muss. Vorgesehen sind die Schließungen von Standortschließungen sowie ein Stellenabbau.
Verhandlungen mit Gewerkschaften laufen
Am Montag trafen sich Konzernvertreter und Vertreter der Gewerkschaft zu einer fünften Verhandlungsrunde. Die Unterschiede sind sehr groß. VW besteht auf einer deutlichen Senkung der Personalkosten, sowie der Schließung von drei Standorten. Zudem sind betriebsbedingte Kündigungen vorgesehen.
Die Gewerkschaft lehnt diese Forderungen ab. Sie ist zu einem Verzicht auf Lohnerhöhungen bereit und strebt eine Beschäftigungsgarantie an. Die Standorte sollen alle erhalten werden.
Auch die Politik will ihren Beitrag leisten und das Kurzarbeitergeld auf 24 Monate ausweiten. Bei VW gibt es die Besonderheit, dass das Land Niedersachsen ein Großaktionär ist und einem größeren Personalabbau wenig Interesse hat.
Es wird sehr spannend, ob es gelingt eine Einigung noch vor Weihnachten zu erzielen, und wenn ja, wie diese ausfällt.
Marktkapitalisierung und der Wert der Unternehmenstöchter
Die aktuelle Marktbewertung des Konzerns beträgt rund 44 Milliarden €. Das ist in Bezug auf den Wert des Gesamtkonzerns sehr wenig.
Der Wert der Beteiligung an der LKW-Tochter Traton liegt bei rund 13 Milliarden €. Daneben verfügt VW über einen Anteil von 75,4% an der Porsche AG. Zusammen mit den anderen Töchtern wie Audi, Seat oder Skoda dürften diese Assets mehr wert sein als die restlichen 31 Milliarden €. Ohne die Probleme kleinzureden, verfügt der Konzern über einen hohen Substanzwert, was an guten Dividenden-Zahlungen ersichtlich wird.
Was bedeutet das für die VW-Aktie?
Der Kursverlauf der Vorzugsaktie sowie der Stammaktie verdeutlichen die Dramatik. Neben den hauseigenen Problemen leiden alle europäischen Autokonzerne unter der schwachen Nachfrage, deren Aktien sind ebenfalls massiv gefallen.
Vieles hängt jetzt von einer Einigung der Verhandlungen mit der Gewerkschaft ab. Kommt es zu einer vernünftigen Einigung, dürfte es zu einem kurzfristigen Kursanstieg kommen. Bleibt diese aus, sind massive Streiks vorprogrammiert. Dies dürfte vorübergehend zu Kursrückgängen führen. Wirtschaftlich muss es zu einer deutlichen Senkung der Personalkosten kommen.
Auch die Anteilseigner müssen ihren Beitrag leisten. Üppige Dividendenzahlungen wie in den vergangenen Jahren wird es nicht mehr geben. Meiner Meinung nach wird die Kürzung bei der Stammaktie deutlich höher ausfallen als bei der Vorzugsaktie. Die letzte Dividende von 9,05 € entspricht einer aktuellen Rendite von rund 10%. Selbst wenn sie mehr als halbiert wird, bedeutet das immer noch eine gute Rendite.
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Insgesamt bin ich bei der VW-Vorzugsaktie nicht zu pessimistisch. Die Transformation hin zur E-Mobilität ist mit hohen Kosten verbunden. VW verfügt jedoch über genügend Kapital, um dies zu stemmen. Der faire Kurs liegt meiner Meinung nach bei 100 €.
Mein Fazit: Die Aktie ist mittlerweile an einem Niveau angekommen, das mehr Chancen als Risiken bietet. Vorerst sollte abgewartet werden, wie die Verhandlungen mit der Gewerkschaft ausfallen.
ℹ️ Volkswagen in Kürze
- Die Volkswagen AG, kurz VW, ist ein weltweit führender Hersteller von Automobilen und Nutzfahrzeugen mit einem Portfolio von zehn Auto-Marken. Neben der Kernmarke VW gehören unter anderem Audi, Skoda, Seat, Bentley und Porsche zum Konzern.
- Neben dem Hauptsitz in Wolfsburg unterhält der Konzern weltweit Produktionsstätten.
- Die Marktkapitalisierung von VW beträgt insgesamt rund 44 Milliarden €, davon resultieren 18 Milliarden € aus den Vorzugsaktien (WKN: 766403).
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