Warum Gold-Aktien jetzt großes Potenzial haben
Anhänger von Gold und Silber blicken nicht gerade auf eine erfreuliche Performance in diesem Jahr. Doch vergangene Woche machten die Edelmetalle aus dem Nichts einen großen Sprung. So legte der Goldpreis um über 100 US$ zu. Wie kam es dazu? Und ist es jetzt Zeit, in Gold und entsprechende Aktien zu investieren? SD-Expertin Miriam Kraus kennt die Antworten.
Die selbstständige Finanzexpertin Miriam Kraus beschäftigt sich seit zwei Jahrzehnten intensiv mit dem Geschehen an den Börsen. Ihr Fokus liegt dabei auf den Devisen- und Rohstoffmärkten. Ihre Expertise bringt sie im exklusiven Börsenbrief Goldherz PLUS+ ein, wo sie als Co-Analystin wirkt.
Trendwende bei Gold und Silber?
Sind Gold-Aktien aktuell günstig? Was ist mit den gut gelaufenen Energie-Aktien, empfehlen sich hier Gewinnmitnahmen? Darüber hat SD-Chefredakteur Frank Giarra mit der Finanzexpertin Miriam Kraus gesprochen.
Gold und Silber haben lange stagniert und unter den hohen Anleiherenditen gelitten, ehe es vergangene Woche einen großen Satz gab. Könnte das eine Trendwende einläuten?
Miriam Kraus: Hochaktuell sehen wir, dass Gold vor allem in Krisenzeiten gefragt ist. In der vergangenen Woche ist der Goldpreis mit den Ereignissen in Israel um über 100 US$ nach oben gesprungen und hat dabei auch wichtige Widerstände überschritten. Gold ist und bleibt der bevorzugte sichere Hafen unter den Anlegern weltweit.
Und Gold ist seit jeher eine wirksame Absicherung gegen die Inflation. Die Weltwirtschaft ist derzeit erheblichen Schwankungen und Unsicherheiten unterworfen und verschiedene Länder versuchen noch immer, einen Ausgleich zwischen der Bekämpfung des Inflationsdrucks und der Vermeidung einer Rezession zu finden. Daher ist Gold auch als Absicherung gefragt.
Ein weiterer Grund, jetzt auf Gold zu setzen, ist die Tatsache, dass Gold in der Vergangenheit im November und Dezember im Durchschnitt positive Renditen von 0,71% bzw. 1,3% erzielt hat. Das ist auf saisonale Gründe mit Beginn der Festsaison im muslimischen Raum, Indien und schließlich Weihnachten und hernach das chinesische Neujahrsfest, also zum Teil auf die steigende Schmucknachfrage, aber auch einen oftmals allgemein schwächeren Dollar im Dezember zurückzuführen. Historisch gesehen ist der Kauf von Gold im Oktober daher ein guter risikobereinigter Schritt.
Ist es gerade jetzt ratsam, in Edelmetall-Aktien zu investieren, oder sollte man besser noch abwarten?
Miriam Kraus: Viele Goldaktien werden inzwischen deutlich unter ihren langjährigen Bewertungen gehandelt. Und das zu aktuellen Goldpreisen. Bei steigenden Goldpreisen wachsen aber Cashflows und Gewinne der Edelmetallförderer rasant. Selbst Branchengrößen sind aktuell so günstig zu haben wie 2020. Doch damals stand die Welt still aufgrund der Corona-Krise.
Das wird sich aber jetzt nicht wiederholen. Inflation und Rezession und selbst regionale Kriege führen nicht dazu, dass die Nachfrage nach Sicherheit einbricht. Ganz im Gegenteil. Im Falle der Goldaktien gilt, wie in jedem anderen Fall auch: Kaufe günstig, verkaufe teuer.
Jetzt Gewinne mitnehmen bei Energie-Werten?
Sehr stark läuft seit geraumer Zeit der Energiesektor. Insbesondere Öl-Aktien haussieren. Wird es Zeit für Gewinnmitnahmen?
Miriam Kraus: Grundsätzlich spricht nie etwas dagegen, Gewinne mitzunehmen. Schließlich ist die Gewinnmitnahme das A und O eines erfolgreichen Portfoliomanagements.
Das ist aber abhängig vom Einstiegszeitpunkt. In meinem letzten Interview mit Euch im Juni hatte ich beispielsweise Crescent Point Energy (CPG) angesprochen, die seitdem um gute +20% gestiegen sind, aber immer noch nur mit einem KGV von 6 bewertet sind. Wir haben im Goldherz PLUS+ erst vorletzte Woche mit unserer Öl-Top-Empfehlung Frontline (FRO) einen Gewinn von +244% mitgenommen und noch einmal +150% mit unserem Öl-und Gas-Explorer Sintana Energy (SEI).
Insgesamt ist der Energiesektor aktuell zwar noch nicht überbewertet, aber die Bewertungen steigen – da darf man dann schon ein paar Schäfchen ins Trockene bringen.
In welchen Bereichen sehen Sie mit Blick auf weiterhin hohe Zinsen und die aufziehende US-Präsidentschaftswahl die besten Renditechancen?
Miriam Kraus: Einer der wichtigsten Gründe für die anhaltend hohe Inflation sind die nach wie vor vorhandenen Lieferkettenprobleme. Egal ob Flugzeugteile oder Medikamente – in vielen Sektoren gibt es Knappheiten und Lieferverzögerungen. Selbst die Welthandelsorganisation (WTO) macht sich seit neuestem Sorgen und sieht „erste Anzeichen für eine Fragmentierung der Lieferketten, welche die positiven Aussichten für 2024 gefährden könnten“.
Auch der Rückgang des Anteils der Vorleistungsgüter am Welthandel, ein Indikator für die globale Lieferkettenaktivität, auf 48,5% in der ersten Hälfte des Jahres 2023, verglichen mit einem Durchschnitt von 51% in den drei vorangegangenen Jahren, zeigt, dass der globale Welthandel noch längst nicht wieder voll funktionsfähig ist. Mit anhaltend hohen Zinsen werden die Notenbanken gegen diesen inflationären Druck von außen nicht ankommen.
Schutzinstrument Nr. 1
In den USA, im Angesicht der anstehenden Präsidentschaftswahlen, steht die Biden-Regierung aber unter Druck zu liefern. Das gilt vor allem für die inzwischen für den US-Bürger schmerzhaft hohen Lebenshaltungskosten. Es besteht daher die Gefahr, dass die US-Notenbank die Zinsen länger oben behält, als es für die US-Wirtschaft gut ist. Doch früher oder später wird sich dann nicht nur die US-Notenbank Fed die Frage gefallen lassen müssen, ob es wirklich Sinn machen kann, die Kreditkosten noch weiter steigen zu lassen, während sich die wirtschaftliche Aktivität abschwächt. Zur Absicherung gegenüber der anhaltend hohen Teuerung, aber auch in allen anderen Krisenszenarien, empfiehlt sich immer das Schutzinstrument Nummer 1: Gold.
Eine interessante Value-Aktie mit hoher Dividende
Die globale hohe Nachfrage nach Gütern zur Lieferung hat schon in den vergangenen 12 Monaten vor allem Öl- und LNG-Tankeraktien wie unsere Öl-Top-Empfehlung Frontline (FRO) unterstützt. Was nur wenige aber wissen: Die globalen Flotten überaltern, hinzu kommen in den nächsten fünf Jahren eine ganze Reihe an neuen Umweltschutzstandards auf den Sektor zu, was die Anzahl an globalen Transportschiffen erst einmal weiter senken wird. Schon jetzt sehen wir eine wachsende Nachfrage nach Kapazitäten und hohe Auftragsbücher in der Branche. Öl- und LNG-Tankeraktien sind noch nicht zu hoch bewertet, an zweiter Stelle stehen nun die Massengutfrachter. Die Aktien dieses Sektors haben noch einiges an Aufholpotenzial.
Haben Sie auch spezielle Werte, die Sie aktuell empfehlen können?
Miriam Kraus: Im Edelmetallbereich sind selbst große Branchenführer wie Agnico Eagle Mines (AEM) oder Barrick Gold (GOLD) und selbst eine Kinross Gold (KGC) jetzt wieder günstig bewertet – mit steigenden Goldpreisen ergibt sich hier über das Erholungspotenzial hinaus die Chance auf eine Outperformance, da Bergbauaktien im Grunde mit einem eingebauten Hebel auf die Entwicklung des zugrundeliegenden Rohstoffs funktionieren.
Im Tankersektor ist Scorpio Tankers (STNG) mit seiner vergleichsweise modernen Flotte noch nicht zu hoch bewertet. Und Genco Shipping (GNK) mit seiner 10% Dividendenrendite ist eine interessante Value-Aktie.
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